Nur keinen Stress

06.05.2021

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Im Vorfeld des endgültig vollzogenen Brexit Großbritanniens aus der Europäischen Union wurde der Teufel an die Wand gemalt. Auch im Hinblick auf die Dienstleistungsfreiheit im Versicherungsmarkt. Nichts davon hat sich bewahrheitet – die Teilnehmer waren bestens vorbereitet. Allerdings hat der Arbeitsaufwand für deutsche Makler mitunter zugenommen.

Mit einem Beitragsvolumen von umgerechnet rund 307 Mrd. Euro (2019) und einem Weltmarktanteil von 5,8 % ist Großbritannien nach Berechnungen des Swiss Re der größte Versicherungsmarkt Europas und die Nummer vier weltweit. Wie für alle in der EU beheimateten Versicherer galt für die britischen bislang das Prinzip des einheitlichen, europäischen Passes: Ist ein Anbieter in einem EU-Staat zugelassen, kann er in allen anderen Mitgliedsländern Geschäfte betreiben. Unter diesen Vorzeichen entwickelte sich das Königreich zu einem der größten Exporteure für Versicherungsdienstleistungen. Knapp 30 % ihres Umsatzes erwirtschafteten in Großbritannien ansässige Versicherer oder die britischen Töchter internationaler Versicherungskonzerne zuletzt im EU-Ausland. 35 britische Versicherer haben EU-Dependancen gegründet. Mit dem Brexit stand dieses Geschäft plötzlich infrage. Die Unternehmen waren gezwungen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen. Und sie reagierten umgehend. „Die Versicherer haben einen erheblichen Aufwand betrieben, um sich auf das Ende der Übergangsperiode vorzubereiten“, zitiert der GDV Carol Hall, Head of European and International Affairs beim Branchenverband Association of British Insurers (ABI) in London. So hätten 35 britische Gesellschaften Tochterfirmen in der EU gegründet, schätzungsweise 29 Mio. Policen seien bereits in die neuen EU-Dependancen überführt worden. Etliche britische Lebensversicherer haben die Verträge deutscher Kunden auf Gesellschaften in einem EU-Land übertragen, so dass sie weiter die Passporting-Rechte genießen.

Gemeinsam stärker

Welche Folgen hat der Brexit aber für deutsche Versicherungsmakler? Hartmuth Kremer-Jensen, Geschäftsführer, Deputy CEO und Chief Broking Officer bei Aon in Deutschland, rät zu Obacht: „Deutsche Versicherungsmakler sollten die Brexit-Umsetzung gemeinsam mit ihren Kunden eng begleiten. Hierzu zählt die Sicherstellung, dass deutsche Versicherer zulässige Lösungen für die Übergangs- und künftige Versicherung von UK-Risiken etabliert haben, zum Beispiel über das Temporary Permission Regime (TPR).“ Auch sollten Makler gewährleisten, dass sie über internationale Netzwerklösungen ihren Kunden den Zugang zum „Londoner Markt“ auch weiterhin sicherstellen könnten. Eine starke Präsenz deutscher Makler in UK, vermittelt über Makler-KollegInnen vor Ort, sei hierbei sicher wesentlich. Auch Fabian Desch, Head of Broking Germany/Austria, Deputy Head of Broking Western Europe bei Willis Towers Watson, erkennt zusätzlichen Arbeitsaufwand: „Für deutsche Versicherungsmakler ergibt sich in erster Linie ein zusätzlicher Beratungs- und Informationsauftrag für die eigenen Kunden. Die Konsequenzen aus derartigen Veränderungen sind für die versicherungsnehmende Wirtschaft häufig komplex und intransparent.“ Durch die bestehende Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU hätten deutsche Versicherungsmakler bislang problemlos Dienstleistungen in Großbritannien erbringen können.

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