„Wachstum gegen Schlagzeilen“

01.07.2025

A.Boyd Simpson - Foto: Copyright TSO

Exklusiv

Wie stellt sich der US-Immobilienmarkt Mitte 2025 dar? Inwiefern hat sich das Blatt seit Amtsantritt Trumps gewendet? finanzwelt sprach mit Boyd Simpson, CEO von TSO.

finanzwelt: Die Handelspolitik von Präsident Trump und die Zölle sorgen für Unsicherheiten. Wie wirken sich diese auf die US-Wirtschaft und den Immobilienmarkt aus?

Boyd Simpson: Die US-Wirtschaft ist stark regional geprägt und genau das schützt sie. Eine nationale Handelspolitik wirkt sich in einem so vielfältigen Land wie den USA sehr unterschiedlich aus. In dynamischen Wachstumsregionen wie dem Südosten der USA bleiben die Fundamentaldaten robust. Bevölkerungszuzug, steigende Konsumausgaben und unternehmerische Dynamik sind dort die entscheidenden Faktoren. Für Immobilienmärkte sind regionale Entwicklungen deutlich wichtiger als tagespolitische Entscheidungen.

finanzwelt: Das heißt, die politische Entwicklung spielt keine Rolle für Ihre Investmentstrategie?

Simpson: Die Politik hat zwar ihren Einfluss, ist aber nicht das Maß aller Dinge. Trumps Politik sorgt für Schlagzeilen, aber Immobilieninvestoren müssen tiefer schauen. Unser Fokus liegt auf wirtschaftlichen Fundamentaldaten, nicht auf Rhetorik. Strategisches Denken, Standortkenntnis und aktives Management haben sich als deutlich tragfähiger erwiesen.

finanzwelt: Wie schätzen Sie die Rolle der Fed und die aktuelle Zinspolitik ein?

Simpson: Die Federal Reserve agiert unabhängig, solide und klar, gerade in einem Umfeld, das von täglich neuer Unsicherheit geprägt ist. Für Investoren schafft das Vertrauen. Ja, die Zinsen haben Einfluss, aber sie allein entscheiden nicht. Für uns ist entscheidend, wo reale Werte entstehen, wo Nachfrage langfristig besteht. Das bleibt der Maßstab, nicht die Zinsschlagzeile.

finanzwelt: Welche Investitionsstrategien verfolgen Sie mit Blick auf die demografische Entwicklung?

Simpson: Wir investieren dort, wo die Bevölkerung wächst. Das ist keine neue Strategie, aber eine sehr wirksame. Unser Fokus liegt dabei auf dem Südosten der USA. Dort finden sich zahlreiche Regionen mit stabilem Wachstum, guter Infrastruktur und hoher Lebensqualität. Bevölkerungswachstum bedeutet stets einen steigenden Bedarf an Wohnraum, Büros und Dienstleistungsflächen. Genau darauf richten wir unsere Portfolios aus – mit nachhaltigem Fokus.

finanzwelt: In welchen Regionen sehen Sie aktuell die größten Chancen für Investoren?

Simpson: Besonders aussichtsreich sind die Submärkte in der Umgebung von Atlanta, Charlotte und in ausgewählten Teilen Floridas. Dort treffen stabile Wachstumsraten auf eine hohe Lebensqualität und unternehmerisches Potenzial. Ein gutes Beispiel sind insbesondere die nördlichen Vororte Atlantas. Hier verbinden sich gute Schulen, eine moderne Infrastruktur und eine hohe Flächennachfrage zu einem attraktiven Investitionsumfeld.

finanzwelt: Welche Bedeutung hat Asset Management in Ihrem Ansatz?

Simpson: Asset Management bedeutet für uns, Immobilien aktiv zu entwickeln, nicht nur zu verwalten. Wir reagieren auf lokale Marktveränderungen, investieren in die Substanz, führen enge Mieterbeziehungen und nutzen Chancen, wenn sie sich bieten. Gerade in bewegten Zeiten entscheidet aktives Management über langfristigen Erfolg.

finanzwelt: Wie nutzen Sie Ihre lokale Marktkenntnis für den Investmenterfolg?

Simpson: Unsere Stärke ist die Präsenz vor Ort. Wir kennen nicht nur die Makrodaten, sondern auch die spezifischen Besonderheiten einzelner Submärkte. Das erlaubt uns, Chancen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu investieren. Erfahrung, Netzwerke und Nähe zum Geschehen sind unsere entscheidenden Vorteile im Wettbewerb. (ah)