UBS Global Asset Management: „Schwellenländer entwickeln sich zu Signalgebern der internationalen Märkte“
07.02.2013

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„Die Emerging Markets (EM) haben die jüngste Krise besser überstanden als viele Industriestaaten. Der Grund: Sie haben aus früheren Krisen gelernt. So nutzen sie beispielsweise Einnahmen aus Rohstoffexporten, um Währungsreserven aufzubauen, außerdem sanieren viele Staaten ihre Haushalte, bauen Schulden ab und sorgen für Geldwertstabilität. Diese positive Entwicklung macht sich zunehmend auch in den Ratings der Schwellenländer als Emittenten bemerkbar: Inzwischen sind mehr als die Hälfte aller Länder, die im JP Morgan Emerging Market Bond Index Global enthalten sind, mit „Investment-Grade“ bewertet. Im Jahr 2000 waren dies nur circa 18 Prozent. Im vorliegenden Themendienst geht UBS der Frage nach, welche Rolle die Emerging Markets künftig auf den Finanzmärkten spielen können.
(fw/ah) Drei Fragen an: Uta Fehm, Aktien-Portfolio-Managerin bei UBS Global Asset Management
Frau Fehm, die Zahl der Schwellenländer mit "Investment-Grade" steigt, das ist für Investoren ein wichtiges Signal. Was macht die Emerging Markets für Sie zudem attraktiv?
Fehm: Der Wandel in diesen Ländern weg von exportgetriebenen hin zu konsumgetriebenen Wachstumsmodellen macht dort künftig Investments noch attraktiver, da die Abhängigkeit von globalen Entwicklungen sinkt. In China und Indien hat dieser Prozess bereits begonnen, in naher Zukunft wird er sich verstärkt auch in anderen asiatischen Ländern vollziehen, weitere Regionen werden folgen. Schon jetzt ist in vielen Schwellenländern die Wachstumsrate des Binnenkonsums höher als in den meisten Industriestaaten. Von dieser Entwicklung werden die Wachstumsmärkte langfristig profitieren und ihre Volkswirtschaften weiter stabilisieren. Entsprechende Preisentwicklungen können dabei die Kehrseite der Medaille sein. Dies wird dazu führen, dass die Schwellenländer noch vor den Industriestaaten mit Zinserhöhungen auf diese Marktsituation reagieren werden. Damit werden sie erstmalig in der Geschichte zum Signalgeber für andere Märkte.
Welche Rolle spielen Währungen beim Investment in Schwellenländer-Anleihen?
Fehm: Selbst wenn durch Zinserhöhungen die Erträge an den lokalen EM-Rentenmärkten beeinflusst werden sollten, ergibt sich durch die steigende Zinsdifferenz eine weitere Unterstützung der lokalen Währungen. Das macht eine Anlage für Investoren attraktiv. Währungen sind eine sehr wichtige Säule erfolgreicher Emerging-Markets-Bonds-Strategien. Noch vor wenigen Jahren waren viele EM-Währungen für ausländische Investoren nicht frei zugänglich. Doch mittlerweile wurde der Währungsmarkt vieler Länder geöffnet. Vor diesem Hintergrund werden Schwellen-länderwährungen den Trend der vergangenen Jahre fortsetzen und weiter aufwerten. Den Grund dafür sehe ich im soliden fiskalischen Umfeld und den hohen Wachstumsraten. Im Vergleich zu den Währungen der Industriestaaten - speziell gegenüber dem US-Dollar - schaffen zudem die sinkende Verschuldung sowie die niedrige Inflation in den Emerging Markets weiteres Aufwertungspotenzial. Länder mit attraktiven Währungen sind beispielsweise Mexiko, Indonesien und Korea.
Das Anleihenuniversum der Emerging Markets wächst. Dabei stehen für viele Investoren Emittenten aus Lateinamerika und Asien im Fokus. Wo sehen Sie weitere spannende Anlagemöglichkeiten?
Fehm: Vor allem in Afrika. Mittlerweile steigt das Interesse vieler Investoren nach der letzten globalen Finanzkrise an den dortigen Emittenten wieder. Angola liefert diesbezüglich ein gutes Beispiel: Die bereits begonnene politische Stabilisierung dürfte eine beeindruckende wirtschaftliche Entwicklung nach sich ziehen. Dabei sollten Infrastrukturprojekte und der Rohstoffabbau die treibenden Kräfte sein. Mit Ghana und Gabun haben zuletzt vor zwei Jahren weitere Emittenten das afrikanische Investment-Universum erweitert und in US-Dollar denominierte Anleihen begeben. Zusätzlich wird Ghana auch für lokale Investitionen immer interessanter, da Liquidität und Transparenz zunehmen.

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