Munich Re plant drei Milliarden Euro Gewinn

05.11.2014

Die Munich Re peilt einen Konzerngewinn von über 3.000 Millionen Euro für 2014 an. Die Konzerntochter ERGO soll hierzu eine halbe Milliarde Euro beitragen.

2014-11-06 (fw/db) Die Munich Re AG meldet für die ersten neun Monate 2014 einen deutlich gestiegenen Konzerngewinn von 2,4 Milliarden Euro nach 2,1 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Im 3. Quartal erreichte die Gruppe einen Gewinn von 738 Millionen Euro. Damit dürfte das Ziel in 2014 einen Gewinn von drei Milliarden Euro zu erzielen für 2014 leicht übertroffen werden.

Finanzvorstand Jörg Schneider zeigte sich mit dem Quartalsergebnis zufrieden. „Das konzernweite Geschäft von Munich Re verlief trotz schwieriger Rahmenbedingungen erfreulich. Es gibt noch viele Risiken, die entweder unter- oder gar nicht versichert sind.“

Als Beispiele für Unterversicherung nannte Schneider Regionen mit High-Tech-Zentren, etwa in Asien. Auch Haftungsrisiken seien oft nicht ausreichend versichert – nicht nur bei komplexen Technologien. Ein weiteres Wachstumsfeld seien Wetterrisiken, etwa Einnahmeausfälle von Unternehmen bei zu großer Kälte oder zu starkem Regen.

„Hier werden nur Risiken in einstelliger Milliardenhöhe gedeckt, die ökonomischen Wetterrisiken weltweit sind aber um ein Vielfaches höher“, erklärte der Finanzvorstand.

In der Erstversicherung habe die ERGO Versicherungsgruppe AG mit ihrer neuen Hochwasserpolice für Gebäude in Hochrisikogebieten deutlich gemacht, dass bisher unversicherbare Risiken inzwischen gedeckt werden können. Munich Re werde auch weiterhin mit der in den wichtigsten Märkten der Welt angesiedelten Risikoexpertise vermehrt anspruchsvolle Lösungen für den Risikotransfer entwickeln und so Chancen auf profitables Wachstum nutzen.

Bezogen auf das von Munich Re für 2014 angestrebte Ergebnis prognostizierte Schneider: „Es gibt immer noch Unsicherheiten, wie zum Beispiel die in Europa jetzt erst beginnende Wintersturmsaison. Die Schäden durch Wirbelstürme in den USA und der Karibik waren aber bisher recht gering. Insgesamt rechnen wir daher inzwischen damit, einen Gewinn von etwas über 3 Mrd. € erreichen zu können.“

Rückversicherung: Gewinn von 533 Millionen Euro

Im Rückversicherungsgeschäft betrug das operative Ergebnis im 3. Quartal 598 (845) Millionen Euro. Der Anteil des Geschäftsfelds Rückversicherung am Konzernergebnis belief sich im 3. Quartal auf 533 (511) Millionen Euro. Von Januar bis September steuerte die Rückversicherung ein Ergebnis von 1.928 (1.703) Millionen Euro bei.

Die gebuchten Bruttobeiträge fielen von Juli bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,3 Prozent auf 6,7 (6,9) Milliarden Euro. Bei unveränderten Wechselkursen wäre der Umsatz um 1,7 Prozent gefallen. Im Segment Lebensrückversicherung sanken die gebuchten Bruttobeiträge im 3. Quartal um 6,9 Prozent auf 2.449 (2.631) Millionen Euro. Die Beiträge in der Schaden- und Unfallrückversicherung stiegen insgesamt um 0,5 Prozent auf 4.284 (4.263) Millionen Euro.

In der Lebensrückversicherung lag das versicherungstechnische Ergebnis im 3. Quartal bei 57 (-27) Millionen Euro. Erhebliche Aufwendungen ergaben sich aus der Ablösung einzelner Verträge in den USA, damit entlastet Munich Re die zukünftige Ergebnisentwicklung. Ansonsten entwickelte sich das Ergebnis in den anderen wichtigen Märkten erwartungsgemäß oder besser.

