Vorsicht bei Meme-Stocks

27.02.2023

Dr. Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München / Foto: © Dr. Lux & Präuner

Meme-Stocks, also Aktien, die in sozialen Netzwerken viral gehen, waren bei Privatanlegern auch 2022 immer mal wieder beliebt, obwohl diese zeitweisen Kursraketen für die Anleger oft nach hinten losgehen.

Meme-Stocks versprechen die Erfüllung einer klassischen, aber in der Regel unrealistischen Hoffnung vieler Anleger: Frühzeitig die absolute Überflieger-Aktie finden, dann im richtigen Moment aussteigen und damit viel Geld verdienen. Über soziale Medien wird heute über alles diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht – so natürlich auch zum Aktienmarkt. Aufgrund der weltweiten Reichweite und der enormen Nutzerzahlen fällt es auf einschlägigen Portalen heutzutage relativ leicht, viele Anleger auf üblicherweise eher unbekannte, kleinkapitalisierte Aktien aufmerksam zu machen, so dass in der Folge rasante Kurssprünge nach oben entstehen können. Die Papiere von AMC Entertainment, Varta, Eastman Kodak, Workhouse oder Gamestop zählen wohl zu den bekanntesten Meme-Aktien.

Die Argumentation zur angeblichen Attraktivität der jeweiligen Aktie kann unterschiedlich sein: Der Wert mag ausgebombt sein (vielleicht aber zu recht), ein neues lukratives Geschäftsfeld könnte sich auftun (was aber wohl erst einmal kostet, bevor verdient wird) oder die nächste große Innovation mag bevorstehen (wahrscheinlich aber erst nur auf dem Papier).

Als gern angepriesene Revolte gegen das Establishment dienen auch „Short-Squeeze“- Plays: Professionelle Short-Seller, die in einigen der genannten Aktien massiv auf fallende Kurse spekulierten, sollten aus ihren Verkaufs-Positionen herausgepresst werden („Short-Squeeze“), indem man sie durch steigende Kurse zwingt, ihre Positionen aufzulösen und die Aktie zurückzukaufen, was den Kurs natürlich erst recht pusht. In allen Fällen handelt es sich um Kurzfrist-Aktionen, die nach ein paar Tagen bereits wieder vorbei sind, oft mit sehr viel tieferen Kursen. Gefördert wird der Hype, weil seit Corona spezialisierte Smartphone-Banken mobile Handelsplattformen anbieten, mit denen sie es auch unerfahrenen Kleinanlegern leicht machen, für kleines Geld schnell mal ein paar Aktien zu kaufen.

Dabei stellt sich allerdings die Frage: Wie stehen die Chancen, mit einer einzelnen Aktie reich zu werden, wirklich? Denn zunächst muss der Anleger ja die richtige Aktie wählen - und zwar bevor sie steigt. Das ist offensichtlich alles andere als einfach. Eine US-Fondsgesellschaft hat untersucht, dass von den rund 3.000 Titeln im amerikanischen Russell-3000-Index nur 47 Aktien in einem beliebigen Zwei-Wochen-Zeitraum zwischen März 2020 und Oktober 2022 um 200 % oder mehr stiegen. Das sind weniger als 2 %. 35 % dieser Titel entwickelten sich im Anschluss dann schlechter als der Index, nur etwa ein Drittel (15 von 47) schnitten anschließend besser ab.

Unser Rat: Die Suche nach dem ultimativen Aktientrade ist ein riskantes Unterfangen. Man kann von dieser Art Aktieninvestment nur abraten. Hier beißen den letzten die Hunde. Gehen Sie davon aus, dass sich diejenigen, die die Aktie groß anpreisen, bereits eingedeckt haben und nur darauf warten, dass Sie deren Aktien zu einem völlig überzogenen Kurs abkaufen. Im schlimmsten Fall stürzt das Kartenhaus so schnell zusammen, wie es entstanden ist. Wenn die Aktie keine echte Nachfrage hat, findet auch kein ausreichender Umsatz statt, und Sie bleiben auf Ihrem Bestand sitzen. Ignorieren Sie am besten solche Portale!

Kolumne von von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München