Feather: Das Start-up, das drei Jahre lang bootstrapte und kürzlich eine Finanzierung vom Transferwise-Gründer Taavet erhielt

24.05.2022

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Feather wurde 2018 von Rob Schumacher und Vincent Audoire gegründet, nachdem das Start-up als eines der ersten die Finanzierung aus der ersten Runde von Entrepreneur First in Berlin erhalten hatte. Rob brachte dabei seine Erfahrung in Versicherungsmathematik und Beratung für Versicherungsunternehmen bei McKinsey ein: Die Idee war, alles schneller, einfacher und ehrlicher zu machen - dass das in der Versicherungsbranche ein Problem ist, würden viele in der Versicherungsbranche nur ungern zugeben.

Als Rob erfuhr, dass Vincent, einer der ersten Mitarbeiter von N26, sein eigenes Unternehmen gründen wollte, taten sich die beiden zusammen - entwickelten teilweise radikale Ideen: mit digitalen Produkten ähnlich denen der FinTech-Branche, mit der Vincent sehr vertraut war, sollte die Versicherungslandschaft nachhaltig verändert werden.

Wie Feather gegründet wurde

In den ersten Monaten nach der Gründung von Feather versuchten Rob und Vincent erfolglos, Investoren zu gewinnen. Ein einfaches Pitch Deck reichte allerdings nicht aus, um die Aufmerksamkeit von Investoren auf sich zu ziehen. Stattdessen mussten sie sich auf das Bootstrapping und die Einführung von Produkten konzentrieren, die für Kunden sowohl relevant als auch interessant waren.

Sie erstellten MVPs (Minimal Viable Products). So sollten mehrere Ideen gleichzeitig getestet und weiterentwickelt werden, die bei den Kunden Anklang fanden. Etwa 95 % der Experimente schlugen fehl. Die 5 %, die aber erfolgreich waren, bilden heute die Grundlage des Geschäftsmodells von Feather.

Anstatt Ideen zu verwirklichen, die die Bedürfnisse der Kunden vielleicht gar nicht erfüllen, bringt organisches Wachstum ein Unternehmen dazu, sich auf das zu konzentrieren, was für die Kunden wichtig ist. Das Team wuchs auf etwa 25 Mitarbeiter an - und Feather verzeichnete einen positiven Cashflow. Die Zeit war reif, um Investoren zu gewinnen, die mittels ihrer Investitionen den Bekanntheitsgrad der Produkte und Dienstleistungen erhöhten.

Was andere Start-ups falsch machen

Warum nehmen Rob und Vincent also erst jetzt Investoren an, obwohl diese teilweise schon Jahre zuvor für eine Finanzierungsrunde Schlange standen? Der Hauptgrund: Sie wollten sich nicht nur auf ihr Bauchgefühl verlassen und sicherstellen, dass sie Produkte entwickeln, die die Kunden auch tatsächlich brauchen.

"Sich nur auf ein einziges Produkt zu konzentrieren, Investitionen für dieses zu erhalten und es dann so weit auszubauen, dass es nahezu unmöglich wird schnell zu iterieren, ist eine typische Falle in die man als Neugründer allzu leicht tappen kann. Deshalb ist mein persönlicher Rat, nicht so sehr an den ursprünglichen Ideen zu hängen. Wir hatten z.B. sehr viele neue Ideen, aber die meisten von ihnen sind gescheitert und das ist völlig normal. Es geht letztlich darum zu experimentieren, zu iterieren, zu sehen, was funktioniert und von dort aus weiterzumachen." - Vincent Audoire, CTO und Mitbegründer von Feather

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