„Offene Immobilienfonds – Zustand und Ausblick“
07.02.2013

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Offene Immobilienfonds stehen gewaltig unter Druck. Unlängst gab Morgan Stanley bekannt, dass sie ihren P2 Value wieder öffnen werden,allerdings wohl kräftig abgewertet. Die Krise in diesem Segment ist nicht zu leugnen. Insgesamt sind rund 25 Milliarden Euro in offenen Immobilienfonds eingefroren. finanzwelt sprach mit Dr. Daniel Piazolo, Geschäftsführer und Managing Director der IPD Investment Property Databank GmbH.
finanzwelt: Das Image der offenen Immobilienfonds hat gelitten. Wie würden Sie die aktuelle Situation beschreiben?
Dr. Piazolo: Der Markt der 22 Offenen Immobilienpublikumsfonds mit Fokus auf den Privatanleger zeigt sich heterogener denn je. Der Blick auf die Renditenentwicklung des ersten Halbjahres 2010 und die auf dem Zweitmarkt gegenwärtigen Abschläge auf das Nettoanlagevermögen der von der Anteilscheinrücknahme ausgesetzten Fonds legen es nahe, den Markt in vier Gruppen einzuteilen: Zum einen das Gros der Fonds, die nach wie vor die tägliche Anteilscheinrücknahme ermöglichen. Die Gruppe der Fonds mit vorübergehender Aussetzung der Anteilscheinrücknahme kann man in Fonds mit geringen Abschlägen auf den NAV und Fonds mit wesentlichen Abschlägen auf den NAV gruppieren. Zudem ist der Morgan Stanley P2 Value getrennt von den übrigen Fonds zu betrachten, da bei ihm nicht nur die Abschläge auf den NAV am höchsten ausfallen, sondern er zudem mit einer Jahresrendite zum 30.06.2010 von -24,9% den Rahmen sprengt. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die momentan geschlossenen Fonds die Herausforderung der Wiedereröffnung erfolgreich meistern, um der zuletzt kollektiv in die Kritik geraten Gattung der Offenen Immobilienpublikumsfonds zu alter Stärke und Vertrauen zu verhelfen.
finanzwelt: Rund ein Drittel des Geldes, das Anleger in diese Anlageklasse investiert haben, ist eingefroren (25 Milliarden Euro). Was bedeutet dies nun, knapp zwei Jahre nach der Lehman-Pleite, für den Anleger?
Dr. Piazolo: Da die tägliche Verfügbarkeit des Investments als zentraler Vorteil des Offenen Immobilienfonds galt und immer noch gilt, stellt die vorübergehende Aussetzung der Anteilscheinrücknahme eine Herausforderung für die Branche dar. Positiv formuliert ist es 14 Fonds oder etwa zwei Dritteln des Marktes gelungen, trotz der Schwierigkeiten im Zuge der Finanzkrise ihr Investmentprodukt liquide zu halten. Neben dem kurzfristigen Effekt der ungeplanten Illiquidität des Investments stellt sich langfristig die Frage nach der Rendite. Unsere aktuelle IPD Studie adressiert dieses Thema ausführlich.
finanzwelt: Die Rendite der Immobilienfonds im vergangenen Jahr betrug 2,65 Prozent. Das ist vergleichsweise wenig, wenn man andere Anlageklassen als Referenz heranzieht. Erwarten Sie in absehbarer Zeit wieder steigende Renditen?
Dr. Piazolo: Das Feld ist sehr heterogen. Die drei Spitzenreiter der Publikumsfonds erzielten auch zum 30.06.2010 einer Jahresrendite von deutlich über drei Prozent, was im gegenwärtigen Marktumfeld gut ist. Gerade bei Fonds mit starken Abschlägen auf den NAV am Zweitmarkt rechne ich allerdings nicht mit guten Renditen in der nahen Zukunft.
finanzwelt: Welche Faktoren sollte der Investor bei der Auswahl eines offenen Immobilienfonds berücksichtigen? Ist die Größe eines Fonds eine Richtschnur bei der Anlageentscheidung?
Dr. Piazolo: Kann man so nicht sagen. Der MS P2 Value war vor seinen starken Abwertung ein mittelgroßer Fonds, von der Größe vergleichbar mit dem Deka-ImmobilienGlobal oder dem UniImmo: Global. In Bezug auf die Renditen markieren die beiden Fonds aktuell jedoch das positive Ende der Verteilung. Wichtig sind jedoch auf jeden Fall Zeitpunkt des lokalen Investments und die Entwicklung der internationalen Immobilienmärkte.
finanzwelt: Die Anlageregionen eines Fonds sind mitentscheidend. In jüngster Vergangenheit wurde von Pleitewellen bei Dubai-Fonds berichtet. Welche Ziele könnten eine stabile, ansehnliche Rendite versprechen?
Dr. Piazolo: Der deutsche Markt gilt traditionell als sehr stabil, und hat sich auch in der jüngsten Krise als stabil gezeigt.

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