In der Schaden- und Unfallrückversicherung lag die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) im 3. Quartal bei 91,3 (94,3) Prozent der verdienten Nettobeiträge, in den ersten neun Monaten lag sie bei 93,2 (93,1) Prozent. Die Gesamtbelastung durch Großschäden betrug im 3. Quartal 257 (595) Millionen Euro. Damit machten die Aufwendungen für Großschäden im 3. Quartal 6,4 (14,8) Prozent der verdienten Nettobeiträge aus, in den ersten neun Monaten 7,5 (10,8) Prozent.

Die Belastungen aus Naturkatastrophen lagen im 3. Quartal mit 100 (306) Millionen Euro weit unter den Erwartungen. Im September verursachte Hurrikan Odile im Nordwesten Mexikos schwere Schäden, hier rechnet Munich Re mit einer Belastung in Höhe von rund 65 Millionen Euro. Weitere Schäden größeren Ausmaßes verursachten heftige Regenfälle in verschiedenen Teilen der USA im August, die Belastungen für Munich Re belaufen sich hier auf rund 35 Millionen Euro. Im Übrigen gab es für Schadenereignisse früherer Geschäftsjahre gegenläufige, in der Summe neutrale Anpassungen.

Die von Menschen verursachten Schäden summierten sich im 3. Quartal auf 158 (288) Millionen Euro. Da die Meldungen für die sogenannten Basisschäden insgesamt weiterhin spürbar unter dem erwarteten Niveau liegen, konnten Rückstellungen in Höhe von 160 Millionen Euro aufgelöst werden; in den ersten neun Monaten waren es 485 Millionen Euro. Das sind jeweils vier Prozent der in der jeweiligen Periode verdienten Nettobeiträge.

In der kommenden Erneuerungsrunde zum 1. Januar 2015 steht bei Munich Re etwas mehr als die Hälfte des Nicht-Leben-Rückversicherungsgeschäfts zur Erneuerung an.

Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied und verantwortlich für die Rückversicherungsaktivitäten von Munich Re, betonte: „Wir werden weiter dem Preisdruck widerstehen und wenn nötig Geschäft aufgeben. Unser Knowhow und unsere Kapazität setzen wir in diesem Umfeld besser ein, indem wir für unsere Kunden neue und intelligente Deckungskonzepte für deren unterschiedliche Bedarfe entwickeln und anbieten. Angesichts der insbesondere im asiatischen Raum unverändert dynamischen Wirtschaftsentwicklung sehen wir insgesamt gute Chancen für profitables Wachstum.“

Erstversicherung: Gewinn von 155 Millionen Euro

Das operative Ergebnis des Segments Erstversicherung für die Monate Juli bis September lag bei 251 (170) Millionen Euro. Das Konzernergebnis betrug im 3. Quartal 155 (94) Millionen Euro €. Von Januar bis September steuerte die Erstversicherung ein sehr erfreuliches Ergebnis von 413 (360) Millionen Euro bei. Die ERGO Versicherungsgruppe erreichte im 3. Quartal ein Ergebnis in Höhe von 155 (122) Millionen Euro.

Die Schaden-Kosten-Quote in der Schaden- und Unfallversicherung lag im 3. Quartal mit 95,8 Prozent der verdienten Nettobeiträge deutlich unter dem Vorjahreswert von 99,2 Prozent. In den ersten drei Quartalen lag sie bei 95,6 (97,1) Prozent. Im 3. Quartal verschlechterte sich die Schaden-Kosten-Quote in der internationalen Schaden- und Unfallversicherung auf 100,0 (97,2) Prozent. Im deutschen Geschäft lag sie im gleichen Zeitraum bei 93,2 (100,4) Prozent.

Die gesamten Beitragseinnahmen über alle Sparten hinweg blieben im 3. Quartal 2014 weitgehend stabil und beliefen sich auf 4.303 (4.309) Millionen Euro. Die gebuchten Bruttobeiträge wuchsen in diesem Zeitraum um 0,6 Prozent auf 4.017 (3.992) Millionen Euro. Während in Deutschland die Beitragseinnahmen im Lebensgeschäft sanken, stiegen sie im internationalen Geschäft. Die Beitragseinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung sanken. Im Segment Gesundheit lagen sie nahezu auf Vorjahresniveau.

