Trendstudie: So wollen Senioren leben

01.12.2021

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Pflegeimmobilienspezialist Carestone veröffentlichte die Ergebnisse seiner Trendstudie zur Zukunft altersgerechter Immobilien. Diese zeigen klar: Senioren wollen urban, individuell und selbstbestimmt leben. Außerdem ist das Thema Nachhaltigkeit aus der Diskussion um die Gestaltung zukünftiger Lebensräume nicht weg zu denken.

Für die Studie hat das Marktforschungsinstitut Ipsos im Auftrag von Carestone 1.124 Senioren aus ganz Deutschland sowie 74 Branchenexpertinnen und -experten quantitativ und qualitativ befragt. Die Forderungen der Senioren zeigen dabei eine neue Richtung auf: 59 % fordern eine aktive Teilhabe am sozialen Leben, wie Kultur, und 74 % möchten im Zentrum, in regulären oder gehobenen Wohnvierteln leben. „Interessant dabei ist, dass Services rund um den Alltag, wie Unterstützung bei Online- und Mobilfunk-Themen, Behördengängen oder beispielsweise Carsharing, den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern viel wichtiger sind als Gesundheitsservices in der Wohnanlage“, ergänzt Carestone-CEO Dr. Karl Reinitzhuber. „Den meisten geht es nicht um die Angebote in den Senioreneinrichtungen. Vielmehr suchen die Befragten bewusst nach Aktivitäten außerhalb des eigenen Wohnraums, wie Marktplätzen, belebten Straßen oder Geschäften.“

Ein unabhängiges Leben in der Mitte der Gesellschaft

Eine größtmögliche Unabhängigkeit übersteigt den Wunsch nach mehr Freizeitaktivitäten aber noch deutlicher. Besonders künftige Seniorengenerationen möchten ihren Tagesablauf und ihr Leben in einer Wohnanlage selbst bestimmen. Ihr Ziel liegt in individualisierten Gemeinschaften und einem Leben, das urban, individuell und unabhängig in der Mitte der Gesellschaft stattfindet. Zukunfts- und Trendexpertin Oona Horx-Strathern bestätigt dieses Befragungsergebnis: „Die sogenannte individualisierte Gemeinschaft ist einer der Trends. Die Menschen wollen ihre Privatsphäre wahren, aber nicht allein leben. Gemeinschaftliche Wohnformen in den Städten können dafür eine Lösung sein.“ Die Befragten zeigen dabei auch eine hohe Bereitschaft zur Wohnraumverkleinerung: 20 % möchten in Wohnungen zwischen 45 und 55 m² leben, 23 % bevorzugen 55 bis 65 m². Laut Reinitzhuber zeigt das deutlich, wie wichtig überschaubare Wohnungsgrößen für Senioren seien.

Laut der Studie ist zudem das Thema Nachhaltigkeit besonders für die kommenden Seniorengenerationen alternativlos. Die Mehrheit der Befragten legt großen Wert auf klimafreundliche Aspekte, wie Solarpanels (68 %), Heizen mit Erdwärme (55 %) oder Ladestationen für E-Autos (38 %). Mehr als zwei Drittel erwartet zudem ein Leben in einem grünem Umfeld, z.B. mit Parkanlagen (87 %) und Gärten (75 %). Für rund 40 % ist sogar wichtig, dass nachhaltige Baustoffe zum Einsatz kommen. Darüber hinaus wünschen sich 81 % eine unkomplizierte Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. „Unsere Studie zeigt, dass sich die Anforderungen an das urbane Leben im Alter verändern. Es braucht deutlich differenzierte Wohnformen für das Zuhause in der späten Lebensphase. Diese gibt es heute praktisch noch nicht“, kommentiert Dr. Karl Reinitzhuber die Ergebnisse.

Herausforderungen für die zukünftige Quartiers- und Stadtentwicklung

Die Nachfrage an urbanen Wohnräumen, die den Wunsch nach Teilhabe am sozialen Leben besser erfüllen, ist sehr hoch. Schon heute stellt diese Vorstellung der Senioren ein entscheidendes Kriterium für Altersimmobilien in Innenstädten dar. Die Tendenz eines bereits jetzt schon herrschenden Nachfrageüberhangs durch den Mangel an passenden Angeboten steigt damit kontinuierlich. Hohe Kosten für Bauflächen und Bestandsimmobilien stehen dem Wunsch der Senioren nach urbanen Wohnräumen gegenüber. „Wir laufen Gefahr, dass die Älteren im Wettbewerb um begehrten Wohnraum in den Metropolen den Kürzeren ziehen. Deshalb müssen die Bedürfnisse der älteren Generationen bei der Stadtentwicklung deutlich stärker berücksichtigt werden. Alle Beteiligten sollten diesem Thema eine höhere Priorität geben“, meint Reinitzhuber.

Die befragten Experten der Studie schätzen die Wahrnehmung der Wichtigkeit von altersgerechtem Wohnen bei der Quartiers- und Stadtplanung als viel zu gering ein. Verantwortliche in der Stadtplanung sollten deshalb das altersgerechte Wohnen in urbanen Räumen mehr in den Fokus ihrer Konzepte rücken. Eine eigene Nutzungsart im Bauplanungsrecht oder eine Quote für altersgerechte Wohnformen seien laut Carestone denkbar. „Unsere Forderung ist, Flächen bzw. Altimmobilien für kreative Quartiersentwicklungen freizugeben“, erklärt der Carestone-CEO Reinitzhuber. Senioren- und Pflegeimmobilien sollten mit staatlich gefördertem Wohnungsbau innerhalb der Sozialquote gleichgestellt werden. Stephanie Hollaus von Ipsos weist außerdem darauf hin, dass neue Konzepte für urbanes Leben im Alter nicht nur Impulse für Innenstädte und Stadtplanung, sondern auch für die Pflegebranche geben können: „Wenn moderne Arbeitsplätze in den Innenstädten entstehen, gewinnen auch die Pflegebetreiber als Arbeitgeber an Attraktivität. In Zeiten des Fachkräftemangels kann das ein entscheidendes Plus sein.“ (lb)

Weitere Informationen und das Whitepaper zur Studie finden Sie hier.