Stressrepublik Deutschland

18.11.2020

Foto: © Kittiphan - stock.adobe.com

Eine Swiss Life-Studie zeigt, dass sich der Großteil der Deutschen gestresst fühlt – oft mit äußerst negativen Folgen. Das gilt vor allem für die Menschen an der „Corona-Front“. Die Pandemie könnte auch manches Problem in die Zukunft verlagert haben.

Bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie klagten viele Beschäftigten im Gesundheitswesen über eine hohe Arbeitsbelastung und Stress. Die Pandemie hat dieses Problem nun verschärft. So gaben in einer Umfrage von Swiss Life 91 % der befragten Berufstätigen im Gesundheits- und Pflegebereich an, unter Stress zu leiden, für 31 % ist die Stressbelastung nach eigener Aussage durch Corona noch schlimmer geworden. Aber auch für die Gesamtbevölkerung ist in den vergangenen Monaten das Stresslevel deutlich gestiegen: Von den insgesamt ca. 2.100 Umfrageteilnehmer sagten 80 %, dass sie in den vergangenen Monaten unter Stress gelitten hätten. Dabei gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern: So fühlen sich 84 % der Frauen gestresst, bei den Männern sind es mit 76 % etwas weniger.

Arbeit ist Hauptfaktor

Immer wieder Horrormeldung, Angst um die Zukunft und dazu noch deutlich weniger Möglichkeiten zur Zerstreuung: Die vergangenen Monate stellen für die menschliche Psyche eine enorme Belastung dar. Dennoch sieht nur eine Minderheit der Gestressten Corona als Hauptursache für ihr Leiden: 21 % machen die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes für ihr zuletzt hohes Stresslevel verantwortlich, einen fehlenden Ausgleich durch wegfallende Freizeitaktivitäten oder Urlaub sehen nur 23 % als Ursache für ihr Stressproblem an. Deutlich mehr Probleme macht den Menschen hingegen die Arbeit: So sehen 55 % der berufstätigen Befragten Zeitdruck als Stressursache an, die große Aufgabenmenge ist für 47 % ursächlich, für 35 % ist es eine unangenehme Arbeitsatmosphäre.

Die Befragten haben sehr unterschiedliche Strategien mit Stress umzugehen. So versuchten 27 % der betroffenen Erwerbstätigen, mit Entspannungsübungen den Beschwerden entgegenzuwirken, 23 % setzen auf mehr Bewegung. Jedoch ergreifen 32 % keinerlei Maßnahmen, um präventiv Stress gegenzusteuern.

Stress ist Hauptursache für Berufsunfähigkeit

Stress gefährdet nicht nur die Gesundheit, sondern kann auch finanzielle Folgen mit sich bringen. „Stress und psychische Belastungen sind die Hauptursache, warum Menschen berufsunfähig werden“, erläutert Stefan Holzer, Leiter Versicherungsproduktion und Mitglied der Geschäftsleistung von Swiss Life Deutschland. „Stresssymptome sollten deshalb ernst genommen werden, um die eigene Gesundheit sowie die finanzielle Unabhängigkeit nicht aufs Spiel zu setzen“, so Holzer. Allein in den vergangenen zehn Jahren verzeichnete Swiss Life bei der BU-Ursache psychische Erkrankungen einen Anstieg um 40 %. Somit sind seelische Probleme die häufigste Ursache, warum Menschen frühzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden. Die Corona-Pandemie könnte das Problem noch weiter verschärft haben. So haben 37 % der Menschen mit Stress wegen Corona anstehende Arztbesuche verschoben. (ahu)