“Klimaschutz braucht bürgernahe Lösungen.”
15.04.2025

Gitta Connemann bei der 1. Berliner Konferenz für Bürgerlichen Klimaschutz (BKBK) organisiert vom Verein heimatwurzeln e.V. Foto: © Frank Nürnberger / BKBK
Die 1. Berliner Konferenz für Bürgerlichen Klimaschutz (BKBK) setzte mit ihren prominenten Gästen einen entscheidenden Impuls für einen bürgerlichen Klimaschutz in Deutschland. Organisiert wurde die Konferenz vom gemeinnützigen Verein heimatwurzeln e.V. im dbb forum Berlin. Mehr als 100 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft debattierten, wie Klimaschutz zu einer Chance für ländliche Räume, die Sicherheitspolitik und die Zukunft der deutschen Landwirtschaft werden kann.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Keynote der CDU-Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Gitta Connemann. Sie betonte: “Klimaschutz braucht bürgernahe, alltagstaugliche und praxisnahe Lösungen.” Sie unterstrich die Bedeutung, Maßnahmen gemeinsam mit den Menschen zu gestalten, die Klimaschutz ideologiefrei und realistisch zu gestalten und Chancen statt Verzicht zu betonen: „Die Frage ist: Was trauen wir Menschen zu? Wenn wir wirklich etwas für das Klima erreichen wollen, geht das nur mit den Menschen, nicht gegen sie.“ Die anschließende Podiumsdiskussion trug den Titel „Deutsche Energie – Nationale Sicherheit & Klimaschutz“ und setzte sich mit Perspektiven der Energiewende für die Versorgungssicherheit auseinander. Den nationalen Sicherheitsaspekt an erneuerbaren Energien unterstrich Oberst i.G. Stefan Frankenberger von der neugegründeten Heimatschutzdivision der Bundeswehr, der erklärte welche Rolle die deutsche Energieinfrastruktur für die nationale Sicherheit spielt. Connemann wies im Hinblick auf russische Energieimporte darauf hin, dass auch der Entzug von Energie als Waffe gegen Deutschland eingesetzt werde.
Ein Beispiel, welche Chancen eine lokale Energieerzeugung eröffnet, lieferte Michael Knape, der Bürgermeister der Stadt Treuenbrietzen im Südwesten Brandenburgs. Er schilderte lebhaft, wie seine Kommune durch erneuerbare Energien mit günstiger Energie unabhängig geworden sei und das obwohl die Grundvoraussetzungen gegen ihn gestanden hätten: „Am Rande von Brandenburg, da hilft uns niemand, also galt es die eigenen Ressourcen, die wir vor Ort haben sinnvoll für einen eigenen Wirtschaftskreislauf zu nutzen. Dazu haben wir u.a. uns unser eigenes Netz gebaut, weil wir schlichtweg keine Möglichkeit erhalten haben, das vorhandene Netz direkt nutzen zu können.” Und weiter: „Es geht bezahlbar, brutto 12ct die Kilowattstunde, Tendenz fallend, 24/7, 365 Tage im Jahr verfügbar, und das nicht als Plan, sondern als verlässliche Realität bereits seit 15 Jahren.“
Korbinian Rausch, Kampagnenleiter von heimatwurzeln e.V. brachte es schlussendlich mit einem Vergleich zum Zitat des Bundesverteidigungsministers a.D. Dr. Peter Struck, spitz auf den Punkt: „Ich bin überzeugt, die Sicherheit und Freiheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch an einer Biogasanlage in Treuenbrietzen verteidigt.“
Die zweite Halbzeit der 1. BKBK widmete sich dem Klimaschutz in der deutschen Landwirtschaft. Eingeleitet wurde sie durch eine Keynote der Landwirtin und Agrarinfluencerin Marie Hoffmann, die erklärte, „Landwirte sind in ihren Dörfern und in ihrer Heimat verwurzelt. Wir Landwirte tragen Verantwortung für unsere Umwelt und haben eine intrinsische Motivation, uns für Umwelt-, Arten- und Klimaschutz zu engagieren.” Das darauf folgende Panel war agrarpolitisch prominent besetzt und trug den Titel „LandPerspektiven – Abbau klimaschädlicher Bürokratie“. Der Referent des Projektes Tobias Esch wies zu Anfang der Diskussion auf einen Erfahrungswert aus den von ihm organisierten Gesprächsrunden mit Landwirten hin: „Wir Landwirte wollen uns rund um den Schutz der Umwelt, des Klimas und der Heimat engagieren, aber wir brauchen dafür eine Kompensation und weniger klimaschädliche Bürokratie.”
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Franziska Kersten wies auf ein Problem der Regulation aus ihrer Erfahrung als Amtstierärztin hin: „Wenn ich etwas nicht überwachen kann, dann sollte man es auch nicht vorgeben.” Zur Arbeit in der neuen Regierung, die parallel zur Veranstaltung ihren Koalitionsvertrag vorstellte, sagte sie: „Wir haben eine Vision für eine gute Zukunft unseres Landes und müssen den Menschen das Vertrauen geben, dass wir jetzt auch liefern.” Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, fasste das Grundproblem im Verhältnis von Bürokratie und Klimaschutz in der Landwirtschaft in klare Worte: „Bürgerlicher Klimaschutz definiert sich über Verantwortung, Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit. Bürokratie ist aber etwas, das Effizienz einschränkt und Wirtschaftlichkeit verhindert. Und ja, überflüssige Bürokratie ist auch klimaschädlich.” Er wies auch darauf hin, dass der Deutsche Bauernverband schon im vergangenen Jahr ein umfassendes Forderungspapier für den Bürokratieabbau vorgelegt hatte.
„Die 1. Berliner Konferenz für Bürgerlichen Klimaschutz war ein voller Erfolg. Sie hat deutlich gemacht, dass ein gemeinsamer bürgerlicher Ansatz im Klimaschutz zwar bisher fehlte, aber mit Personen, wie den heutigen Panelisten möglich ist. Wenn Klimaschutz zum Sicherheitsempfinden der Menschen beiträgt, neue Einkommen satt Kopfschmerzen für landwirtschaftliche Betriebe schafft, dann sind wir auf dem Weg zu einer breiten Akzeptanz und schaffen Chancen.“ resümierte Florian Wagner, Geschäftsführer von heimatwurzeln e.V. (fw)

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