Kleinen Unternehmen geht es an die Substanz

15.09.2022

Foto: © Adobe Stock - stock.adobe.com

Der Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex gibt die Stimmung von Soloselbstständigen und Kleinstunternehmen wieder. Nun ist er auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Erhebung gesunken. Die befragten Unternehmerinnen und Unternehmer haben in der aktuellen Lage besonders zu kämpfen.

Diverse negative Faktoren beeinträchtigen die Wirtschaft zurzeit massiv. Insgesamt ist das allgemeine Geschäftsklima dementsprechend schlecht. Deutlich dramatischer ist die Situation für Soloselbstständige und kleine Unternehmen. Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen, erklärt: „Das Geschäftsklima für Soloselbstständige und Kleinstunternehmen hat sich erneut verschlechtert. Dies war vor allem der schlechteren Beurteilung der aktuellen Geschäftslage geschuldet.“ Der Jimdo-ifo Index misst die Situation der kleinen Unternehmen seit über einem Jahr separat. Die Geschäftserwartungen erholten sich dabei zwar leicht um 0,9 Punkte auf -27,7 Punkte, müssen aber richtig eingeordnet werden: „Die Erwartungen hellen sich leicht auf, bleiben aber von Pessimismus geprägt“, erläutert Wohlrabe.

Große Lücke zwischen kleinen Unternehmen und Gesamtwirtschaft

Bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage geht die Kluft zwischen Gesamtwirtschaft und Soloselbstständigen weiter auseinander. Während das Klima in der Gesamtwirtschaft mit 22,1 Punkten noch positiv ausfällt – trotz eines Rückgangs um 0,6 Punkte – setzt sich bei den Soloselbstständigen der Negativtrend der letzten drei Monate weiter fort. Im August liegt der Index hier bei 3,4 Punkten, ein Rückgang um 2,5 Punkte.

Die „Kleinen“ leiden mehr

„Die kleinen Unternehmen haben schon durch Corona am stärksten gelitten und bekommen jetzt die Auswirkungen der Rezession und Energiekrise als erste zu spüren“, so Matthias Henze, CEO von Jimdo. Eine weitere Umfrage von Jimdo bei Selbstständigen bestätigt die schlechte Stimmung. Über die Hälfte der Teilnehmenden bewertet die Geschäftslage im August schlechter als noch im Juli. In Interviews berichten viele von ihnen insbesondere von reduzierten Umsätzen, da ihre Kunden zögerlicher konsumierten. Henze resümiert: „Wir müssen unglaublich aufpassen, dass wir die Kleinen nicht wieder ins Messer laufen lassen.“

Politik ist jetzt gefordert

Dr. Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des VGSD e.V. (Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland) stellt deutliche Forderungen an die Politik: „Die politisch Verantwortlichen müssen deutlich machen, dass sie die enorm schwierigere Lage der Solo- und Kleinstunternehmer*innen verstanden haben und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung ergreifen. 2020/21 ging die Zahl der Selbstständigen unter dem Strich um 300.000 zurück. Das darf sich nicht wiederholen, denn damit geht die von ihnen getragene regionale und kulturelle Vielfalt verloren. Mit ihrem Spezialwissen, das sie verschiedensten Auftraggebern zur Verfügung stellen, sind Solo- und Kleinstunternehmen unverzichtbar für die Digitalisierung, die Transformation der Energieversorgung und gegen den Fachkräftemangel. Diesen Beitrag zu leisten muss der Staat einfacher machen, statt immer komplizierter und bürokratischer.“ (lb)