5 Erkenntnisse zur Nachhaltigkeit von Lebensversicherern

29.03.2021

Foto: © kai - stock.adobe.com

Aufgrund der Transparenzverordnung (TVO) sind Lebensversicherer dazu verpflichtet, auf ihrer Internetseite über ihren Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit zu informieren. Wie gut das die zehn größten Branchenteilnehmer machen, hat Franke und Bornberg untersucht – und dabei sehr unterschiedliche Erkenntnisse gewonnen.

Franke und Bornberg hat die Webseiten der Allianz, der AXA, der Debeka, der ERGO, der Generali, der HDI, der HUK-Coburg, der R+V, der Versicherungskammer Bayern und der Zurich hinsichtlich der TVO unter die Lupe genommen und dabei folgende fünf Fakten herausgefunden:

1. Masse ist nicht gleich Klasse!

Alle zehn Versicherer informieren zu den Artikeln 3,4 und 5 der TVO (siehe Kasten), aber in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Ein wesentlicher Grund hierfür dürfte sein, dass gesetzlich weder Mindest- noch Maximalvorgaben zu den offenzulegenden Informationen definiert sind. Der Studie zufolge setzen einige Versicherer offenbar auf Menge. So hätten im Durchschnitt die Informationen je Unternehmen sieben Blätter verbraucht. Jedoch würde nicht immer ein Zusammenhang zwischen Länge und Informationsgehalt bestehen.

2. Teilweise schwieriger Weg

Alle zehn untersuchten Versicherer stellen die Informationen zur TVO auf einer gesonderten Seite in ihrem Internetauftritt bereit. An diese Informationen zu gelangen ist je nach Unternehmen sehr unterschiedlich. Vor allem wenn diese Seite nicht verlinkt ist, wird die Suche sehr schnell aufwendig. In einem Fall mussten die Studienautoren sogar bei einer Gesellschaft anfragen, wo diese Informationen zu finden sind. Die Allianz, ERGO, die Versicherungskammer Bayern und die Zurich informieren zusätzlich noch auf den jeweiligen Produktseiten, bspw. durch Verlinkungen auf die zentrale Seite.

3. Mehr als die Vorgaben verlangen

Alle untersuchten Lebensversicherer erfüllen das Pflichtprogramm, manche gehen noch darüber hinaus. So haben alle Ausschlusskriterien definiert, beispielsweise Waffen und Kohle-Industrie. Drei Versicherer gehen sogar noch einen Schritt weiter und orientieren sich zusätzlich an einer Positivliste.

4. Nicht jeder hat UN-Nachhaltigkeitsprinzipien unterschrieben

Sechs der zehn untersuchten Lebensversicherer haben die UN PRI-Konventionen unterzeichnet. Zudem verpflichten sich drei von diesen zusätzlich noch zu den „UN-Principles for Sustainable Insurance.“

5. Mancher stellt sein Licht unter den Scheffel

Einige Versicherer präsentieren sich schlechter als sie sind und verzichten, absichtlich oder nicht, auf Angaben wie bspw. beim Ausschlusskriterium Waffen oder der Unterzeichnung der PRI.

Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer von Franke und Bornberg, bewertet den Status quo zur Umsetzung der TVO positiv: „Nachhaltigkeit ist längst kein Exotenthema mehr. Nach einigem Zögern nimmt die Versicherungswirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit jetzt deutlich Fahrt auf. Dass die größten Gesellschaften nicht nur ihren Informationspflichten nachkommen, sondern mittlerweile eigene Bewertungsmaßstäbe für nachhaltiges Handeln entwickelt haben, stimmt optimistisch. Schließlich bedeutet versichern, Zukunft zu managen.“ Unbefriedigend sei hingegen, dass gesetzliche Vorschriften zur Umsetzung der Transparenzverordnung bislang unbestimmt blieben. Das erschwere Vermittler:innen und Verbraucher:innen die Orientierung ganz erheblich. „Unser Ziel ist es, praktikable Standards für die Veröffentlichung von Informationen zur Nachhaltigkeit zu entwickeln. Dazu arbeiten wir bereits an einer detaillierten Analyse aller Lebensversicherer in Deutschland“, erläutert Franke. (ahu)