KI-Boom in Asien: Schwellenländer stehen vor historischen Trendwende
06.05.2025

Kunjal Gala. Foto: © Federated Hermes.
Es ist eine historische Transformation, die Schwellenländer im Jahr 2025 bislang durchleben. Nach 14 Jahren unterdurchschnittlicher Performance zeichnet sich eine Trendwende ab. Die Emerging Markets erzielten 2024 eine Rendite von 7,5%, während die Märkte der Industrieländer um 18,7% zulegten. Diese Diskrepanz eröffnet nun attraktive Einstiegschancen für langfristig orientierte Investoren.
Drei Megatrends prägen die Zukunft der Schwellenländer: die digitale Revolution, der Klimawandel und der demografische Wandel. Diese Trends verstärken sich gegenseitig und schaffen eine beispiellose Dynamik. Der chinesische Markt entwickelte sich 2024 besonders bemerkenswert und übertraf mit einem Plus von 19,67% die übrigen Schwellenländer deutlich. Gezielte staatliche Stimulierungsmaßnahmen unterstützten diese Entwicklung und adressierten die strukturellen Herausforderungen im Immobiliensektor und bei verschuldeten Lokalregierungen.
Umsetzung der digitalen Revolution geht voran
Die digitale Revolution basiert im Wesentlichen auf drei technologischen Säulen: MikrochipTechnologie, Cloud Computing und Generative KI. Die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) steht eindrucksvoll für diesen Trend. Der Chip-Hersteller steigerte 2024 seinen Wert um 71%, getrieben vom globalen KI-Boom. Experten prognostizieren durch Generative KI (Gen AI) eine jährliche Wertschöpfung von 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar.
Cloud Computing demokratisiert den Zugang zu hochentwickelten digitalen Werkzeugen, besonders in Schwellenländern. Diese Infrastruktur ermöglicht Unternehmen, datenintensive Anwendungen effizient zu betreiben und flexibel zu skalieren. Eine aktuelle Studie von CB Insights zeigt: GenAI führt zwar die Technologieprioritäten für 2025 an, doch erst 32 Prozent der Unternehmen implementieren sie aktiv.
Das taiwanesische Unternehmen Lotes zeigt, wie die praktische Umsetzung funktioniert. Der Spezialist für Präzisionselektronik produziert CPU-Sockel und Kühlsysteme für moderne KIInfrastruktur. Taiwan entwickelt sich so zum Epizentrum der digitalen Transformation – mit TSMC als globalem Vorreiter. Das Unternehmen unterstützt ein breites Ökosystem an Zulieferern, von Mikrochip-Packagern bis zu Anbietern von Flüssigkühlungstechnologien.
Der Klimawandel als globale Herausforderung
Der Klimawandel zwingt die globale Wirtschaft dazu, fundamental umzudenken. Naturkatastrophen verursachten 2024 wirtschaftliche Schäden von 320 Milliarden US-Dollar, 140 Milliarden US-Dollar davon waren versichert. Somit war es für Versicherer das drittteuerste Jahr. Die USA spüren die Auswirkungen besonders: 45 Prozent aller Immobilien, mit einem Wert von 22 Billionen US-Dollar, sind von schweren Umweltschäden bedroht.
Doch auch die Energiewende beschleunigt sich. Die Energy Transitions Commission schätzt den Investitionsbedarf für Stromnetze bis 2050 auf 22,5 Billionen US-Dollar. China dominiert die grüne Fertigungsindustrie – von E-Autos über Batterien bis zu Solarpanels. Die Belt-andRoad-Initiative, auch als „neue Seidenstraße“ bezeichnet, sichert dem Land strategische Vorteile bei kritischen Rohstoffen.
Besonders in Schwellenländern verschärft sich die Lage. Steigende Meeresspiegel und Temperaturen bedrohen Küstenregionen. Nicht alle Länder verfügen über ausreichende Mittel zur Bewältigung. Doch auch in diesem Bereich entwickeln innovative Unternehmen Lösungen: VA Tech Wabag aus Indien liefert Wasseraufbereitungs- und Entsalzungstechnologien. Press Metal aus Malaysia nutzt Wasserkraft für CO2-arme Aluminiumproduktion. Die brasilianischen Unternehmen Rumo und Localiza Rent A Car setzen auf Biokraftstoffe. Gaztransport & Technigaz etabliert sich als Technologieführer im LNG-Transport.
Neue Generation prägt neue Märkte
Aber nicht nur die digitale Transformation und der Klimawandel, auch der demografische Wandel verändert die Wirtschaft und auch die Gesellschaften grundlegend. Die UN prognostiziert ein Wachstum der Weltbevölkerung auf 9,7 Milliarden Menschen bis 2050. Die Zahl der über 60-Jährigen steigt von 1,4 auf 2,1 Milliarden.
Während Indien, Indonesien und Ägypten von einer demografischen Dividende profitieren, kämpfen Europa und Ostasien mit rapiden Alterungsprozessen in ihrer Bevölkerung. Die USA wachsen zwar demographisch, müssen aber ihre Gesundheitssysteme anpassen.
Die Generation Z etabliert sich als Wirtschaftskraft. Sie stellt 2025 ein Viertel der globalen Arbeitskräfte und prägt mit digitaler Affinität und Nachhaltigkeitsorientierung neue Märkte. China erlebt hierbei eine besondere Dynamik. Das chinesische Unternehmen Kanzhun ist erfolgreich in der generationengerechten Ansprache durch KI-gestützte Rekrutierung. Die Prosus-Gruppe investiert in digitale Plattformen für junge Konsumenten – von Essenslieferungen bis E-Commerce.
Investment-Implikationen
Die Gewinner von morgen verbinden die Elemente der digitalen Transformation, Nachhaltigkeit und des demografischen Wandels miteinander. Sie verstehen lokale Marktdynamiken und nutzen gleichzeitig die großen globalen Technologietrends. Gezielte Investments in solche Unternehmen versprechen überdurchschnittliche Renditen bei kontrollierbaren Risiken – und lassen Investoren an der Trendwende der Emerging Markets teilhaben.
Gastbeitrag von Kunjal Gala, Head of Global Emerging Markets bei Federated Hermes.

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