„Machen ist wie wollen, nur krasser!“

20.12.2023

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Verborgene Risiken im US-Finanzsystem. Die Lage des deutschen Baufinanzierungsmarkt und fehlende Gelder bei der KFW. Eine Zinsprognose.

Wenn wir einen Ausblick der Zinsen für die nächsten 90 Tage wagen, müssen wir uns vor allem auf die versteckten Risiken im US-Finanzsystem fokussieren. Diese haben direkte Auswirkungen auf den deutschen Baufinanzierungsmarkt und die damit verbundenen Pfandbriefentscheidungen.

Die Probleme in den USA sind vor allem die kürzliche Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes durch die Ratingagentur Moody‘s Investors Service (MIS): Das signalisiert fundamentale Schwächen. Trotz des Anstiegs des Volumens der von ausländischen Investoren gekauften US-Staatsanleihen von 13,4 auf 14,3 Mrd. US-Dollar fiel deren relativer Anteil an den gesamten ausgegebenen Schulden. Dies deutet auf ein Überangebot und eine sinkende Nachfrage hin, ein alarmierendes Zeichen, so dass die USA möglicherweise Schwierigkeiten haben, ihre wachsende Schuldenlast zu finanzieren. Die Schulden der US-Regierung sind von 17,9 Mrd. auf 23,9 Mrd. Dollar gestiegen. Das führt zu einer Schuldenspirale. So steckt die USA in einer immer enger werdenden Zwickmühle, die sich zwischen steigender Verschuldung und begrenzter Nachfrage nach Staatsanleihen befindet. Das führt zu einer Unsicherheit bei den primären Händlern. Banken, die US-Staatsanleihen kaufen, äußern Bedenken über Defizit- und Wachstumsprognosen der USA, mit der Sorge, auf diesen Schulden sitzen zu bleiben. Dazu kommt, dass das US-Finanzministerium wahrscheinlich mehr Schulden aufnehmen muss als angekündigt. Einhergehend mit einer Erhöhung der Auktionsgrößen für Staatsanleihen. Aber auch die Pläne für ein Rückkaufprogramm werden spannend. Denn ab 2024 plant das Finanzministerium, ein Programm zum Rückkauf eigener Schulden zu implementieren, ähnlich wie in Japan, um die Schuldenlast zu verwalten. Was wird als Nächstes passieren? In der aktuellen Lage ist es schwer vorstellbar, dass die Fed die Zinsen weiter erhöhen wird. Höhere Zinsen würden nur die Kosten für die Schulden erhöhen. Wenn die Fed mit der quantitativen Straffung fortfahren und Anleihen verkaufen möchte, konkurriert sie mit dem US-Finanzministerium auf dem Markt. Dies könnte ein großes Problem verursachen, wenn die Fed versucht, ihre US-Staatsanleihen zu verkaufen. Es besteht die Möglichkeit, dass sie ihren Standpunkt zur quantitativen Straffung zurückziehen muss.

Die EZB und die deutsche Haushaltspolitik

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in den letzten Jahren eine straffe Geldpolitik verfolgt, um der hohen Inflation entgegenzuwirken. Mit der allmählichen Stabilisierung der Inflationsraten erwarten wir im Jahr 2024 einen vorsichtigen Beginn von Zinssenkungen. Diese kleinen Schritte der EZB werden voraussichtlich einen positiven, aber moderaten Einfluss auf die Hypothekenzinsen haben. Aber die geopolitischen Spannungen, insbesondere die Konflikte in der Ukraine und im Gazastreifen, bleiben weiterhin große Unsicherheitsfaktoren. Die Ereignisse könnten zu Schwankungen im Zinsmarkt führen, weshalb eine sorgfältige Beobachtung der globalen Politik für Finanzentscheidungen unerlässlich ist. Aber nicht nur außenpolitisch gibt es Unsicherheiten. In Deutschland hat das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds (KTF) eine zusätzliche Belastung für den Immobiliensektor und die Baubranche geschaffen. Die Entscheidung führte zu einer rückwirkenden Ungültigkeitserklärung bereits eingeplanter Finanzmittel, was unmittelbare und gravierende Auswirkungen auf den Immobilienmarkt hat. In diesem Kontext erlebt die Baubranche ein besonders schwieriges Jahr. Steigende Baukosten und Zinsen haben zu einer Verschlechterung der Auftragslage geführt, und die Branche leidet unter übermäßiger Bürokratie und mangelnder Planungssicherheit.

