Die Eurozone wird auseinanderbrechen

06.09.2022

Dr. Holger Schmitz, Vorstand der SCHMITZ & PARTNER AG – Privates Depotmanagement / Foto: © Schmitz, Vorstand der SCHMITZ & PARTNER AG

Europa hat gegenwärtig an verschiedenen Fronten zu kämpfen. Auch zählt die Europäische Gemeinschaft zu den Hauptleidenden des Ukraine-Krieges. Indes kommen Zweifel, inwieweit die EU als Ganzes fortbestehen kann. Deutliche Worte zur Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) findet Dr. Holger Schmitz, Vorstand der SCHMITZ & PARTNER AG – Privates Depotmanagement:

„Die beispiellose Geldschwemme der EZB in den vergangenen Jahren ist die Hauptursache für die aktuell hohen Inflationsraten.“ Die Geldmenge stieg deutlich stärker als das Wirtschaftswachstum. Das führe eben zu Inflation.

Dass EZB-Chefin Christine Lagarde die gestiegenen Preise lange als „vorübergehend“ abtat, war aus Sicht des Vermögensverwalters Kalkül: „Im Durchschnitt liegt die Staatsverschuldung in der Eurozone bei über 100 Prozent. Machen wir uns keine Illusionen: Nominal können die Schulden nicht zurückgezahlt werden. Aber sie können real kleiner werden.“ Genau das geschieht bei hohen Inflationsraten. „Das bedeutet letztendlich, dass die Politik froh darüber ist.“

Die aktuellen Entwicklungen in der Eurozone belasten auch die Währung: Der Euro hat zuletzt gegen die meisten anderen bedeutenden Währungen weltweit deutlich abgewertet. „Viele Anleger aber vernachlässigen die Währungskomponente in ihren Portfolios“, hat Schmitz beobachtet. „Das halte ich für einen Fehler, denn für mich steht fest: Mit Euro-Investments lässt sich der Kaufkraftverlust nicht aufhalten.“ Dafür eignen sich aus seiner Sicht eher Währungen wie die Norwegische Krone oder insbesondere der Schweizer Franken.

Der Schweizer Franken ist gegenüber dem Euro in den vergangenen Jahren immer stärker geworden. Dass sich im Verhältnis der beiden Währungen in den kommenden Jahren der Trend umkehren wird, hält Schmitz für äußerst unwahrscheinlich: „Die Gründe für die Abwertung des Euro lösen sich ja nicht einfach auf. Ich kann mir kein Modell vorstellen, bei dem der Franken in Zukunft dauerhaft gegenüber dem Euro verlieren wird. Ganz im Gegenteil: Der Euro wird noch schwächer werden.“ (ah)