Meisterstück

21.06.2021

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Private Unfallversicherungen wurden früher vor allem für Kinder empfohlen – und für Erwachsene für den Freizeitbereich, wenn es keine Haftung etwa durch die Berufsgenossenschaften gibt. Doch diese Zeiten sind lange Vergangenheit. Heutzutage können die Policen sogar einen wertvollen Zweck in einem Bereich erfüllen, in dem nicht mal die BU-Absicherung weiterhilft.

Manche Unfallpolicen schließen auch Impfschäden ein. Doch ist dies eine haarige Angelegenheit, denn ob auch Corona-Impfschäden drunter fallen, ist fraglich, da sie in den Versicherungsbedingungen nicht exakt aufgeführt sind. Hinzu kommt ein relativ hoher Preis für derartige Verträge; und das tatsächliche Risiko ist in der Realität äußerst begrenzt. Makler können sich hierbei jedenfalls auf dünnes Eis begeben. Dabei können Unfallpolicen heutzutage so viel, dass es auf zusätzliche Werbeargumente gar nicht ankommt. Längst vorbei ist nämlich die Zeit, als der finanzielle „Trostpflastereffekt“ im Vordergrund stand. Unfallversicherungen haben sich von ihrer Bedeutung her in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Dies bestätigt nicht nur Klaus-Peter Klapper, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Biometrie der Stuttgarter Lebensversicherung: „Ja, wenn man den Wirkungskreis auf den Leistungsumfang der Unfallversicherung bezieht, wird die Unfallversicherung oft unterschätzt – zu Unrecht. Tatsache ist: Die Angebote im Markt haben in den letzten Jahren einen starken Innovationsschub erlebt. Gute Produkte sind heute so flexibel und leistungsstark wie nie zuvor.“ Beispielsweise sei die Unfallversicherung der Stuttgarter mit über 30 zusätzlich wählbaren Leistungsarten wie z. B. Unfall-Krankenhaustagegeld, Genesungsgeld oder Reha-Management Spitze im Markt. Dadurch biete man den Versicherten einen sehr umfangreichen und individualisierten Unfallschutz. Sie hätten die Möglichkeit, rein krankheitsbedingte Ursachen finanziell abzusichern, beispielsweise schwere Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebserkrankungen oder Organschäden. Gerade vor dem Hintergrund der Versicherbarkeit und der Ausrichtung auf einen stark individualisierten Absicherungsbedarf stellt die Unfallversicherung im Einzelfall also durchaus eine gute Vorsorgealternative zur Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung dar.

