Perfekte Geldanlage

21.10.2022

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Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern auch in Unternehmen und bei Privatsammlern. Vor allem bei onlineaffinen. Denn der Kunstmarkt verändert sich; wertvolle Stücke dienen auch zur Diversifizierung des Vermögen-Portfolios. Versicherer unterstützen den Vertrieb mit ihren Spezialwissen und breiten Netzwerken.

Zum fünften Mal haben die Art Basel und UBS ihren Global Art Market Report veröffentlich. Der Bericht präsentiert eine umfassende Analyse des globalen Kunstmarktes im Jahr 2020, einschließlich der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Weiter gibt er Auskunft über die wichtigsten Trends, die den Markt 2021 und darüber hinaus prägen werden. Danach erreichte der weltweite Absatz von Kunst und Antiquitäten 2020 schätzungsweise 50,1 Mrd. US-Dollar, was einem Rückgang von 22 % gegenüber 2019 entspricht, aber immer noch über dem Tiefststand während der Rezession von 2009 liegt, als der Umsatz um 36 % auf 39,5 Mrd. US-Dollar zurückging. Ein Rekordhoch erzielte der Online-Gesamtumsatz mit 12,4 Mrd. US-Dollar; er verdoppelte damit den Wert gegenüber 2019. Der Anteil der Online-Verkäufe stieg ebenfalls von 9 % des Gesamtumsatzes im Jahr 2019 auf 25 % im Jahr 2020, insbesondere der Anteil des elektronischen Geschäftsverkehrs im Kunstmarkt überstieg den des allgemeinen Einzelhandels. 66 % der befragten Sammler waren der Meinung, dass die Pandemie ihr Interesse am Sammeln erhöht hat, 32 % gaben an, sogar signifikant mehr Interesse zu haben. Die Sozialen Medien waren weiterhin ein wichtiger Kanal im Kunstmarkt. Etwa ein Drittel der Sammler kaufte Kunst über Instagram im Jahr 2020. Frauen gaben im Jahr 2020 mehr aus als Männer, wobei ihre durchschnittlichen Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 13%, stiegen. Christine Novakovic, CEO der UBS Europe SE und Head of Wealth Management Europe und Vorsitzende des UBS Art Board, sagt: „Das Jahr 2020 markierte einen Wendepunkt für die digitale Innovation im Kunstmarkt. Der Wechsel zu Online-Plattformen ermöglichte das Sammeln von Kunst, erhöhte Transparenz und stärkte den Markt, selbst als nationale Lockdowns Galerien, Live-Auktionen und Museen zwangen, ihre Türen zu schließen. Die Pandemie hat gezeigt, dass wir Kunst brauchen, um über die schwierigen Zeiten hinauszublicken, um unsere Ansichten und Emotionen auszudrücken und Momente der Leichtigkeit in diesen Zeiten zu finden. Kunstsammler blieben auch in den schwierigsten Zeiten leidenschaftlich engagiert und widmeten sich dem Sammeln von Kunst mit klaren Zielen und einem langfristigen Plan.“

Krisen als Treiber

Welche Rolle spielt Kunst hinsichtlich der Vermögensanlage? Christina Dopplinger, Underwriting Manager Fine Art & Private Clients, Germany bei AXA XL sieht die aktuellen Krisen als Treiber: „Es ist kein Geheimnis, dass sich Kunst unter Investoren großer Beliebtheit erfreut. Dies lässt sich unter anderem daran ablesen, dass die drei führenden Auktionshäuser Christie’s, Sotheby’s und Phillips ihre Verkäufe in den ersten sechs Monaten 2022 gegenüber dem Vorjahr um 25 % auf 7 Mrd. Dollar steigern konnten.“ Ähnlich wie in der aktuell schwierigen Zeit mit hoher Inflation, geopolitischen Unsicherheiten und den Aus- beziehungsweise Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie hätten auch während der Finanzkrise 2008 viele

Auktionshäuser Rekordergebnisse erzielt, da sich eine große Zahl von Investoren auf der Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten der Kunstwelt zugewandt hätten. Alina Sucker-Kastl, Underwriting Manager Art & Private Clients Hiscox Deutschland, ist nicht unbedingt ein Fan von Social Media-Käufen: „In Zeiten hoher Inflation spielt die Vermögensanlage in Kunst eine weiterhin wichtige Rolle und gewinnt aufgrund der unsicheren Lage am Immobilienmarkt an Attraktivität. Führende Contemporary-Art Künstler und Künstlerinnen konnten in den vergangenen Jahren eine höhere Rendite als der DAX erzielen. Wichtig ist, dass man in der Anlage gut beraten wird. Welche Künstler haben das Potenzial für eine hohe Wertsteigerung? Wie erkenne ich eine herausragende Arbeit aus dem Gesamtrepertoire?“ Gerade der Kauf beim Künstler direkt möge attraktiv scheinen, dennoch lohne es sich oft – vor allem wenn man in der Kunstszene nicht tiefer bewandert sei – mehr in die Hand zu nehmen und bei etablierten Galerien Kunstwerke zu erwerben. Die Erfahrung und der Name der Galerie gäben dem Werk die Substanz, die es brauche, um später auch am Secondary Market erfolgreich verkauft werden zu können. Stephan Schwarzl, Leiter Kunstversicherung bei Helvetia, sieht Kunst als Diversifizierung des Portfolios: „Neue Rekordpreise auf Auktionen sind ein sichtbares Zeichen für einen kontinuierlich wachsenden Markt. Auch in Hinsicht auf eine zu erwartende Rendite. Eine Vielzahl der Vermögensverwalter sehen daher Kunst als Bestandteil eines diversifizierten Portfolios.“ Und der Kunstsammler könne neben dem guten Gefühl einer soliden Geldanlage auch noch die schönen Seiten der Kunst genießen. Mit seinem emotionalen und kulturellen Wert habe Kunst als Anlageklasse nahezu allen anderen Assets etwas voraus.

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