Immobilienexperten erwarten Ende der Stadtflucht

31.03.2023

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Noch zieht es viele Europäer und Deutsche zwar eher aufs Land, der Trend wird langfristig jedoch zum Stadtleben gehen. Die Gründe liegen vor allem in der Demographie und Infrastruktur. Zu diesem Fazit kommt Remax Germany mit Blick auf eine breit angelegte Europa-Studie unter mehr als 16.000 Teilnehmern. Für die Städte bedeutet das künftig: Noch mehr Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt.

Die Entdeckung des Landlebens im Zuge der u.a. stark gestiegenen Immobilienpreise in den Metropolen könnte sich als vergleichsweise kurzes Intermezzo entpuppen. Zwar bevorzugen 35,7 % der Deutschen aktuell die ländliche Indes wohnen 41,3 %  wohnen schon heute lieber in der Stadt. „Die Corona-Pandemie hat die Stadtflucht zwischenzeitlich zweifelsfrei befeuert. Home Office, mehr Platz und niedrigere Mieten und Kaufpreise haben Vorteile versprochen. Doch spätestens seit der Rückkehr ins Büro und mit Blick auf die immer älter werdende Bevölkerung wird es langfristig wieder mehr Stadtzuzug geben“, erwartet Kurt Friedl, CEO von Remax Germany. 

Aktuell überwiegt laut der Studie noch die Lust aufs Landleben: 20,5 % der Europäer möchte seine aktuelle Wohnsituation ändern und lieber von der Stadt aufs Land. Umgekehrt treibt es nur 7,9 %  aus der Provinz in urbane Lebensräume.

Ähnlich sieht es in Deutschland aus: 16 %  der hier Befragten möchten aus der Stadt ins Dorf. Nur 7 % wollen derzeit lieber vom Land in die Stadt. Friedl erwartet ab 2030 eine Trendumkehr und einen regelrechten Run auf die Städte. „Spätestens 2036 werden Millionen Babyboomer in Rente gehen. Und die Kinder der jetzt noch jungen Familien sind dann auch aus dem Haus. Ob medizinische Versorgung oder Infrastruktur und Mobilität: Gerade für ältere Menschen bietet die Stadt Vorteile, die auf dem Land nicht unmittelbar zur Verfügung stehen“.

Zugang zu Gesundheitsversorgung an erster Stelle

Im Euro-Ranking der Faktoren, die für ein Stadtleben sprechen, steht an erster Stelle der Zugang zur Gesundheitsversorgung (44,8 %). Auf Platz zwei befindet sich die bessere Infrastruktur (45,1 %), gefolgt vom Zugang zur Arbeit auf Rang drei (43,3 %).
In Deutschland kommt die Studie zu ähnlichen Ergebnissen: 54 % verspricht sich vom urbanen Leben eine bessere Infrastruktur, 44,5 % einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung und etwas mehr als ein Drittel (36,2 %) mehr Vielfalt. Es folgen Gesichtspunkte wie kürzere Arbeitswege (34,8 %), Zugang zu Arbeit (32,3 %), Zugang zu Kultur (31,9 %) und bessere Internetverbindung (30,6 %).

Bis die Älteren jedoch die Städte erobern, genießen sie zunächst die Vorteile abseits städtischen Trubels. Als Hauptgründe für das Wohnen auf dem Land nennen 69,2 % befragten Deutschen mehr Nähe zur Natur, die Hälfte (50,3 %) mehr Privatsphäre und
45,3 %  die Chance auf mehr Wohnraum. Ein langsamerer Lebensrhythmus (39,1 Prozent), mehr Sicherheit (32,9 Prozent), geringere Lebenshaltungskosten (28,2 Prozent) und mehr Zeit mit der Familie (25,7 Prozent) sind weitere gennannte Argumente.

Da die Speckgürtel das Beste aus beiden Welten vereinen, könnten Stadtrandgebiete laut Remax Germany in den nächsten Jahren ebenfalls weiterhin zu den Gewinnern auf dem Immobilienmarkt zählen. „In den Randgebieten finden Immobilieninteressenten mehr Ruhe und Platz, ohne gänzlich auf Infrastruktur verzichten zu müssen. Darüber hinaus bieten die Speckgürtel einen guten Kompromiss aus von Arbeitnehmern gern in Anspruch genommenem Home Office und von Arbeitgebern immer öfter wieder geforderter Präsenz. Wer am Stadtrand wohnt, kommt noch ins Büro. Wer 40 Kilometer außerhalb in der Provinz Quartier bezogen hat, ist mehr auf die Möglichkeit von Home Office angewiesen“, gibt Friedl zu bedenken. (ml)