MIG Fonds: Wohin mit dem Cash?

29.01.2015

Der Private Equity Markt wird nach einem guten vergangenen Jahr auch in 2015 weiter zulegen. Dabei dürften die Investmentaktivitäten ebenso zunehmen wie das Volumen der Deals. Es erstaunt daher nicht, dass mehrere Initiatoren neue Fonds in dieser Assetklasse aufgelegt haben.

_

Im Interview mit finanzwelt ging Dr. Matthias Hallweger, Vorstand der HMW Emissionshaus AG und HMW Innovations AG, auf die Aussichten des Marktes und die Attraktivität Deutschlands als Investitionsstandort für Wagniskapital näher ein._

finanzwelt: Nach Angaben der Analysegesellschaft Preqin hat sich das globale Vermögen der Private Equity (PE) Fonds seit Beginn des neuen Jahrtausends etwa verfünffacht. Rosige Zeiten für die Private Equity Industrie. Finden Sie momentan noch geeignete Zielunternehmen?

Dr. Hallweger: Die Kassen von Private Equity Gesellschaften sind prall gefüllt. Preqin schätzt die Reserven auf nahezu 1,5 Billionen Dollar. Und das ist nicht alles, denn auch die Konzerne horten gewaltige Mengen an Liquidität. Die weltweit 5.100 größten Unternehmen verfügen nach Angaben von Thomson Reuters über 5,7 Billionen Dollar. Das alleine sagt jedoch nicht viel aus, schon gar nicht für unsere MIG Fonds. Die MIG Verwaltungs AG als Portfoliomanager unserer MIG Fonds und externe KVG wählt die Portfoliounternehmen nach einem komplexen und sorgfältigen Verfahren aus. Grundsätzlich gilt hier unser Motto: Qualität geht vor Quantität. Vor ein paar Wochen haben wir das Portfolio der MIG Fonds um ein weiteres Unternehmen mit der NavVis GmbH erweitert. Wir finden noch genügend geeignete Zielunternehmen.

finanzwelt: Einige Marktteilnehmer sprechen sogar von einer Überhitzung im Beteiligungsmarkt. Teilen Sie diese Einschätzung?

Dr. Hallweger: Von einer Überhitzung würde ich lediglich dann sprechen, wenn die Beteiligungsgesellschaften Kapital zur Verfügung stellen, ohne die Zielunternehmen auf Herz und Nieren zu prüfen. Davon kann bei uns keine Rede sein. Wir finanzieren mit Venture Capital vielversprechende Unternehmen, u. a. aus den Branchen Umwelttechnologie, Life Science, Medizintechnik, Neue Materialien, Robotik, Kommunikations-/Informationstechnologie und Energietechnologie aus dem deutschsprachigen Raum.

finanzwelt: Im derzeitigen PE-Markt müssten sich dann gute Exit-Perspektiven bieten? Medien berichten, dass die Ausschüttungen Ihrer Fonds gering waren, weil bis dato nur wenige Beteiligungen verkauft wurden.

Dr. Hallweger: Unsere primäre Strategie besteht nicht darin, die Beteiligungen an unseren Portfoliounternehmen im Rahmen von Secondaries an andere PE-Gesellschaften zu verkaufen. Wir begleiten und finanzieren unsere Portfoliounternehmen langfristig und arbeiten auf den geeigneten Exit-Zeitpunkt hin. Unsere Beteiligungen sind in ihrer Wertentwicklung zudem häufig projektgesteuert, zum Beispiel anlässlich von Testreihen bei der Entwicklung neuer Produkte. Die beste Exit-Perspektive ergibt sich, wenn die Unternehmen eine große Wachstumsphase weitgehend abgeschlossen haben und im Rahmen eines Trade-Sales von einem anderen Marktteilnehmer aufgekauft werden. Der preist je nach Verhandlungsgeschick unserer Fondsmanager dessen weitere, mögliche Entwicklungsmöglichkeiten mit ein. Dann ergeben sich in der Regel attraktive Renditen.

finanzwelt: Deutschland ist geprägt vom starken Mittelstand. Besteht bei Mittelständlern, die über Jahre hinweg mit traditionellen Finanzierungsformen ihre Unternehmen finanziert haben, nach wie vor mehr Skepsis gegenüber Private Equity als bei jungen Unternehmen?

