Investment Grade-Anleihen: Defensiver als Aktien und trotzdem attraktiv verzinst

30.04.2024

Vladislav Krivenkov ist Portfoliomanager der nordIX AG - Foto: © nordIX AG

Investoren suchen in einer weiteren unsicheren Welt mit hoher Volatilität an den Kapitalmärkten nach stabilen und sicheren Anlageoptionen. Investment Grade-Anleihen treten daher in den Vordergrund, die nicht nur Sicherheit, sondern auch attraktive Renditen bieten. Finanzberater und -vermittler können mit entsprechenden aktiv gemanagten Fondsstrategien interessante Zugänge für ihre Kunden eröffnen.

Das Investment Grade-Segment steht bei vielen zinsorientierten Investoren häufig nicht an erster Stelle. Investment Grade-Anleihen sind bekanntlich festverzinsliche Wertpapiere, die von Ratingagenturen eine hohe Bonitätsbewertung erhalten haben. Diese Bewertungen reichen typischerweise von AAA bis BBB- (laut Standard & Poor’s und Fitch) oder Aaa bis Baa3 (laut Moody’s). Die hohe Bonität deutet darauf hin, dass das Risiko eines Zahlungsausfalls durch den Emittenten, also die ausgebende Institution (sei es ein Unternehmen, eine Kommune oder ein Staat), als relativ niedrig eingeschätzt wird.

Bestimmte Fondslösungen zeigen eine aktuelle laufende Rendite im Fonds von mehr als 5 % pro Jahr

Das bedeutet: Sie bieten stabilere, wenn auch in der Regel niedrigere Renditen, was sie zu einer attraktiven Option für konservative Investoren macht, die Wert auf Sicherheit und Vorhersehbarkeit legen. Durch die Aufnahme von Investment Grade-Anleihen in ein Portfolio können Anleger ihr Risiko streuen und die Volatilität ihres Portfolios insgesamt reduzieren. Dies ist besonders nützlich in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder Marktschwankungen. Ein Investment Grade-Portfolio ist damit, bei einer professionellen Struktur, defensiver als ein Aktien-Portfolio und trotzdem attraktiv verzinst. Bestimmte Fondslösungen zeigen eine aktuelle laufende Rendite im Fonds von mehr als fünf Prozent pro Jahr, trotz ihrer Konzentration auf Investitionen mit der Top Bonität „A-“ oder besser. In einem reinem Investment Grade-Portfolio (wie dem „nordIX Anleihen Defensiv“) wird der Drei-Monats-Euribor vereinnahmt, der sich am EZB-Einlagensatz orientiert: Dieser liegt aktuell bei knapp vier Prozent und damit fast mehr als 1,5 % über der Rendite von zehnjährigen deutschen Staatsanleihen.

Durch das aktive Management schlagen solche Konzepte auch vergleichbare Anleihen-ETFs, während sie einen stabilen Track-Rekord durch verschiedene Marktphasen nachweisen können. Aktives Management bei Investment Grade-Anleihen bezieht sich auf eine Anlagestrategie, bei der ein Portfoliomanager oder ein Managementteam kontinuierlich den Markt analysiert und Entscheidungen über den Kauf, Verkauf und das Halten von Anleihen im Portfolio trifft, um eine überdurchschnittliche Rendite im Vergleich zu einem festgelegten Benchmark-Index zu erzielen. Diese Strategie unterscheidet sich von der passiven Anlagestrategie, bei der das Ziel darin besteht, die Marktperformance durch Nachbildung eines Anleihenindex zu replizieren, ohne Versuche, den Markt zu übertreffen.

Anleihen von Logistikpark-Betreibern interessant

Eine exemplarische, risikoreduzierte Zusammenstellung konzentriert sich auf Unternehmens- oder Euro-Staatsanleihen mit einer Verteilung von 60 % des Portfolios in der EU, von 20 % in den USA und 20 % im Rest in der Welt. Der Hintergrund: Seit Februar gilt im Markt die Erkenntnis, dass es in den USA keine Rezession geben wird und die globalen Effekte ausbleiben werden. Das wird sich positiv auf die Bonitätsaufschläge von Unternehmensanleihen auswirken, diese werden sinken und den Investoren Kursgewinne bescheren. Daher sind unter anderem Anleihen von Logistikpark-Betreibern interessant. Diese haben gute Ratings, und durch die wirtschaftliche Stärke der USA stehen die Zeichen gut, dass Import und Export weiterhin florieren und die Nachfrage nach Logistikflächen bestehen bleiben. Zudem kann dieses Segment nicht digitalisiert werden. Auch Anleihen von Banken sind für risikoaverse Anleger attraktiv. Viele Finanzinstitute weisen gute Ratings ohne Gläubigerbeteiligung im Insolvenzfall auf. Da die Arbeitslosigkeit in den USA und Europa niedrig ist sind auch die Kreditausfallraten beherrschbar.

Ein Portfolio wie der „nordIX Anleihen Defensiv“ ist zudem gegen Zinsänderungen gesichert. So haben beispielsweise Schwankungen der deutschen Staatsanleihen – anders als bei anderen Anleihefonds und ETFs – keine Auswirkung auf das Portfolio, das zugleich zusätzliche Erträge durch Bürgschaftsgeschäfte generiert. Für einen begrenzten Zeitraum, in einer begrenzten Schadenssumme versichert der Fonds den Zahlungsausfall von Unternehmen mit guter Bonität gegen eine Gebühr. Das kommt den Investoren zugute. Der Kreditprüfungsprozess und Bonitätseinschätzung der Anleihen funktionieren wie bei einem Bankkredit; das verbessert das Risikomanagement nochmals.

Fazit

Investment Grade-Anleihen bieten eine ausgewogene Mischung aus Risiko und Rendite, was sie zu einer attraktiven Option für viele Arten von Anlegern macht. Sie sind ein wichtiger Bestandteil eines diversifizierten Portfolios, insbesondere für diejenigen, die Wert auf Stabilität und regelmäßiges Einkommen legen. Wie bei jeder Anlageentscheidung ist es wichtig, dass Anleger ihre eigene Due-Diligence-Prüfung durchführen und gegebenenfalls die Beratung durch einen Finanzexperten in Anspruch nehmen. Zusammengefasst ist das Investment Grade-Segment nur vermeintlich langweilig. Denn mit dem richtigen aktiven Ansatz sind dort in der jetzigen Marktphase positive Einstandsrenditen und die längerfristige Sicherung eines attraktiven Kuponniveaus möglich, um sich frühzeitig gegen tendenzielle sinkende Zinsen zu positionieren.

Gastbeitrag von Vladislav Krivenkov, Portfoliomanager beim Hamburger Fixed Income-Spezialisten nordIX AG