Seit September bietet ERGO in Deutschland flächendeckend Hochwasserschutz an: Mit der neuen Produktlinie für die Wohngebäudeversicherung bietet ERGO nun auch für alle bisher wegen extremer Hochwasserbedrohung nicht versicherbaren Wohngebäude Versicherungsschutz gegen Überschwemmungen und Starkregen. Derzeit sind in Deutschland nur rund 30 Prozent aller Wohngebäude gegen die Naturgefahren Hochwasser, Starkregen und Rückstau versichert.

ERGO Vorstandsvorsitzender Torsten Oletzky kommentierte: „Die Menschen, die an Flüssen wohnen, brauchen eine Versicherung, die ihr Haus schützt. Wir haben das passende Produkt entwickelt.“

Munich Health: Gewinn von 53 Mio. € im 3. Quartal

Das operative Ergebnis von Munich Health lag im 3. Quartal bei 51 (33) Millionen Euro. Das Ergebnis betrug 53 (26) Millionen Euro. Von Januar bis September steuerte Munich Health ein Ergebnis von 95 (94) Millionen Euro bei.

Mit 1.303 (1.611) Millionen Euro sanken die Bruttobeiträge im 3. Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Vor allem durch den Verkauf der Windsor Health Group (WHG) verringerten sich die Beiträge in der Erstversicherung auf 303 (476) Millionen Euro, ein Rückgang um 36,3 Prozent. In der Rückversicherung ist der Rückgang um 11,9 Prozent auf 1.000 (1.135) Millionen Euro im Wesentlichen auf negative Wechselkurseffekte sowie auf eine Anteilsreduzierung bei einem Großvertrag in Nordamerika zurückzuführen.

Die Schaden-Kosten-Quote lag von Juli bis September bei 96,7 (96,2) Prozent, in den ersten drei Quartalen betrug sie 98,5 (98,0) Prozent.

Kapitalanlagen: Ergebnis bei 1,8 Milliarden Euro

Der Bestand an Kapitalanlagen stieg zum 30.9.2014 um 13,8 1,8 Milliarden Euro oder 6,6 Prozent auf 223,3 Milliarden Euro (zu Marktwerten: 237,3 Milliarden Euro). Die nicht bilanzierten unrealisierten Bewertungsreserven stiegen seit Jahresbeginn von 8,3 Milliarden Euro auf 14,0 Milliarden Euro. Zwischen den Anlageklassen kam es seit Jahresende 2013 nur zu geringen Verschiebungen.

Der größte Teil der Kapitalanlagen zu Marktwerten lag mit rund 86 Prozent weiterhin bei festverzinslichen Wertpapieren, Darlehen und kurzfristigen festverzinslichen Anlagen. Auf Aktien entfielen 4,2 Prozent (31.12.2013: 4,6 Prozent), nach Absicherungsmaßnahmen 3,8 Prozent (31.12.2013: 4,5 Prozent), auf Grundbesitz 2,4 Prozent (31.12.2013: 2,5 Prozent) der Kapitalanlagen.

Munich Re plant über ihren Vermögensverwalter MEAG in den nächsten Jahren bis zu 8 Milliarden Euro in Infrastruktur, erneuerbare Energien und neue Technologien zu investieren und damit ihr Engagement in diesem Bereich deutlich auszubauen. Davon sollen bis zu 4 Milliarden Euro in Fremdkapitalfinanzierungen fließen.

Von Juli bis September 2014 sank das Kapitalanlageergebnis der Gruppe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,4 Prozent auf 1,8 (2,1) Milliarden Euro. Das Ergebnis entspricht annualisiert einer Rendite von 3,0 Prozent.

Im Ergebnis aus Zu- und Abschreibungen verzeichnete Munich Re im 3. Quartal per saldo Abschreibungen von 223 (im Vorjahreszeitraum Abschreibungen von 96) Millionen Euro, vor allem auf Aktien- und Rohstoffderivate sowie Inflationsswaps; die betroffenen Finanzinstrumente dienen ebenso wie Aktien und Immobilien der langfristigen Absicherung von Inflationsrisiken. Das Ergebnis aus dem Abgang von Kapitalanlagen lag im 3. Quartal bei 261 (266) Millionen Euro.

