Vermittler lehnen Rüstungstitel in ESG-Fonds ab

22.05.2025

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Die Diskussion um die Aufnahme konventioneller Rüstungsgüter in nachhaltige Anlageprodukte spaltet derzeit Politik, Fondsbranche und Gesellschaft – und beschäftigt längst auch die unabhängigen Vermittler in Deutschland. Der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung hat mit seinem aktuellen Vermittlerbarometer nachgefragt, wie die Branche zu diesem sensiblen Thema steht. Das Ergebnis zeigt eine klare Tendenz: Die Mehrheit lehnt eine Ausweitung des Nachhaltigkeitsbegriffs auf Waffen ab.

Vor dem Hintergrund der aktuellen sicherheitspolitischen Lage sehen sich viele Staaten gezwungen, in ihre Verteidigungsfähigkeit zu investieren. Dies führt auch in der Finanzwelt zu einer Neubewertung der sogenannten "Rüstungsaktien". Erste Anbieter von Investmentfonds haben begonnen, diese in als nachhaltig gelabelte Produkte aufzunehmen – unter Berufung auf ihre Bedeutung für die Sicherung von Frieden und Freiheit. Kritiker befürchten jedoch, dass solche Schritte die Glaubwürdigkeit von ESG-Kriterien gefährden könnten.

Genau diese Sorge teilen auch die unabhängigen Vermittler: 41,7 Prozent der befragten Vermittlerinnen und Vermittler sprechen sich laut AfW-Vermittlerbarometer klar gegen eine nachhaltige Klassifizierung konventioneller Waffen aus. 31,7 Prozent bleiben neutral, während nur 18,6 Prozent eine solche Erweiterung befürworten würden. Völkerrechtlich geächtete Waffen wie biologische oder chemische Kampfstoffe sind dabei selbstverständlich ausgenommen.

„Die Aufnahme von Rüstungsgütern in nachhaltige Produktkategorien würde aus unserer Sicht die gesellschaftliche Akzeptanz der Nachhaltigkeitsregulierung weiter schwächen – ähnlich wie es bereits bei der Einordnung der Energiegewinnung aus Gas und Atomkraft in die EU-Taxonomie der Fall war“, warnt Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung. „Gerade Vermittlerinnen und Vermittler, die täglich über nachhaltige Geldanlage beraten, müssen ihren Kunden glaubwürdige und nachvollziehbare Empfehlungen geben können.“

Neben der kritischen Haltung zur Einstufung von Rüstungsgütern zeigt die Umfrage auch Entwicklungen bei der praktischen Umsetzung der ESG-Abfragepflichten. Immer mehr Vermittler setzen auf technische Unterstützung: Der Anteil derjenigen, die ein IT-Tool nutzen, stieg von 42 Prozent im Vorjahr auf nunmehr 46,3 Prozent. Dagegen sank der Anteil derjenigen, die ESG-Präferenzen über PDF oder Papierdokumente erheben, von 38 auf 33,5 Prozent.

Eine Herausforderung bleibt die Qualität der digitalen Lösungen: Während mehr als 60 Prozent der IT-Tool-Nutzer angeben, eine Produktauswahl auf Basis der abgefragten Nachhaltigkeitspräferenzen zu erhalten, funktioniert dies bei rund einem Drittel der Befragten nicht. „Es liegt auf der Hand, dass ein geeignetes Softwaretool den Aufwand für Vermittler deutlich reduziert. Dass jedoch jeder dritte Nutzer nicht mit der erzielten Produktauswahl zufrieden ist, zeigt den bestehenden Optimierungsbedarf“, betont Norman Wirth.

Maklerpools bleiben mit einem Anteil von 70,4 Prozent die wichtigste Bezugsquelle für ESG-Tools, während Lösungen von Produktgebern wie Versicherern oder Fondsgesellschaften weiter an Bedeutung verlieren (aktuell 16,8 Prozent). Nur 5 Prozent der Vermittler setzen auf alternative Quellen. (mho)

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