Manchmal besser als BU-Policen

Auch Marcus Stephan, Vorstand der InterRisk Versicherungs-AG Vienna Insurance Group und der InterRisk Lebensversicherungs-AG Vienna Insurance Group, sieht das so: „Ich denke, die Erfordernis für eine private Unfallversicherung wird noch immer unterschätzt. Sowohl eine Unfallversicherung als auch eine BU dürfen in keiner privaten Vorsorge fehlen.“ Es sei wichtig, sich vor Augen zu führen, dass eine gute Unfallversicherung nicht nur umfassenden Schutz für finanzielle Folgen eines Unfalls biete, sondern auch noch viele zusätzliche Hilfeleistungen enthalte – Leistungen, die eine BU nicht erbringen würden. Das bedeutet, dass beide Absicherungsbausteine ihren Nutzen stiften, es kommt letztlich immer auf den konkreten Bedarf an. Um ein Leistungsbeispiel für eine hochwertige Unfallversicherung zu nennen, stelle man sich nur Folgendes vor: Eine Patientin bekommt die Diagnose Sprunggelenkssprengung – mindestens drei Monate absolute Entlastung des Fußes durch zwei Gehhilfen. Da muss man sich jetzt nur den Alltag vorstellen: Kochen, Aufräumen, Kinder versorgen und zur Schule bringen und abholen oder den Hund versorgen und ausführen. Die eigene Rekonvaleszenz braucht ihre Zeit und bedarf regelmäßiger, physiotherapeutischer Behandlung und Begleitung durch den Arzt. Wie also die Termine wahrnehmen, wenn man alleinstehend ist oder der Partner arbeitet? Das Leben geht weiter, die Lohnfortzahlung endet nach sechs Wochen, aber zusätzlichen Kosten kommen auf einen zu – und das nicht zu knapp. Gut, wenn dann die eigene Unfallversicherung rund um die Uhr erreichbar ist und die jeweiligen Services, wie etwa Fahrdienste oder Haushaltshilfe, nicht nur umgehend organisiert, sondern die Kosten dafür auch komplett übernimmt. Und zwar ungeachtet der Versicherungssumme der Unfallversicherung. Bedenkt man weiterhin, dass immer mehr Menschen von den eigenen Angehörigen gepflegt werden (2017: 3,4 Millionen Pflegebedürftige, ca. drei Viertel wurden von Angehörigen gepflegt), so kommt der Unfallversicherung eine weitere ganz besondere Bedeutung zu. Denn wenn die pflegende Person einen Unfall hat, wird innerhalb kürzester Zeit eine Pflegekraft organisiert, die die Pflege der Angehörigen übernimmt. Dabei werden sogar die anfallenden Kosten für einen bestimmten Zeitraum getragen. Übrigens wäre hier aus einer klassischen BU-Absicherung keine Leistung zu erwarten.

Makler sollten Erwartungshorizont checken

Wie weit geht aber die Individualisierung der Leistungszusagen? Schließlich sind die Kundenwünsche und -bedürfnisse sehr unterschiedlich. Klapper erklärt dazu: „Unfallversicherer können ihre Produkte durch einen höheren Grad an Modularität und Individualisierung noch besser auf Kundenanforderungen zuschneiden. Prinzipiell sind alle Kundengruppen vom Risiko eines Unfalls betroffen und benötigen einen Unfallschutz. Im Idealfall sollte dies aber ein Schutz sein, dessen Leistungsspektrum auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten ist.“ Es komme auf die individuelle Lebenssituation an, welche Leistungsbausteine empfehlenswert seien. Man biete in den Produkten als Basis für die Unfallvorsorge die Grundleistungen Kapitalleistung bei Invalidität, Unfall-Rente und Todesfallleistung an. Darüber hinaus könnten Kunden weitere, optionale Leistungen hinzuwählen. Aus dieser Kombination verschiedener Produktmerkmale könne man für jede Kundengruppe den passgenauen Schutz anbieten: beispielsweise auch zielgruppenspezifische Lösungen für Hausfrauen und Hausmänner. Zusätzlich habe man für ältere Menschen eigene Lösungen entwickelt. Stephan sagt: „Unfallversicherungen der InterRisk mit den unterschiedlichen Leistungskonzepten wie L, XL und XXL sind bereits auf die unterschiedlichen Kundenanforderungen angepasst. Dabei bedarf es keiner Extraversicherung für Kinder oder Senioren: Alle Leistungen sind für alle Zielgruppen enthalten.“ Außerdem gebe es einen wichtigen Faktor: Menschen würden immer älter und bei der InterRisk gebe es kein Höchstalter, auch nicht beim Eintritt. Also sei auch bei einem 100-Jährigen ein Oberschenkelhalsbruch mitversichert: angefangen bei der Organisation der Pflegehilfe über das Versorgen mit einer warmen Mahlzeit bis hin zum Fahrdienst zum Arzt. Auf solche Zusatzleistungen zähle man und sei dadurch am Markt top positioniert. Stephan: „Meiner Meinung nach lohnt es sich als Makler, die Bedingungen genau zu vergleichen und Leistungen, die der Kunde nicht automatisch erwarten würde, im Beratungsgespräch zu thematisieren.“ (hdm)