Die aktuelle DAX-Erweiterung und ihre Auswirkung auf die deutsche Finanzwelt

06.12.2021

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DAX-Reform 2021: So wirkt sich die Erweiterung auf 40 Konzerne aus

Seit September präsentiert sich das deutsche Börsenbarometer DAX in einer neuen Zusammensetzung: Nun beeinflussen die Aktienkurse von vierzig Unternehmen den aktuellen DAX-Wert, davor waren es dreißig. Zusätzlich hat die Deutsche Börse AG die Regeln für die Aufnahme in den Leitindex verändert und in Teilen verschärft. Anleger profitieren von diesen Neuerungen.

Aufstockung von 30 auf 40: DAX bildet Wirtschaft besser ab

Der DAX als Leitindex des deutschen Aktienmarkts dient seit 1988 dem Zweck, Investoren ein prägnantes Stimmungsbild des momentanen Börsengeschehens zu geben. Allerdings büßte er diese Funktion zunehmend ein: Die Zusammensetzung unterschied sich immer stärker von den tatsächlichen Entwicklungen in der Wirtschaft, von einem repräsentativen Bild konnte keine Rede mehr sein. Branchen der Old Economy wie Energie, Automobil und Finanzdienstleistungen verfügten über ein zu großes Gewicht, während neue Akteure wie Internethändler fehlten. Die Erweiterung auf vierzig DAX-Konzerne schafft Abhilfe: Dank der Vergrößerung finden sich im neuen DAX mehrere Vertreter innovativer und dynamisch wachsender Branchen. Damit haben die Verantwortlichen der Deutschen Börse, die den DAX als eingetragene Marke betreibt, ihr wesentliches Ziel erreicht.

Zusätzliche DAX-Unternehmen: Das sind die Neulinge

Zehn weitere Aktiengesellschaften sind seit der Erweiterung Komponenten im DAX 40. Zu den Profiteuren gehören der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus, der Konsumgüterkonzern Beiersdorf und der Chemikalienhändler Brenntag. Auch der Sportartikelhersteller Puma und die Beteiligungsgesellschaft Porsche können sich nun als DAX-Konzern bezeichnen. Besondere Erwähnung verdienen die fünf folgenden DAX-Aufsteiger, da sie die New Economy repräsentieren:

- HelloFresh: Online-Lebensmittelhändler - Zalando: Online-Modehändler - Quiagen: Biotech - Sartorius: Bioprozesstechnologien - Siemens Healthineers: Medizintechnik

In den Segmenten E-Commerce, Biotech und Medizintechnik steigen die Umsätze deutscher Firmen überdurchschnittlich, weltweit kommt diesen Branchen ebenfalls eine rasant wachsende Bedeutung zu. Mit der DAX-Reform 2021 finden diese Trends auch im wichtigsten Aktienindex Deutschlands Niederschlag. Die regelmäßigen Indexanpassungen dürften dazu führen, dass weitere Unternehmen der New Economy in den DAX aufsteigen.

Lehren aus dem Wirecard-Skandal: strengere Regeln für DAX-Unternehmen

Der konkrete Auslöser für die DAX-Überarbeitung war der weltweit beachtete Skandal um den Finanzdienstleister Wirecard. Anleger verloren in riesigem Umfang Kapital, das Ansehen des DAX und der Deutschen Börse AG erlitt einen erheblichen Imageschaden. Mit der DAX-Reform 2021 haben die Verantwortlichen die Kriterien für die DAX-Aufnahme sowie für alle Mitglieder der DAX-Familie verschärft. Zwei Regeländerungen ragen heraus:

  1. DAX-Kandidaten müssen mindestens zwei Jahre lang ein positives EBITDA aufweisen. Diese Kennzahl gibt ab, ob ein Unternehmen profitabel ist.
  2. Potenzielle und bestehende DAX-Mitglieder müssen fristgerecht alle Berichtspflichten erfüllen.

Darüber hinaus hat die Deutsche Börse das bisherige Aufnahmekriterium Börsenumsatz gestrichen. Seit September kommt es ausschließlich auf die Marktkapitalisierung des Streubesitzes an. Experten halten das für einen konsequenten Schritt: Die Umsätze an der Börse sagen nichts über die Qualität einer Aktie aus. Mit der Marktkapitalisierung gibt es ein ausreichendes Kriterium, um die wirtschaftlich bedeutendsten Aktiengesellschaften zu identifizieren.

Diese Bedeutung hat die DAX-Reform für Anleger

Die Änderungen im DAX betreffen unmittelbar alle Sparer, die in DAX-Produkte wie Indexfonds investieren. Vor allem ETFs als preiswerte Fonds, die einen Index wie den DAX eins zu eins nachbilden, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. DAX-ETFs haben die Neuerungen im Leitindex präzise nachvollzogen. Das Kapital der Anleger fließt seitdem in vierzig statt dreißig Aktiengesellschaften entsprechend dem aktuellen Indexgewicht jeder einzelnen Aktie. Das erweist sich als vorteilhaft: ETF-Sparer investieren mit ihren DAX-Produkten breiter, sie partizipieren auch am dynamischen Wachstum des E-Commerce sowie der Biotech- und Medizintechnikbranche. Indexfonds auf den neuen DAX 40 bezogen, zeichnen sich im Vergleich zu den alten DAX-Fonds durch eine größere Diversität und Risikostreuung aus.