Gothaer KMU-Studie 2022: Fachkräftemangel verschärft sich drastisch

23.08.2022

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Ganz gleich ob im Handwerk, im Maschinenbau oder im Gesundheitswesen – kaum ein anderes Thema steht so sehr im Fokus der deutschen Wirtschaft wie der Mangel an Nachwuchs und Fachkräften. Eine aktuelle Umfrage unter KMU im Auftrag der Gothaer belegt: Die Herausforderung, qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu binden, ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich größer geworden. 46 % der befragten kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland geben in der aktuellen KMU-Studie der Gothaer an, Schwierigkeiten zu haben, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden und an ihr Unternehmen zu binden.

Dies entspricht einem Anstieg um sechs Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2021. Auffällig dabei sind die Unterschiede zwischen kleinen und größeren Unternehmen: Während 28 % der Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitenden diese Herausforderung sehen, sind es bei Unternehmen mit einer Größe von elf bis 20 Mitarbeitenden schon 44 %. Besonders deutlich ist das Problem der Mitarbeitendengewinnung und -bindung bei den mittleren und größeren Unternehmen mit 21 bis 200 beziehungsweise 201 bis 500 Mitarbeitenden. Verglichen mit 2021 stiegen bei ihnen die Werte um 13 beziehungsweise drei Prozentpunkte auf 58 und 54 %.

„Als führender Partner für den Mittelstand sind wir im stetigen Austausch mit unseren Kunden. Aus unserer Erfahrung erleben Unternehmen aus fast allen Branchen den Nachwuchs- und Fachkräftemangel als größte Herausforderung. Es freut mich, dass viele Unternehmen im Kampf um Talente immer stärker auf die bAV und bKV als Instrument zur Mitarbeiterbindung zurückgreifen. Sie wissen, dass Aufwand und Kosten überschaubar sind und diese Services ihren Mitarbeitenden einen echten Mehrwert bieten“, so Oliver Brüß, Vertriebsvorstand der Gothaer.

Ein wesentlicher Treiber für den Fachkräftemangel ist der demographische Wandel. Laut Statistischem Bundesamt wird im Jahr 2035 die Zahl der Personen im erwerbstätigen Alter zwischen 19 und 67 Jahren zwischen 46 und 48 Mio. Menschen betragen. Im Vergleich zum Jahr 2020 entspräche dies einem Rückgang zwischen sieben und elf %. Klar im Vorteil ist, wer also schon jetzt junge Arbeitskräfte für sich gewinnt, um einem späteren Fachkräftemangel vorzubeugen. Untätig sind die deutschen Firmen jedenfalls nicht, wenn es um ihre Attraktivität als Arbeitgeber geht. Auf Platz 1 der genutzten Möglichkeiten, um junge Arbeitnehmende zu gewinnen: flexible Arbeitszeiten. 44 % der befragten Unternehmen setzen auf Vereinbarungen, die beim Arbeitszeitrahmen von der sogenannten Normalarbeitszeit abweichen. Kein Wunder: Wer Teil- oder Gleitzeit anbietet, kommt nicht nur der Work-Life-Balance der Menschen entgegen, sondern auch den verschiedenen Lebensmodellen.

Ebenfalls attraktiv und durch die Pandemie zeitweise zum Pflichtangebot geworden: das Home-Office. Die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten, haben 38 % der KMU im Programm. Im Vorjahr waren es noch drei Prozentpunkte weniger. Knapp dahinter reihen sich attraktive Gehaltszahlungen (37 %) ein, ein Anstieg um zwei Prozentpunkte. Besonders auffällig: Größere Unternehmen mit erhöhtem Personalmangel sind eher dazu bereit, Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität umzusetzen. Dies zeigt sich insbesondere bei flexiblen Arbeitszeiten und beim Home-Office. Während die Werte hier bei 35 beziehungsweise 28 % für Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitenden liegen, betragen sie bei den größeren Unternehmen mit 201 bis 500 Mitarbeitenden 56 beziehungsweise 54 %.

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