Wie geht es weiter und wo spielt die Musik?

22.05.2024

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Was wird das zweite Halbjahr an den Kapitalmärkten bringen? Sind die Gewinner von gestern auch die von morgen? Auszug einer finanzwelt-Expertenrunde.

  • Uwe Eilers, Vorstand, FV Frankfurter Vermögen AG
  • Felix Herrmann, Chefvolkswirt, ARAMEA Asset Management AG
  • Maximilian Kreitlmeier, Teamleiter Portfoliomanagement und Analyse Investment, Fonds Finanz Maklerservice GmbH

finanzwelt: Meine Herren, angesichts der multiplen Krisen und schwächelnder Konjunktur, welche Erwartungen hegen Sie für die Entwicklung der internationalen Aktienmärkte in den kommenden Monaten?

Felix Herrmann: Grundsätzlich gibt es aus meiner Sicht weiterhin gute Argumente für eine solide Aktienmarktperformance bis Jahresende. Klammert man kurzfristigen saisonalen Gegenwind einmal aus, dann spricht aus meiner Sicht die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone und damit anziehende Unternehmensgewinne genauso für steigende Aktienkurse wie die Aussicht auf fallende Leitzinsen. Das Repricing dürfte an den Zinsfront abgeschlossen sein – das ist eine gute Nachricht für den Markt.

finanzwelt: Die Zinsentwicklung ist ein gutes Stichwort. Wird die EZB vor der Fed reagieren, Herr Kreitlmeier?

Maximilian Kreitlmeier: Es zeichnet sich ab, dass dieses Mal die EZB eine Vorreiterrolle einnimmt und vor der US-Fed die Zinsen senkt, da die Volkswirtschaften der Eurozone fragiler und schwächer sind als die US-Wirtschaft. Schnelle und drastische Zinssenkungen sind in den USA nicht nötig und wären sogar kontraproduktiv, da sie die Inflation nur unnötig befeuern würden. Speziell die US-Wirtschaft kommt mit den hohen Zinsen gut zurecht. Das sogenannte ‚Higher for Longer‘, also eine länger anhaltende Phase mit höheren Zinsen ist derzeit das wahrscheinlichste Szenario. Dennoch könnte auch die Fed im Laufe des Jahres die Zinsen senken, wenn die Inflation zurückgeht. Die Schuldensituation der USA dürfte durchaus Druck auf die Notenbank ausüben, denn die Regierung muss bis Jahresende einen großen Teil der Schulden umfinanzieren. Die höchsten US-Leitzinsen der letzten 30 Jahre sind dabei eine zusätzliche Bürde für den Staat. Jede noch so kleine Zinssenkung würde entlasten.

finanzwelt: Sie sprachen die USA als größte Volkswirtschaft bereits an. Dort spielte in der Vergangenheit die Musik. Tech-Aktien und KI. Sind US-Aktien nach wie vor so attraktiv?

Uwe Eilers: Wachstums- und Tech-Werte stehen bei uns weiterhin oben auf der Liste, allerdings nicht die ‚Big 7‘, sondern die 2. und 3. Reihe, die teils deutlich zurückgeblieben ist. Dabei kommt man im Tech-Bereich an den USA nicht vorbei, auch wenn es zusätzlich diverse interessante Aktiengesellschaften in Europa und Japan gibt. (ah)

Das komplette Gespräch finden Sie in der demnächst erscheinenden finanzwelt-Printausgabe 03/2024.