"Das geht nur über Transparenz"

28.10.2019

Von li. nach re.: Malte Thies, André Wreth und Robert List / Fotos: © Solvium

finanzwelt: Was macht Ihr Produkt für Anleger so interessant, beziehungsweise für welchen Anleger ist Ihr Produkt interessant?

Thies: Wir emittieren seit 2017 Namensschuldverschreibungen. Was macht diese Investmentform für Anleger interessant? Ich bin überzeugt, dass die deutschen Anleger zinsorientierte und nicht die unternehmerisch denkenden Investoren sind. Insofern sind ein stabiler Cashflow und eine verständliche steuerliche Abwicklung wichtiger als von Inflationsängsten getriebene Vorteile von direkten Sachwertinvestitionen. Wir zahlen den geplanten Zins quartalsmäßig aus und offerieren mit rund drei Jahren sehr kurze Laufzeiten. Das ist sicherlich unser USP („unique selling point“, Anm. d. Red.), der bei den Investoren nachgefragt ist. Wir vergeben Darlehen für Wohnungsbau-Entwicklung gegen einen definierten Zins und eine definierten Laufzeit. Daraus resultiert der Cashflow für unsere Schuldverschreibungsstrukturen. Das ist es, was unser Produkt unseres Erachtens nach a) so planbar und b) so nachgefragt macht.

List: Der Vorteil unserer Anlage für den Anleger ergibt sich nicht aus der Verpackung. Die Verpackung folgt dem Ziel, das wir für unsere Kunden erreichen wollen. Wir machen Immobilieninvestitionen über den Zweitmarkt für geschlossene Immobilienfonds. Warum? Weil der Zweitmarkt uns die Möglichkeit bietet, in diversifizierter Form und damit sehr sicherheitsorientiert in Immobilien investieren zu können. Auf der anderen Seite kaufen wir die Immobilie nicht ganz, sondern nur Anteile an geschlossenen Immobilienfonds. Das ist deutlich günstiger, als wenn wir die Immobilie komplett erwerben würden. Das heißt also, wir verbinden den Vorteil einer diversifizierten Immobilienanlage mit dem Vorteil, Immobilienvermögen deutlich günstiger über den Zweitmarkt einkaufen zu können.

Wreth: Grundsätzlich sprechen wir unternehmerisch denkende Anleger an. Bei dem einen ist es stärker ausgeprägt als bei anderen. Dabei spielt eine große Rolle, dass es ein vernünftiges Verhältnis zwischen potenziellem Zins und Risiko gibt. Bei unseren Produkten ist es so, dass wir komplett auf Fremdkapitaleinsatz verzichten, was natürlich eine höhere Rendite ermöglichen würde, aber auch ein anderes Risikoprofil darstellt.

finanzwelt: Eine höhere Rendite?

Wreth: Wenn wir mit Fremdkapital arbeiten würden, würde das eine höhere Rendite ermöglichen, aber auch ein höheres Risiko bedeuten. Wir kennen es aus der Vergangenheit: In dem Moment, in dem es zu einer Krise kommt, können sich entsprechende Hebel sehr giftig auswirken. Unsere Anleger sind sehr sachwertorientiert und typischerweise auch im Immobilienbereich investiert. Sie sind gewohnt, regelmäßige Cashflows bzw. Zinszahlungen zu erhalten. Gleichzeitig haben wir viele Anleger, die vom Durchschnittsalter eher um die 50 Jahre jung sind, aber trotzdem nicht mehr lange Laufzeiten haben möchten. Deshalb sind wir den Weg gegangen, dass wir mit drei- bis fünfjährigen Laufzeiten arbeiten. Zudem mit Verlängerungsoptionen, denn wenn die Konzepte funktionieren, möchte der Kunde und auch sein Berater, dass es möglichst einfach fortgesetzt werden kann.

List: Die Erfahrung zeigt, dass die Kunden Flexibilität wollen. Dabei geht es gar nicht um die Laufzeit per se. Einen Investmentfond oder eine Aktie kann ich immer verkaufen. Beim typischen Beteiligungsprodukt, also einem Sachwertprodukt, funktioniert das nicht. Das Problem, was es zu lösen gilt, ist also diese Flexibilität zu bieten. Wir bilden das z. B. mit einem verbindlichem Rückkaufangebot für Sondersituationen ab und indem wir dafür Sorge tragen, dass es eine Zweitmarktfähigkeit gibt. Wenn unser Produkt als Zweitmarktanbieter im Zweitmarkt nicht handelbar wäre, wäre das ja ein Widerspruch. Damit lösen wir das Problem: läuft die Anlage, sind Anleger durchaus bereit, länger investiert zu bleiben und investieren gerne wieder neu. Nur beim Abschluss wollen sie diese Flexibilität gelöst haben.

Thies: Ja, davon bin ich auch überzeugt. Kunden wünschen Flexibilität – eine kurze Laufzeit bietet diese. Es gibt im Markt die Tendenz, die Laufzeit eines lang laufenden Assets durch eine untypische Konzeption optisch zu verkürzen. Das ist sicher nicht der richtige Weg. Wir offerieren aus unserem Investitionsansatz heraus per se kurze Laufzeiten. Aber ich bin trotzdem in einer Sache anderer Meinung: dass Anleger sachwertorientierte sind. Nein, die Investoren suchen keine klassischen Sachwerte als Inflationsschutz. Sie suchen im aktuellen Zinsumfeld Alternativen. Sie suchen verlässliche Produkte, nachvollziehbare Ansätze und hohe Sicherheit. Zum Thema „Verpackung“: Die Leute haben damals Schiffe nicht vordergründig gezeichnet, weil sie unternehmerisch an einem konkreten Schiff beteiligt sein wollten. Sie wollten eine ordentliche Rendite erzielen, und natürlich ihr Kapital zurückerhalten. Also wieder eine sehr anleiheähnliche Denkweise

List: Wenn Sie 80 sind und ins Altersheim oder ins Pflegeheim müssen, brauchen Sie dafür Geld. Das ist einfach so. Diese Sicherheit wollen die Leute einfach haben und die bieten wir doch hier alle. Und wir versuchen mit unseren Assets, Containern, geschlossene Immobilienfonds und Immobilien ein Konstrukt zu finden, wie wir die Vorteile dieser Assetklasse optimal an den Anleger bringen: Erträge, Sicherheit, Laufzeit. Das kann im Ergebnis dann ein AIF oder eine Vermögensanlage z. B. eine Namensschuldverschreibung sein. Anlageobjekt und Verpackung müssen letztlich zusammen für den Anleger ein optimales Paket ergeben. Der Anleger kommt sicher nicht zum Bankschalter oder seinem Vermittler und sagt: „Ich hätte gern einen geschlossenen Fond oder einen AIF. Was haben Sie denn da so?“

Mit welchen Renditen die Kunden bei den einzelnen Anbietern rechnen können, lesen Sie auf Seite 3