Deutschlands Kleinunternehmer am Rande der Insolvenz?

31.05.2023

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In den vergangenen 12 Monaten sin die Google Suchanfragen nach „Zuschüsse für kleine Unternehmen“ um 100 % gestiegen (Suchdaten vom 14.03.2023, Quelle: keywordtool.io). Eine Umfrage der Lowell Group untersucht in diesem Zusammenhang die finanzielle Situation, die größten Herausforderungen und die Zukunftserwartungen von Kleinunternehmern. Die Ergebnisse zeigen: 70 % der Befragten sorgen sich um ihr Insolvenzrisiko.

Nach der Pandemie sorgten Inflation und Energiekosten für eine anhaltende Krise. Mit der steigenden Inflationsrate rückte die Besorgnis um drohende Insolvenzen bei Kleinunternehmern in den Fokus. Während der Pandemie haben besonders sie auf Hilfe vom Staat zurückgegriffen, um Lockdowns und ausbleibende Aufträge oder Kundschaft zu kompensieren. Nun stehen viele aber vor dem Problem trotz höherer Kosten die Staatshilfen bis Sommer 2023 zurückzahlen zu müssen.  Neben den 70 %, de sich konkret mit dem Thema Insolvenz auseinander setzen, gibt jeder Zehnte sogar an, dass sein Risiko einer Insolvenz tatsächlich sehr hoch sei.

Viele Gründe, wenige Optionen

Nach der Hauptursache für die Angst vor einer Zahlungsunfähigkeit muss man nicht lange suchen. Viele Kleinunternehmer (45 %) sehen keine Möglichkeit, die gestiegenen Kosten durch die Inflation anderweitig zu kompensieren. 33 % nennen vor allem die steigenden Strom- und Gaskosten als Kern allen Übels. Aber auch der Personalmangel und die steigenden Personalkosten sind für 24 % ein schwerwiegendes Problem und Ursache einer drohenden Insolvenz. Da die steigenden Kosten auch auf die Konsumbereitschaft der Kunden drücken, ist eine Weitergabe der Kosten an den Verbraucher für diese Unternehmen keine Option. Jedes fünfte befragte Unternehmen spürt eine deutliche Konsumzurückhaltung und sogar den Verzicht auf bestimmtes Einkaufsverhalten in den vergangenen 12 Monaten. 32 % der Umfrageteilnehmer geben an, keine andere Wahl zu haben, als Preise zu erhöhen und damit auch zu riskieren, weitere Kunden zu verlieren.

Diejenigen, die keine Preiserhöhungen einführen, bemühen sich stattdessen um Einsparungen. So gaben 24 % an Kosten durch z.B. einen Wechsel zu günstigeren Rohstoffen oder Dienstleistern sparen zu wollen. Knapp die Hälfte der Befragten (48 %) geht davon aus, trotz aller Bemühungen Kosten zu sparen, nicht um Preiserhöhungen herum zu kommen. Fast genauso viele sorgen sich dabei, dass sie deshalb Umsatz (42 %) und Kunden (40 %) verlieren werden. 33 % fürchtet zudem ihre Kundschaft dauerhaft an konkurrierende Großunternehmen zu verlieren. In der Folge droht eine Entlassungswelle, denn immerhin fast ein Viertel der Betriebe (23 %) geht davon aus, dass sie deshalb in Zukunft auf Mitarbeitende verzichten müssen. Zusätzlich zur akuten Belastung durch Pandemieschulden, Inflation und Energiekosten besteht zudem besonders im Bereich Einzelhandel die Abwanderung von Kunden zu günstigen eCommerce- und Online-Angeboten.   

Nicht aufgeben!

Die Befragung zeigt deutlich, dass besonders Kleinunternehmer sich aktuell bedrohlichen Herausforderungen stellen müssen. Bevor eine Insolvenz unausweichlich wird, ist es für sie wichtig, sämtliche denkbaren Lösungsansetze durchzugehen. Dazu gehört beispielsweise der Aspekt Kundenbindung. Im Moment ist es besonders wichtig, den eigenen Kunden klar zu machen, warum es wichtig ist, dem jeweiligen Unternehmen und seinen Angeboten treu zu bleiben. Johan Agerman, Geschäftsführer der Lowell Gruppe in der DACH-Region, erklärt: „Es ist abzusehen, dass die Inflation die Kosten auch in den kommenden Jahren weiter antreiben werden. Unternehmen sind daher gut beraten, auch über die Professionalisierung ihres Forderungsmanagements nachzudenken, um offene Posten schneller zu realisieren. Für Konsumenten andererseits ist es sicher sinnvoll, die eigenen Ausgaben gründlich zu planen. Dafür gibt es viele Hilfen, wie etwa die Fabit App, mit der wir seit 2022 zusammenarbeiten.“ (lb)