Finger weg von Greenwashing

21.04.2022

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In puncto Nachhaltigkeit ist „mehr Schein als Sein“ für einen Versicherer pures Gift. Die Verbraucher wollen Fakten und keine schönen Sprüche. Und sie zeigen sich abweisend gegenüber ellenlangen Nachhaltigkeitsberichten, die vor Fachchinesisch nur so überquellen. Stattdessen ist vollkommene Transparenz gewünscht. Das müssen Makler unbedingt berücksichtigen.

Die Studie „Nachhaltigkeit im Fokus“ von rothmund insights hat Motive, Verhaltensweisen und Wünsche der Kundinnen und Kunden zur Nachhaltigkeit von Versicherern untersucht. Rund 90 % der deutschen Haushaltsentscheidern wünschen demnach, dass Unternehmen in Zukunft nachhaltiger und umweltgerechter wirtschaften. Das gilt auch für die Versicherungsbranche. Mehr als jeder Fünfte (22 %) schreibt den Versicherungsunternehmen bereits heute eine hohe Verantwortung für Nachhaltigkeit zu. Unter den aktiv Nachhaltigkeitsbewussten tut dies sogar schon jeder Dritte (32 %). In Zukunft wollen insgesamt 53 % aller Verbraucherinnen und Verbraucher – und sogar 70 % der Nachhaltigkeitsbewussten – bei der Wahl von Versicherern und Versicherungsprodukten auf Nachhaltigkeit achten. Für die Versicherer ergeben sich daraus zahlreiche neue Chancen, zugleich aber auch neue Anforderungen. Aktuell zeigen sich die Versicherer in puncto Nachhaltigkeit aus Kundensicht erst wenig präsent und profiliert. Im Vergleich zu anderen Branchen – wie etwa Energie, Landwirtschaft, Handel oder Mobilität – ist der Wunsch der Verbraucher nach mehr Nachhaltigkeit und nachhaltigen Angeboten im Versicherungsbereich zwar weniger stark ausgeprägt. Die grundlegende Tendenz weist aber in die gleiche Richtung: Am Thema Nachhaltigkeit kommt in Zukunft kein Unternehmen mehr vorbei – oder es droht zunehmend, links liegen gelassen oder abgestraft zu werden. Gerade Versicherern eröffnet Nachhaltigkeit viele neue Potenziale, die bisher erst wenig genutzt werden. Dies betrifft grundlegende Positionierungschancen ebenso wie die Erschließung attraktiver Zielgruppen durch nachhaltigkeitsorientierte Innovationen in den einzelnen Produktsparten. Beispielsweise wären laut Rothmund 48 % der aktiv nachhaltigkeitsbewussten 30- bis 39-Jährigen (Altersgruppe gesamt: 32 %) bereit, für nachvollziehbar nachhaltige Altersvorsorge-Produkte eine etwas niedrigere Rendite in Kauf zu nehmen. Gerade im Bereich der Altersvorsorge sind nachhaltige Produktvarianten für viele Kunden heute schon ein Muss. Aber auch für die Sparten Sach und Kfz oder die Krankenversicherung sind nachhaltige Tarife vorstellbar und attraktiv. Nicht zuletzt kann die Digitalisierung als Nachhaltigkeitstreiber in Szene gesetzt werden: Beispielsweise indem der Wechsel von Kundinnen und Kunden in kosteneinsparende digitale Geschäftsprozesse durch Reinvestition in gemeinwohlorientierte Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekte belohnt wird.

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