Alternativen fürs Depot

23.06.2025

Andreas Görler / Foto: © Pruschke & Kalm GmbH

Trotz einer größeren Anzahl von militärischen Konflikten, erratischer US-Außenpolitik und zunehmender Staatsverschuldung in relevanten Volkswirtschaften liefen internationale Aktienmärkte unbeirrt von einem Hoch zum nächsten.

Als Anleger möchte man möglichst lange dabei sein und will keine Chance auf noch höhere Renditen verpassen. Trotzdem gilt es, das Portfolio etwas resilienter zu gestalten, falls es doch mal wieder in die andere Richtung geht. Neben den aktuellen Möglichkeiten, über Anleiheinvestments ordentliche Renditen zu erzielen, gibt es weitere Alternativen, um die Volatilität in einem Portfolio zu verringern und trotzdem akzeptable Ertragschancen zu wahren.

Infrastruktur als defensiverer Depot-Baustein

Beispielsweise können internationale Infrastrukturwerte, wie Aktien von Elektrizitäts-, Wasser-, Mautstraßen-, Kommunikations-, Eisenbahn- und Flughafenunternehmen, aufgrund ihrer geringeren Korrelation zu traditionellen Anlageklassen ein Portfolio wirksam diversifizieren. Meist handelt es sich um physische Anlagegüter, die für die Grundversorgung und den Wirtschaftsverkehr unverzichtbar sind. Gleichzeitig erhalten Anleger die Chance auf geringere Volatilität, stabile Cashflows, Inflationsschutz und Kapitalwachstum. Der Bereich „Infrastruktur“ befindet sich in einer Wachstumsphase, die noch mehrere Jahrzehnte andauern kann. Die Industrieländer auf der ganzen Welt modernisieren die bestehende Infrastruktur, und die Schwellenländer errichten immer schneller neue Infrastrukturen, um mit den Anforderungen der wachsenden Bevölkerung und der Urbanisierung Schritt zu halten. Dies treibt das Wachstum der Vermögensbasis von Infrastrukturunternehmen an.

Man schätzt, dass dabei knapp 20 Billionen US-Dollar im Segment Elektrizitätsversorgung investiert werden. Jeweils ca. 8 Billionen US-Dollar werden für regulierte, vertraglich vereinbarte Erzeugung von Gas, Solar und Wind sowie in Netzwerke und Speicher benötigt. Auch in Deutschland versucht man, mit dem aufgelegten „Sondervermögen“ erhebliche Mittel in diesen Bereich zu lenken.

Inflationäre Tendenzen werden kompensiert

Hinzu kommt, dass steigende Zinsen und die damit einhergehende Inflation sich mittel- bis langfristig nur wenig auf die Bewertungen regulierter Vermögenswerte auswirken, wenn die Inflation direkt oder indirekt an die Endkunden (beispielsweise Strom, Gas, Wasser) weitergereicht werden kann. Bei Segmenten mit nutzungsabhängiger Bezahlung (zum Beispiel Transport) fließt in Zeiten zyklischen Wachstums und steigender Zinsen üblicherweise mehr Kapital, und die Auswirkungen höherer Kapitalkosten werden durch die höheren Bewertungen überkompensiert. Bezogen auf die letzten 30 Jahre lässt sich feststellen, dass Infrastrukturwerte und die Inflation kaum miteinander korrelierten. Dadurch bietet sich Anlegern die Chance, an einem stark expandierenden Markt und dem Potenzial für Kapitalzuwachs teilzuhaben.

Mit dem Franklin Templeton ClearBridge Infrastructure Fonds erhält man einen internationalen Aktienfonds, der hauptsächlich in die G7-Staaten investiert. Der Nordea 1 – Global Listed Infrastructure Fund hat einen ähnlichen Schwerpunkt. Der ERSTE Stock Asia Infrastructure sowie der OVID Asia Infrastruktur Fonds fokussieren sich auf asiatische Titel.

Investition in Konsumentenkredite

Anleger, die stabile, anleiheähnliche Renditen ohne die üblichen Kursschwankungen bei Renteninvestments erzielen wollen, haben die Möglichkeit, Fonds zu erwerben, die in Kreditplattformen für private Konsumentenkredite investieren. Hierbei werden die Kredite in „Zertifikate-Mäntel“ gefasst, die letztlich Bestandteil des Portfolios sind. Es wird dabei nur in Länder investiert, die keine Möglichkeit der Privatinsolvenz kennen (beispielsweise Länder wie Schweden, Island, Lettland, Litauen). Außerdem sind die Plattformen hoch transparent, komplett digitalisiert, und die maximale Kredithöhe ist begrenzt. Die Renditen entsprechen dann den Zinsmargen der jeweiligen Darlehen abzüglich Risikokosten. Die Ausfallraten dieser Kredite sind extrem niedrig. Die durchschnittlichen Kreditlaufzeiten liegen bei ca. 1,5 Jahren.

Die Wertentwicklung ist dann auch recht geradlinig, mit niedriger Volatilität und überdurchschnittlicher jährlicher Ausschüttung. Da das Basisinvestment aber aus Krediten besteht, sind solche Finanzprodukte nicht so handelbar wie Aktien- oder Rentenfonds. Meist kann man nur ein- oder zweimal im Monat kaufen bzw. verkaufen. Die Monega Kapitalanlagegesellschaft aus Köln bietet mit dem nordIX European Consumer Credit Fonds ein entsprechendes Anlageinstrument an.

Mischfonds aus Aktien, Anleihen und alternativen Investments

Mittlerweile gibt es auch Kombinationsprodukte aus liquiden Anlagen wie Aktien und Anleihen sowie weniger liquiden Investments wie Rohstoffen, Immobilien und Private Equity. Das Investmenthaus antea aus Hamburg hat Mandate an Flossbach von Storch, DJE, ACATIS (für Aktien und Anleihen), Rothschild & Co (Private Equity), Seppelfricke & Co (Immobilien) und Tiberius Asset Management (Rohstoffe) vergeben. Diese Unternehmen bearbeiten unabhängig voneinander das jeweilige Segment innerhalb eines Fonds. Mischfonds dieser Art können inflationäre Tendenzen und Schwächephasen an den Kapitalmärkten besser abfangen als reine Aktienfonds oder einfache Mischfonds.

FAZIT

Es gibt bereits einige Finanzprodukte, mit denen man in alternative Investments investieren kann. Diese Produkte können ordentliche Renditen erzielen, korrelieren nicht so stark mit den traditionellen Kapitalmarktsegmenten, sind nicht so volatil und reagieren nicht so stark auf inflationäre Tendenzen. Eine Beimischung in ein gut strukturiertes Portfolio ist daher sinnvoll. Man sollte es aber nicht übertreiben, da nicht alle Finanzprodukte so liquide sind wie Aktien, Anleihen oder entsprechende traditionelle Fonds. In Infrastruktur-Fonds oder Kombinationsprodukten aus verschiedensten Anlageklassen können auch Investments enthalten sein, die für Anleger mit ausgeprägtem Nachhaltigkeitskompass nicht geeignet sind, auch wenn die „EU-Taxonomie“ recht viel erlaubt. In den Factsheets zu den Fonds findet man entsprechende Hinweise zur Valutierung und zur Nachhaltigkeit.

Marktkommentar von Andreas Görler, sen. Wealth Manager, zert. Fachmann für nachhaltige Investments, Pruschke & Kalm GmbH – Wellinvest –, Berlin