Deutsche haben Angst um ihr Geld

09.09.2021

Foto: © DDRockstar - stock.adobe.com

Die Corona-Pandemie sorgt für die größte Angst der Deutschen – jedoch nicht in medizinischer Hinsicht. Das zeigt die R+V Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen 2021“, die außerdem klar macht, wie sehr Aktualität die Angstwahrnehmung prägt.

Mit zahlreichen Einschränkungen versuchen Regierungen weltweit, mehr oder weniger erfolgreich, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern. Um zwangsgeschlossene Unternehmen wirtschaftlich am Leben zu halten und in Kurzarbeit geschickte Arbeitnehmer zu unterstützen, muss der deutsche Staat Milliardensummen aufbringen, die zu einem weiteren Anwachsen der Staatsverschuldung führen. Diese Entwicklung bereitet vielen Bundesbürgern große Sorgen, wie aus der Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen 2021“ hervor, für die das Infocenter der R+V ca. 2.400 Deutsche zu ihren größten Sorgen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit befragt hat. „Der Schuldenberg, der sich bei Bund, Ländern und Kommunen zur Bewältigung der Corona-Pandemie aufgetürmt hat, bereitet den Deutschen in diesem Jahr die größten Sorgen“, so Brigitte Römstedt, Leiterin des R+V-Infocenters, anlässlich der heutigen Pressekonferenz, auf der die Studie vorgestellt wurde. So fürchten 53 % der Befragten, dass der Staat wegen der aus der Corona-Krise resultierenden Schuldenlast dauerhaft Steuern erhöht oder Leistungen kürzt. Ohnehin sind finanzielle Ängste bei der mittlerweile 30. Auflage der Studie klar dominierend: So liegen die Ängste vor steigenden Lebenshaltungskosten (51 %) und dass die Steuerzahler für die EU-Schuldenkrise zur Kasse gebeten werden (49 %) auf den Plätzen zwei und drei. „Die Top-Ängste zeugen vom Realismus der Befragten – und vom Vorrang ihrer materiellen Interessen“, so Manfred G. Schmidt. „Die Staatsschulden, die infolge von Corona erheblich gewachsen sind, erfordern beträchtliche Abgabenerhöhungen oder erhebliche Kürzungen öffentlicher Leistungen oder beides – und zwar dauerhaft“, erläutert der Heidelberger Politikwissenschaftler, der das R+V Infocenter seit fast zwei Jahrzehnten bei der Auswertung der Studie berät. „Das sieht die Mehrheit der Befragten in aller Klarheit.“ Die Staatsschulden sind in diesem Jahr auf den Rekordwert von mehr als 2,2 Billionen Euro gestiegen. „Zusätzlich drohen den deutschen Steuerzahlern hohe Lasten durch die EU-Schuldenkrise, da Deutschland in großem Umfang für die Rettung überschuldeter EU-Mitgliedsstaaten haftet“, erläutert Schmidt. Auch die Sorge vor steigenden Lebenshaltungskosten ist nicht unbegründet. So steigen die Verbraucherpreise seit Jahresbeginn kontinuierlich an. Professor Schmidt moniert, dass die Politiker auch hier nicht Position beziehen: „Um kräftig steigende Inflationsraten machen Wahlkämpfer gerne einen Bogen – und drücken sich vor der Erörterung von Therapien der Inflationsbekämpfung.“

Wie weit die Angst vor einer Corona-Infektion verbreitet ist und welche Angst aktuell weit nach oben geht, lesen Sie auf Seite 2