Elf Millionen Haushalte können nicht genug fürs Alter sparen

06.07.2022

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Der finanzielle Spielraum vieler Menschen ist so gering, dass sie ihre Rentenlücke nicht selbstständig schließen können, zeigt eine Studie im Auftrag des GDV. Die Inflation verschärft die Lage noch. Knapp elf Mio. Haushalte sind davon betroffen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts Prognos im Auftrag des GDV. Dies betrifft vor allem die unteren Einkommensbezieher sowie Alleinstehende und Alleinerziehende.

„In vier von zehn Haushalten mit Personen im Erwerbsalter ist der finanzielle Spielraum selbst dann zu klein, wenn sie ihr monatlich frei verfügbares Geld vollständig für die Altersvorsorge einsetzen würden“, sagt Prognos-Studienleiter Oliver Ehrentraut. Aufgrund des geringen Sparpotenzials bestehe in diesen Gruppen Nachhol- und teilweise Unterstützungsbedarf. Mögliche Zulagen, beispielsweise die staatliche Riesterförderung oder auch Arbeitgeberzuschüsse zur betrieblichen Altersversorgung, flossen in die Berechnung nicht mit ein.

Die derzeit hohe Teuerung verschärft die Situation zusätzlich. „Die Inflation erhöht einerseits den Vorsorgebedarf für die Zukunft, engt aber zugleich den Spielraum zum Sparen heute ein“, betont GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Eine bessere Förderung insbesondere von Geringverdienern sei daher dringend notwendig. Zumal die steigenden Preise die unteren Einkommensgruppen am stärksten treffen, wie die Studie auch zeigt. Während die Konsumausgaben aller Haushalte seit April 2021 um durchschnittlich 5,7 % gestiegen sind, kletterten sie im untersten Einkommensviertel der Haushalte um 7,8 %. „Die Inflation verschärft die Altersvorsorgesituation breiter Bevölkerungsteile“, sagt Ehrentraut. Personen mit geringen Einkommen könnten die Teuerung kaum auffangen, da bei ihnen der Anteil an „nicht notwendigen“ Ausgaben relativ klein sei. „Die Mehrausgaben gehen dann zu Lasten des Sparpotenzials und damit der Altersvorsorge.“

Um insbesondere Geringverdienern das Sparen zu erleichtern, plädiert der GDV für ein attraktiveres und einfacheres Fördersystem. „Eine Erhöhung der Zulagen ist nötig“, sagt Asmussen. Zugleich müssten die Ertragschancen in der geförderten Altersvorsorge verbessert werden, um der Inflation zu begegnen. „Eine Lockerung der 100-prozentigen Beitragsgarantie würde es den Anbietern erlauben, das Geld der Kunden chancenreicher anzulegen“, so der GDV-Hauptgeschäftsführer. Auch die Kosten der Produkte könnten sinken, wenn gesetzliche Vorgaben vereinfacht und komplizierte Wahlmöglichkeiten wegfallen würden. (hdm)