W&W-Gruppe: Hohe Schadenaufwendungen und steigendes Neugeschäft

27.03.2024

Foto: Das Management Board der W&W-Gruppe © W&W-Gruppe

Der Jahresüberschuss der Wüstenrot & Württembergische-Gruppe ging im Geschäftsjahr 2023 deutlich zurück, von 237,7 Millionen Euro auf 140,5 Millionen Euro. Der Einbruch war besonders von Unwetter- und anderen Großschäden sowie  erhöhten Kosten in der Kfz-Versicherung beeinflusst. Gleichzeitig konnte die W&W-Gruppe das Neugeschäft 2023 weiter steigern. Vor allem die Wüstenrot Bausparkasse sowie die Sach- und die Lebensversicherung der Württembergischen erzielten Zuwächse über Marktdurchschnitt.

Schwieriges Umfeld:  Großen Unwetterereignisse und Preiserhöhungen bei Rückversicherungen

„Die Rahmenbedingungen waren 2023 alles andere als einfach. Externe Faktoren wie starke Preissteigerungen, aber auch politisch bedingte Verunsicherungen der Menschen prägten das Umfeld. Hinzu kamen Schäden aus großen Unwetterereignissen. Trotz der in dieser Ballung unbekannten Belastungen ist die Gruppe weiter deutlich vorangekommen“, erklärt Jürgen A. Junker, CEO der W&W AG.   

„Besonders bemerkenswert und für die Versichertengemeinschaft belastend ist die sehr markante Erhöhung der Kosten bei Rückversicherungen und Werkstätten. Die Preiserhöhungen bei Werkstätten mit Stundensätzen von teilweise über 200 Euro sind deutlich aus dem Ruder gelaufen. Aber auch die geänderte Preis- und Zeichnungspolitik der Rückversicherer belastet am Ende die Verbraucher“, ergänzt Junker.

Rückläufiges Ergebnis

Der Jahresüberschuss lag mit 140,5 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert von 237,7 Millionen Euro (Wert adjustiert auf IFRS 17) und damit im Rahmen der im Oktober 2023 angepassten Prognose. Wichtigster Einflussfaktor war das deutlich rückläufige versicherungstechnische Ergebnis von 121,8 Millionen Euro (Vorjahr: 308,2 Millionen Euro) aufgrund der hohen Schadenaufwendungen.

Die Verwaltungsaufwendungen brutto erhöhten sich um 5,1 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,09 Milliarden Euro), vor allem aufgrund anhaltend hoher Investitionen in die Digitalisierung der Prozesse und in eine leistungsfähige IT-Infrastruktur.

Geschäftsfeld Wohnen: Wüstenrot mit Rekord

Im Geschäftsfeld Wohnen verzeichnete die Wüstenrot Bausparkasse, klare Nummer zwei im deutschen Markt, im Jahr 2023 beim Netto-Neugeschäft nach Bausparsumme ein Plus von 20,5 Prozent auf 16,73 Milliarden Euro und erreichte damit den besten Wert in der Unternehmensgeschichte. Der Marktanteil von Wüstenrot wird sich damit um fast 2 Prozentpunkte erhöhen.

Im Baufinanzierungsbereich führten der schnelle Zinsanstieg, starke Preissteigerungen bei Bauleistungen sowie unklare Vorgaben für die Förderung von Wohneigentum und der energetischen Sanierung von Gebäuden vergangenes Jahr zu einem Nachfrageeinbruch nach Wohnungsbaukrediten. Mit einem Neugeschäftsvolumen von 3,91 Milliarden Euro inklusive der Vermittlungen ins Fremdbuch entwickelte sich Wüstenrot leicht über der Branche. Der Kreditbestand ist bei Wüstenrot im Vorjahresvergleich um 6 Prozent auf 25,8 Milliarden Euro und damit auf eine neue Bestmarke gestiegen.

Geschäftsfeld Versichern: Schaden-/Unfallversicherung

Die Schaden-/Unfallversicherung der Württembergischen weist für 2023 einen Zuwachs im Neugeschäft (Jahresbestandsbeitrag, Neu- und Ersatzgeschäft) von 23,5 Prozent auf 423,6 Millionen Euro aus. Die Digitalmarke Adam Riese konnte die Kundenzahl bis Ende 2023 weiter auf knapp 420.000 Kunden erhöhen und baute ihr Produktangebot aus. Die Schaden-Kosten-Relation (Combined Ratio, netto, nach IFRS) in der Schaden-/Unfallversicherung lag bei 99,3 Prozent (Vorjahr: 92,7 Prozent). Die Württembergische Versicherung verzeichnete vor allem im dritten Quartal 2023 eine Vielzahl unwetterbedingter Elementarschäden. Hinzu kam eine unerwartete Kumulierung einzelner Großschäden bei Firmenkunden sowie eine höhere Anzahl von Kfz-Schäden, verbunden mit deutlich höheren Schadenaufwendungen, was auch branchenweit entsprechende Prämienerhöhungen nach sich zog.

Lebensversicherung: Zuwachs im Neugeschäft

Die Württembergische Lebensversicherung konnte das Neugeschäft nach Beitragssumme gegenüber dem Vorjahr um 5,6 Prozent auf 3,47 Milliarden Euro steigern, während das Marktwachstum nur 2,3 Prozent betrug. Wie in den Vorjahren entwickelte sich dabei vor allem die betriebliche Altersvorsorge (bAV) dynamisch, deren Beitragssumme um 14,6 Prozent zulegte. Die Württembergische Krankenversicherung erreichte beim Jahresneubeitrag eine Steigerung um mehr als 30 Prozent auf 10,1 Millionen Euro (Vorjahr: 7,7 Millionen Euro).

Ausblick 2024: Vorsichtig zuversichtlich

Ungeachtet der weiterhin schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen in Deutschland ist die W&W-Gruppe für das laufende Geschäftsjahr vorsichtig zuversichtlich. Unter der Annahme einer weiterhin erfolgreichen Neukundengewinnung, stabiler Verwaltungsaufwendungen und einer normalisierten Schadenentwicklung geht die Gruppe 2024 von einem Konzernjahresüberschuss über Vorjahr, aber unter dem mittel- bis langfristigen Zielkorridor von 220 bis 250 Millionen Euro aus. Im HGB-Einzelabschluss wird ein Wert auf Vorjahresniveau angestrebt. (mho)