Digital Assets – Durchbruch in der Breite der Gesellschaft?
13.05.2025

Jens Siebert. Foto: © KPMG
Donald Trumps jüngste Initiative zu einer Krypto-Reserve oder die Achterbahnfahrt des Bitcoin in den vergangenen Monaten: In den USA sind Digitale Assets nicht nur in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sie entwickeln sich sogar zum Social-Media-Phänomen. Auch in Deutschland führen Kryptowerte & Co. längst kein Schattendasein mehr. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie „Digital Assets in Deutschland 2025“ von KPMG und dem Online-Medium BTC-ECHO. Was können Finanzdienstleister, Asset Manager und Kryptobörsen tun, um Interessierte noch besser zu erreichen?
Auch in Deutschland wächst das Vertrauen in den Kryptosektor. Fast ein Drittel (29 %) ihres Gesamtvermögens haben Krypto-Investoren letztes Jahr durchschnittlich in digitale Assets angelegt. Das ist ein signifikanter Teil des Anlegervermögens – dennoch identifiziert die aktuelle KPMG-Studie Wachstumspotential für den deutschen Markt. Um eine umfassende Datenbasis zu Nutzern digitaler Assets und deren Investitionen in der DACH-Region zu schaffen, wurden sechs Wochen lang über 2.400 Privatpersonen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Die aktuellen Ergebnisse konnten in Relation zu den Werten der Vorjahre gesetzt und so Trends abgeleitet werden. Ergänzend lieferten Faktoranalysen sowie die Identifikation repräsentativer Archetypen wertvolle Hinweise auf Wachstumspotenziale und künftige Entwicklungen. Die Erkenntnis: Die Prognosen für eine umfassende Etablierung von Kryptowerten in der Finanzbranche sind positiv. Doch mit dem steigenden Interesse kommen auch neue Herausforderungen auf die Anbieter zu.
Die Investoren
Ein Blick auf die drei repräsentativen Investorengruppen zeigt: Die sogenannten Best Ager über 45 handeln vergleichsweise selten und sind risikobewusster, doch sie haben klare Erwartungen an Anbieter. Besonders relevant sind für sie kombinierte Angebote aus Digital Assets und klassischen Finanzprodukten, einfache Auszahlungsmöglichkeiten sowie eine gute Erreichbarkeit – etwa über Chat oder Telefon.
Einkommensstarke Investoren (High Earners) sind oft auf mehreren Plattformen aktiv und investieren signifikante Teile ihres Vermögens. Ihr Fokus liegt auf Rendite, professionellen Produkten wie Fondsanteilen und dem gezielten Ausbau ihrer Portfolios. Die NextGen unter 35 Jahren wiederum zeigt sich risiko- und experimentierfreudig. Viele investieren bereits vor dem Berufseinstieg, etwa in Kryptowährungen, NFTs oder tokenisierte Vermögenswerte. Entscheidend für die Wahl ihrer Handelsplattform sind in erster Linie ein breites Angebot handelbarer Assets und niedrige Transaktionskosten.
Die Skeptiker
Zum ersten Mal wurden in der Studie auch Kryptoskeptiker befragt – Menschen, die bislang nicht in Digital Assets investieren. Zunächst fällt auf: In Bezug auf Bildung und Einkommen unterscheiden sie sich kaum von den Krypto-affinen Teilnehmern: Beide Gruppen verfügen überwiegend über einen höheren Bildungsabschluss und eine feste Anstellung. Nur 15 Prozent der Skeptiker investieren gar nicht am klassischen Finanzmarkt, rund 55 Prozent bezeichnen sich als konservative und langfristig orientierte Anleger. Besonders interessant: 29 Prozent der Kryptoskeptiker bezeichnen sich am klassischen Anlagemarkt als risikoreich und renditeorientiert – potenziell also eine interessante Zielgruppe für künftige Kryptoinvestments. Was ihnen aktuell noch fehlt? Vor allem der Zugang zu verständlichen Informationen (62 %), stärkere Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von Wallets, geringere Kursschwankungen (je 48 %) sowie mehr Klarheit über die gesetzlichen Rahmenbedingungen (47 %) von Kryptowerten. Da auch das Einkommen der Skeptiker vergleichbar mit dem Durchschnitt ist, könnte die Erschließung dieser Zielgruppe ein attraktives Wachstumsziel für Kryptobörsen und Onlinebroker sein – mit einem Fokus auf Aufklärung, Sicherheit und regulatorische Transparenz.
Die Prognose
Das Interesse an Digital Assets im deutschsprachigen Raum ist ungebrochen – und dürfte auch künftig bestehen bleiben. Dafür sprechen die Zukunftseinschätzungen der Befragten. Investoren rechnen langfristig mit einem deutlichen Anstieg des Bitcoin-Kurses sowie der gesamten Marktkapitalisierung des Kryptomarktes. Unabhängig vom Zeitpunkt ihrer ersten Investition planen drei Viertel (74 %), auch weiterhin in Kryptowerte zu investieren.
Die Herausforderungen
Wachsendes Interesse und positive Marktaussichten – auf den ersten Blick sind das vielversprechende Bedingungen für die Branche. Mit einem durchschnittlichen monatlichen Handelsvolumenminimum von ca. 1.600 Euro pro Studienteilnehmer zeigt sich: Die Investoren sind aktiv und engagiert. Doch mit steigendem Interesse wachsen auch die Anforderungen. Die Zielgruppen werden heterogener, ihre Erwartungen differenzierter – und damit steigt der Wettbewerbsdruck unter den Anbietern. Wer sich behaupten will, muss gezielt Optimierungspotenziale ausschöpfen. Ein zentrales Beispiel: Zwischen der Anzahl an Registrierungen auf Kryptobörsen und der aktiven Nutzung herrscht weiterhin eine hohe Diskrepanz. Informationszugang, -qualität und Sicherheitsmaßnahmen bleiben zentrale Hürden – und zugleich Chancen. Wer hier überzeugende Lösungen bietet, kann in Zukunft neue Zielgruppen wie die Kryptoskeptiker erschließen. Auch die Kombination von Kryptohandel und klassischen Finanzprodukten auf einer Plattform gewinnt an Relevanz. Besonders wichtig bei der Wahl der Börse sind für Nutzer aktuell die Sicherheit (82 %), die Ein- und Auszahlungsmöglichkeiten (65 %) und Transaktionskosten (66 %). Nur wer heute in diese Bedürfnisse investiert, hat morgen Wettbewerbsvorteile. Ein Morgen, in dem Krypto-Investments vielleicht schon der gleiche Megatrend sind wie heute in den USA.
Ein Gastbeitrag von Jens Siebert, Partner im Bereich Financial Services bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

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