Unister Insolvenz – trifft es die Hanse Merkur?

18.07.2016

Die Zentrale der Hanse Merkur in Hamburg - ein historischer Glaspalast © HanseMerkur

Zunächst war die Branche schockiert über den tragischen Tod der Gründer und Gesellschafter bei einem Flugzeugabsturz. Jetzt folgt der Insolvenzantrag, nimmt Wagner Geheimnisse mit ins Grab?

2016-07-19 (fw/db) Das E-Commerce-Unternehmen Unister Holding GmbH nutzt ein vorläufiges Insolvenzverfahren, um seine Handlungsfähigkeit zu sichern. Die Unternehmens-Holding war vor einigen Tagen vom Unfalltod ihrer Gründer Gesellschafter Thomas Wagner und Oliver Schilling erschüttert worden. Die Insolvenzanmeldung betreffe ausschließlich die Unister Holding, heißt es in einer aktuellen Medienmitteilung. Die operativen Gesellschaften der Firmengruppe seien nicht von der Insolvenz betroffen. Unister betreibt im Internet Reiseportale wie Ab-in-den-Urlaub.de oder Fluege.de. „Der tragische Unfalltod des Gesellschafters bedeutet nicht nur persönlich, sondern natürlich auch gesellschaftsrechtlich und wirtschaftlich einen Einschnitt für das Unternehmen. Das vorläufige Insolvenzverfahren ermöglicht es der Unister Holding, in dieser schwierigen Phase voll handlungsfähig zu bleiben und langfristig ihre Einheit als Unternehmen zu sichern“, sagt Professor Lucas Flöther, der auf Vorschlag der verbliebenen Gesellschafter nach dem tragischen Tod einiger Mitglieder, vom Amtsgericht Leipzig als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt wurde. Der Geschäftsbetrieb des Unternehmens mit 1.100 Mitarbeitern laufe ohne Einschränkungen weiter, die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld gesichert. Flöther habe bereits Kontakt mit Geldgebern, Lieferanten und Kunden des Unternehmens aufgenommen, um sie über die Situation zu informieren. „Die vorläufige Insolvenz bietet vor allem kurzfristige finanzielle Sicherheit. Auf dieser Grundlage kann sich die Unister Holding dann langfristig wieder stabil aufstellen“, so Flöther.

Hanse Merkur von der Unister Insolvenz getroffen?

Der Hamburger Versicherer Hanse Merkur gilt als einer der größten Investoren und Kreditgeber des Internetunternehmen Unister. Etwa 50 Millionen Euro soll Unister insgesamt von der Hanse Merkur erhalten haben. Die Hanse Merkur wollte über die Unister-Töchter vor allem das Geschäft mit Reiseversicherungen und der Krankenzusatzversicherung fördern. Die Hanse Merkur hat neben dem Unister-Engagement, auch die Aktienmehrheit am Liechtensteiner Versicherer CSS Vaduz übernommen, die von dem Schweizer CSS Versicherungskonzern angeblich gegen Zahlung von mehreren Millionen Euro abgegeben wurde. Der Grund für das zusätzliche Geld für eine Übernahme, die CSS-Tochter in Vaduz drohte für die Schweizer Mutter zum Millionen-Grab zu werden. Die Hanse-Merkur ist ein Krankenversicherer mit dem höchsten Wachstum der Branche und einem Umsatz von über 2.000 Millionen Euro. Kritiker sagen das läge wie bei Billig-Flügen, Billig-Urlaub nur an Billig-Tarifen in der Krankenversicherung und riskanten Investitionen für den Vertrieb. Wer aber im Glaspalast residiert, sollte nicht unbedingt mit Steinen werfen.