Deckungsnotstand in der Gewerbe- und Industrieversicherung
22.05.2025

Foto: Thomas Billerbeck, Präsident des BDVM © BDVM
Die aktuelle Studie „Deckungsnotstand in der Gewerbe- & Industrieversicherung“ zeigt deutliche Kapazitätsengpässe im Versicherungsmarkt auf. Im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler e. V. (BDVM) führten die Versicherungsforen Leipzig unter den Mitgliedsunternehmen eine Umfrage durch.
Die Untersuchung lieferte folgende zentralen Ergebnisse:
• Kapazitätsengpässe in zentralen Risikobereichen: Besonders betroffen sind die Risiken Feuer/Explosion/Blitzschlag/Leitungswasser (80 Prozent), Betriebsunterbrechung (63 Prozent) und Naturkatastrophen (44 Prozent).
• Branchen mit höchsten Engpässen: Besonders betroffen sind die Abfallwirtschaft & Recycling (66 Prozent), Rohstoffe (38 Prozent; insbesondere Holz), Lager und Logistik (34 Prozent). Hier treten besonders häufig Deckungsprobleme auf.
• Wachsende Bedeutung von Risikoprävention: Kunden sind bereit, in Prävention zu investieren. Jedoch bemängeln die Maklerinnen und Makler, dass Versicherer diese Maßnahmen zu wenig honorieren und berück- sichtigen.
• Herausforderungen durch ESG-Anforderungen: ESG-Maßnahmen wie Photovoltaikanlagen oder Wallboxen für E-Mobilität führen zu Versicherungsproblemen, da diese als risikosteigernd wahrgenommen werden. So sehen 56 Prozent der Befragten einen Konflikt zwischen ESG- Anforderungen und der Versicherbarkeit von Risiken.
An der Umfrage beteiligten sich 128 Mitgliedsunternehmen des BDVM. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Mehrheit der Befragten deutlich bis starke Einschränkungen der Versicherungskapazitäten im Gewerbe- und Industrie- versicherungsbereich wahrnimmt.
Als zentrale Ursachen werden eine strengere Risikoselektion der Versicherer sowie ein reduzierter Risikoappetit identifiziert. Die Maklerinnen und Makler berichten von steigenden Prämien, höheren Selbstbeteiligungen und strikteren Bedingungen für den Versicherungsschutz.
Bei der Frage nach Lösungsansätzen rücken zunehmend Präventionsmaßnahmen in den Fokus: 94 Prozent der Befragten sehen hier einen Bedeutungszuwachs. Beteiligungen werden von 47 Prozent als bevorzugte Variante genannt. Zudem messen die Befragten dem Beteiligungsgeschäft eine steigende Bedeutung bei (78 Prozent). Dabei zeigt sich: Insbesondere bei Kapazitätsengpässen steigt die Anzahl der beteiligten Versicherer. Die Komplexität durch beispielsweise unterschiedliche Prämiensätze und der Aufwand für Maklerinnen und Makler nehmen dabei ebenso zu.
Weiterhin denkt zumindest knapp die Hälfte der Befragten über eine Kooperation mit größeren Pools und Dienstleistern nach, um den Kunden weiterhin ausreichenden Versicherungsschutz bieten zu können.
Thomas Billerbeck, Präsident des BDVM, betont: „Unsere Studie zeigt deutlich, dass die Kapazitätsengpässe in der Gewerbe- und Industrieversicherung kein vorübergehendes Phänomen sind und inzwischen auch bei mittelständischen und kleineren Maklern spürbar sind. Besonders betroffen sind zentrale Wirtschaftsbranchen wie die Abfallwirtschaft und das Recycling, aber inzwischen auch Lager-, Lebensmittel- und Immobilienrisiken. Ein starker Versicherungsmarkt ist ein wesentlicher Standortfaktor für Deutschland. Wenn Unternehmen keine ausreichende Absicherung finden, gefährdet das den Wirtschaftsstandort. Dass dem bereits so ist, zeigen die Antworten unserer Mitglieder in der Studie.“ (mho)

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