Windenergie als Standortfaktor
27.08.2025

Thomas Hartauer. Foto: © CAV Partners
Die Energiewende in Bayern scheint endlich von der Ankündigung in die Umsetzung zu rücken. Dazu hat die Landessregierung einige richtige Weichenstellungen zur Erleichterung beigetragen. Weil Windenergie nun rechtlich Vorrang hat und als öffentliches Interesse gilt, laufen Genehmigungen zügiger und Konflikte beim Thema Denkmalschutz oder dem Abstand zu militärischen Einrichtungen und Wetterstationen werden weniger. „In Bayern setzt sich die Erkenntnis durch, dass Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit ohne Wind im Binnenland nicht erreichbar sind“, erklärt Thomas Hartauer, Vorstandsvorsitzender von CAV Partners. Ende 2023 wurden die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) von der Landesregierung darauf aufmerksam gemacht, potenzielle Standorte im Staatswald sehr wohlwollend zu prüfen.
„Die Fläche ist groß und der Druck aus Industrie und Mittelstand steigt zunehmend. Wir sehen in der Region deutlich mehr Projektreife. Verfahren werden klarer und Risiken besser kalkulierbar“, sagt Hartauer. Entscheidend werde sein, Projekte gemeinsam mit Kommunen und Bürgern zu denken, und zwar von Beginn an und durchgehend transparent.
Warum jetzt Bewegung in den Markt kommt
Die Bayerischen Staatsforsten prüfen derzeit rund 180 Standorte, die für Windenergie infrage kommen. Dies ist ein großer Schritt für den Ausbau in der Region, doch aus Entwicklersicht ließen sich noch viele weitere Flächen erschließen. „Die Umsetzung wird allerdings Zeit benötigen, da die Strukturen innerhalb der Forstverwaltung angepasst werden müssen, Kommunen Mitspracherechte fordern und ökologische Anforderungen stärker im Fokus stehen als bei Projekten im Privatwald“, so Hartauer. Deshalb gelte: Ein alleiniger Fokus auf Staatswald wird den Ausbau nicht tragen. Privatwälder bieten eine wertvolle Ergänzung, da sie oft abgelegen und höher liegen, daher gute Windverhältnisse aufweisen und die Eingriffe in die Natur vergleichsweise gering sind. „Beispiele aus Franken oder dem Bayerischen Wald belegen, dass Projekte auf Waldflächen ökologisch wie wirtschaftlich sinnvoll umgesetzt werden können“, erklärt der Experte.
Bayern starte beim Ausbau der Windkraft zwar von einem vergleichsweise niedrigen Niveau, doch die Dynamik habe Signalwirkung, insbesondere für Baden-Württemberg, wo die grün-geführte Landesregierung ebenfalls hinter den Möglichkeiten zurückbleibt. Auch Thüringen und Sachsen haben ihr Potenzial im Bereich Waldflächen bislang kaum ausgeschöpft. Der starke Zubau bei Solar in den vergangenen Jahren verstärkt den Druck, auch die Windkraft voranzubringen. Zugleich führen weltweit geopolitische Spannungen und die Debatten über Strompreiszonen vor Augen, wie wichtig regionale Erzeugung im energieintensiven Süden ist. Für Industrie und Mittelstand sind Verfügbarkeit und stabile Preise längst ein entscheidender Standortfaktor.
Regionale Effekte: Wertschöpfung, Versorgung, Beteiligung
Der Ausbau der Windenergie in Bayern hat unmittelbare Effekte auf die regionale Wertschöpfung und ist vor allem für die Wirtschaft von essentieller Bedeutung. Jede Anlage erzeugt grünen Strom für mehrere tausend Haushalte und Betriebe und bringt den Kommunen über die Gewerbesteuer jährlich substanzielle Einnahmen. Zusätzlich hat sich der sogenannte Solarpfennig etabliert: Ein Teil des Stromertrags wird direkt an die Gemeinde abgeführt, bis zu 50.000 Euro pro Windrad und Jahr. Für kleinere Kommunen bedeutet das spürbar mehr Handlungsspielraum. Auch die Flächeneigentümer profitieren von deutlich höheren Pachteinnahmen als in der Land- oder Forstwirtschaft. Langfristig entstehen neue Arbeitsplätze, etwa durch Service-Teams und Zulieferstrukturen und Unternehmen erhalten Zugang zu regionalem Grünstrom – ein klarer Standortvorteil für Neuansiedlungen. Akzeptanz ist dabei der Schlüssel. In vielen Regionen bestehen Vorbehalte, die oft aus fehlender Beteiligung oder unzureichender Information in der Vergangenheit resultieren. „Wir setzen deshalb auf Informationsveranstaltungen und eine enge Partnerschaft mit Gemeinden und Bürgern. Neben finanziellen Beteiligungen für Kommunen und Anwohner sind freiwillige Gemeindebeiträge vorgesehen, die möglichst zweckgebunden in soziale Einrichtungen oder Infrastruktur fließen. So wird der Nutzen sichtbar und erlebbar und aus Gegnern oft Mitgestalter“, betont Thomas Hartauer. Entscheidend ist, dass Projektentwickler nicht nur bauen und verschwinden, sondern langfristig präsent bleiben.
Projektsicherheit und planbare Cashflows für Investoren
Bayern ist für Investoren besonders interessant, weil hier die größte Stromnachfrage Deutschlands besteht: Industrie und Mittelstand benötigen planbare Versorgung in unmittelbarer Nähe. Gleichzeitig bieten die topografischen Gegebenheiten vieler Höhenlagen in Bayern solide Erträge.
„Entscheidend ist, dass die Windgutachten heute verlässlicher sind und die Prognosen konservativer ausfallen, was die Planbarkeit erheblich erhöht“, erklärt Hartauer. Für Investoren bedeute das risikoangepasste Renditen in einem Markt, der bisher kaum zugänglich war. Mit der Aufhebung der 10h-Regel, die Windräder nur in einem Abstand vom Zehnfachen ihrer Höhe zur nächsten Wohnbebauung zuließ, hat sich die Projektsicherheit in Bayern deutlich verbessert, was im Wettbewerb der Bundesländer einen Standortvorteil darstellt.
Bereits neue Projekte in Bayern geplant
In der Oberpfalz, in Oberbayern und Oberfranken werden derzeit neue Windkraftprojekte vorbereitet, die bis zur Baureife oder zur schlüsselfertigen Übergabe entwickelt werden sollen. Finanziert wird die Entwicklung durch CAV Partners, die in einer strategischen Partnerschaft mit der Wind 18 GmbH zusammenarbeiten. „Mit diesen Projekten wollen wir zeigen, dass Windkraft auch in Bayern verlässlich umsetzbar ist – im engen Dialog mit Investoren, Gemeinden und Bürgern vor Ort“, sagt Hartauer. Die Erfahrungen aus Beteiligungen an über hundert Windkraftanlagen in Europa bilden dafür die Grundlage. Langfristig sollen weitere Kooperationen und Eigenentwicklungen entstehen, die den Ausbau im Freistaat Schritt für Schritt voranbringen. (fw)

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