Vermögensverwalterin für die Gruppe ist die MEAG. Sie betreute zum 30.9.2014 neben den konzerneigenen Kapitalanlagen Spezial- und Publikumsfonds im Wert von 13,5 (12,9) Milliarden Euro.

Ausblick 2014: Gewinnziel über drei Milliarden Euro

Die Gruppe rechnet für das Geschäftsjahr 2014 mit gebuchten Bruttobeiträgen von etwa 48 Milliarden Euro. In der Rückversicherung werden Bruttobeiträge von etwas über 26 Milliarden Euro erwartet, wobei Wechselkurseffekte auch weiterhin erheblichen Einfluss auf diese Schätzung haben können. Für die Erstversicherung erwartet Munich Re Bruttobeiträge von etwas über 16,5 Milliarden Euro. Die gesamten Beitragseinnahmen in der Erstversicherung (inkl. Sparbeiträgen aus fondsgebundenen Lebensversicherungen und Kapitalisierungsprodukten) sollten bei rund 18 Milliarden Euro liegen. Für Munich Health werden etwas unter 5,5 Milliarden Euro gebuchte Bruttobeiträge erwartet.

In der Schaden- und Unfallrückversicherung erwartet Munich Re eine Schaden-Kosten-Quote von rund 94 Prozent der verdienten Nettobeiträge. Die Verbesserung gegenüber der im Halbjahresbericht veröffentlichten Schätzung um einen Prozentpunkt ist darauf zurückzuführen, dass die Belastung aus Großschäden im 3. Quartal spürbar niedriger ausfiel als erwartet. Auch für die ersten drei Quartale blieben die Großschäden hinter den Erwartungen zurück. In der Schaden- und Unfallerstversicherung sollte 2014 die Schaden-Kosten-Quote bei rund 95 Prozent liegen. Bei Munich Health wird eine Schaden-Kosten-Quote von rund 99 Prozent erwartet.

Für 2014 geht Munich Re von einem gleichbleibend niedrigen Zinsniveau und somit etwas geringeren laufenden Erträgen aus festverzinslichen Anlagen aus. Insgesamt rechnet Munich Re mit einer Rendite auf die Kapitalanlagen von rund 3,5 Prozent. Für die Kapitalanlagen erwartet Munich Re 2014 ein Ergebnis von knapp acht Milliarden Euro.

Das Konzernergebnis in der Rückversicherung sollte für 2014 die bisher anvisierten 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro übertreffen, weil Munich Re schon nach drei Quartalen 1,9 Milliarden Euro erreicht hat und derzeit ein profitables 4. Quartal erwartet. Zudem sind im 4. Quartal noch weitere Entlastungen aus der Anpassung von steuerlichen Forderungen und Verbindlichkeiten möglich.

Das Ergebnis für den ERGO Teilkonzern sollte für 2014 die bisher anvisierten 350 bis 450 Millionen Euro übertreffen.

ERGO hat schon in den ersten drei Quartalen annähernd den oberen Rand der Spanne erreicht und erwartet ebenfalls ein profitables 4. Quartal. Zudem ist im 4. Quartal unter Umständen noch mit spürbaren Entlastungen aus der Anpassung von steuerlichen Forderungen und Verbindlichkeiten zu rechnen. Die für das Geschäftsfeld Erstversicherung von Munich Re noch zum Halbjahr für 2014 erwartete Spanne für den Konzerngewinn zwischen 400 und 500 Millionen Euro wurde nach drei Quartalen mit 413 Millionen Euro bereits erreicht. Infolge einer Umstellung der Segmentierung zum Jahresende könnten sich aber Belastungen aus der Überprüfung von immateriellen Vermögensgegenständen ergeben, die die möglichen steuerlichen Erträge übersteigen könnten.

Eine verlässliche Prognose sei – trotz eines sichtlich erfreulichen Geschäftsverlaufs in der Erstversicherung – aktuell deshalb weder für das Ergebnis des ERGO Teilkonzerns noch für das Geschäftsfeld Erstversicherung des Konzerns möglich.

Dietmar Braun