Das Urteil hat auch weitreichende Folgen für den Bundeshaushalt, die sich in einer vom Finanzminister verhängten Haushaltssperre manifestiert. Das betrifft auch die staatliche KfW-Bank und deren Förderungen. Dadurch sind vier wichtige Förderprogramme ins Stocken geraten, und es besteht das Risiko, dass weitere folgen könnten. Diese Entwicklungen verschärfen die bereits angespannte Situation am Zinsmarkt weiter. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) muss nun gegensteuern, und bereits angedeutete Maßnahmen wie eine Zinspause durch die EZB-Präsidentin Christine Lagarde könnten Teil dieser Bemühungen sein.

Wie reagieren Fed und EZB?

Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Szenario ist die Rolle der Zentralbanken, insbesondere der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank (Federal Reserve, Fed). Ihre Entscheidungen bezüglich der Geldpolitik haben direkte Auswirkungen auf Märkte wie Bitcoin. Eine Verzögerung in der Lockerung der Geldpolitik könnte den Bullenmarkt für Bitcoin hinauszögern und den Zentralbanken Zeit verschaffen, um eine stärkere Position für die Einführung eigener digitaler Währungen (CBDCs) zu erreichen. Dies deutet auf eine komplexe Interaktion zwischen traditioneller Finanzpolitik, digitalen Währungen und der globalen Wirtschaft hin, die die Zukunft der Baufinanzierung und des Immobilienmarktes wesentlich beeinflussen könnte.

Der Immobilienmarkt

Angesichts der aktuellen Marktlage ermutigen wir potenzielle Käufer, aktiv zu verhandeln. Viele Verkäufer sind bereit, Preissenkungen in Betracht zu ziehen, was in der aktuellen Zinssituation besonders vorteilhaft sein kann. Meine Empfehlung für die Immobiliensuche ist „ThinkImmo von der ING“, ein Tool, das Immobilien nach Bruttorendite, Cash-flow und Lage aus den meisten Immobilienportalen analysiert. Für das Jahr 2024 empfehle ich, die Zinsentwicklungen genau zu beobachten und auf mögliche Zinssenkungen vorbereitet zu sein. Gleichzeitig sollten potenzielle Immobilienkäufer die Gelegenheit nutzen, um günstige Konditionen auszuhandeln. Neben den oben beschriebenen Trends und Entwicklungen im Finanzsektor hebt der renommierte Finanzierungsspezialist Daniele Manfre einen wesentlichen Aspekt hervor, der in der aktuellen Phase der Finanzwelt besonders prägend ist. Manfre betont, dass wir uns nun in einer Phase befinden, die sich mit dem Motto: „Machen ist wie wollen, nur krasser!“ zusammenfassen lässt. Diese Aussage unterstreicht die zunehmende Bedeutung von Taten gegenüber bloßen Absichten im Finanzsektor. Es ist eine Zeit, in der konkrete Maßnahmen und Entscheidungen weitreichendere Auswirkungen haben als strategische Planungen und Prognosen. Diese Dynamik spiegelt sich in der Reaktionsgeschwindigkeit der Märkte, der Anpassungsfähigkeit von Finanzstrategien und der zunehmenden Bedeutung von Agilität und Entschlossenheit in der Finanzbranche wider.

Die Zinslandschaft bleibt dynamisch. Freie 34i-Vermittler wie wir sind bestrebt, stets aktuelle und fundierte Beratungen anzubieten. So werden Finanzentscheidungen mit Blick auf die zukünftigen Entwicklungen optimal gestaltet.

Martin Petter
Geschäftsführer
Kredithaus24