Dr. Hallweger: Manche Mittelständler mögen fürchten, die Kontrolle über ihr Unternehmen zu verlieren. Sie möchten in ihrer Entscheidungsfreiheit nicht beeinträchtigt sein. Das wäre alleine deshalb bereits kein geeigneter Investment-Case für uns. Die Manager unserer Portfoliounternehmen sind im Regelfall Experten auf ihrem jeweiligen fachlichen Gebiet und erkennen die Vorteile von privatem Beteiligungskapital mit dem damit einhergehenden Zugewinn an unternehmerischem Knowhow und breitem Netzwerk.

finanzwelt: Das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) hat die Branche der Sachwertanlagen verändert. Ist Ihr Haus gut aufgestellt, um einen weiteren Erfolg am Markt sicherzustellen?

Dr. Hallweger: Unsere Unternehmensgruppe ist am vollregulierten „weißen" Kapitalmarkt angekommen. Seit Ende letzten Jahres ist der Vertrieb des ersten Alternativen Investmentfonds gemäß dem Kapitalanlagengesetzbuch aus dem HMW Emissionshaus AG, des MIG GmbH & Co. Fonds 15 geschlossene Investment-KG, von der BaFin gestattet. Damit kann der KAGB-konforme „MIG Fonds 15" ab sofort in Deutschland Anlegern angeboten werden. Die MIG Verwaltungs AG ist als externe KVG von der BaFin lizenziert und hat das Portfoliomanagement wie stets übernommen. Unser Vertrieb durch die HMW Innovations AG ist seit Jahren leistungsstark, rund 80 Mio. Euro Eigenkapitalplatzierung in einem enorm schwierigen Jahr 2014 sprechen da für sich. Ja, wir sind gut aufgestellt für ein erfolgreiches Jahr 2015.

finanzwelt: Das niedrige Zinsniveau wird uns noch eine Zeit lang erhalten bleiben und sollte Unternehmen und damit auch den Private Equity Investoren entgegenkommen. Der Startschuss für den „MIG Fonds 15" erfolgte ja vor kurzem. Welche Erwartungshaltung verbinden Sie mit dem Vertriebsstart?

Dr. Hallweger: Unsere Erwartung ist, dass wir dieses Jahr mit Retailfonds deutlich über 100 Millionen Euro Eigenkapital einsammeln werden. Dabei mag das niedrige Zinsniveau ein nicht unwesentlicher Parameter am Kapitalmarkt sein. Weit mehr Relevanz für unser Jahresergebnis jedoch besitzt unsere Transparenz gegenüber Finanzdienstleistern und Anlegern. Beide Gruppen hatten in den vergangenen Jahren am Finanzmarkt komplexe Herausforderungen zu bestehen. Wir sind kompetenter Partner für beide, das ist eine der tragenden Säulen unseres Erfolgs.

finanzwelt: „Wir werden Deutschland als Investitionsstandort für Wagniskapital international attraktiv machen und dafür ein eigenständiges Regelwerk (Venture Capital Gesetz) abhängig von den Finanzierungsmöglichkeiten erlassen", so die politischen Entscheidungsträger Ende 2013. Mahlen die Mühlen zu langsam, um günstigere Bedingungen für Investitionen in Start-ups zu garantieren?

Dr. Hallweger: Das politische Gewollte ist ebenso gut wie richtig. Im internationalen Wettbewerb der hochentwickelten Industrienationen werden jetzt die Plätze der Zukunft vergeben. Wer dabei nicht in seine Technologieführer von morgen investiert, dessen Wirtschaft, dessen Gesellschaft muss die Zeche bald und vor allem ebenso dauerhaft wie schmerzhaft bezahlen. Die politischen Prozesse beinhalten regelmäßig Kompromisslösungen, die bisweilen zu erheblichen Verzögerungen führen oder auch manchmal das Gewollte konterkarieren. Hier wäre in der Tat in unserer politischen Landschaft der heute vorherrschenden und stets berechtigten Vorsicht manchmal etwas mehr unternehmerischer Mumm zu wünschen. Nicht nur wir Unternehmer, manchmal muss eben auch die Politik etwas wagen, um große Ziele zu erreichen. „Venture" eben, Wagnis eingehen. (ah)

Printausgabe 01/2015