Armutsfalle Scheidung: So nehmen Frauen das Thema Geld in die eigenen Hände

07.03.2024

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Etwa 44 Jahre sind Frauen in Deutschland im Schnitt alt, wenn sie sich scheiden lassen. Danach droht oft eine angespannte finanzielle Situation. Noch immer ist das Armutsrisiko bei Alleinerziehenden Frauen besonders groß. Auch in der Rente sieht es bei Geschiedenen oft düster aus. Börsen-Experte Ulrich Müller rät allen Frauen dazu, beim Thema Geld entschieden aufzutreten: „Wenn es um die Altersvorsorge geht, sind getrennte Konten Pflicht“, so Müller.

Der Anlage-Experte rät allen Frauen dazu, ihre Altersvorsorge selbst in die Hand zu nehmen. Berührungsängste lässt der Selfmade-Millionär dabei nicht gelten: „Die richtigen ETFs für einen Sparplan auszusuchen, gelingt schnell. Eine Möglichkeit sind etwa Produkte auf den MSCI World. Danach kommt es darauf an, kontinuierlich dabeizubleiben und lange durchzuhalten“, weiß Müller. Schon ab Beträgen von 25 Euro können Frauen ihr Geld monatlich in Aktien stecken. Die Kosten sind dabei gering. „Gerade wer wenig hat, sollte auf die Kosten achten“, so Müller. „ETFs sind in diesem Zusammenhang unschlagbar.“

Doch auch Frauen, die längst verheiratet sind, können sich finanziell „empowern“. Müller rät auch hier zu einer Altersvorsorge im eigenen Namen. „Wenn der Ehemann die Geld-Dinge der Familie allein regelt, sollten Frauen sich zumindest berichten lassen, wie es um die gemeinsame Altersvorsorge steht“, findet Müller. „Wenn Frauen wissen, wo wie viel Kapital geparkt ist, hilft das im Scheidungsfall.“ Noch immer werden rund vierzig Prozent der Ehen in Deutschland wieder geschieden.

Kommunikation auf Augenhöhe

Wenn der Ehemann gut verdient und die Frau den überwiegenden Teil der Care-Arbeit übernimmt, ist das nach Ansicht des Finanz-Fachmanns ebenfalls ein guter Grund für ein offenes Gespräch – schließlich ist Care-Arbeit anstrengend und in der Regel nicht vergütet. „Frauen sind, gerade wenn sie zusätzlich berufstätig sind, oft doppelt belastet. Wer seinem Partner bei der Karriere den Rücken frei hält, sollte Zuschüsse zur Altersvorsorge offensiv einfordern“, findet Müller.

Doch selbst dann, wenn Frauen bereits geschieden sind, bestehen für den Finanz-Experten noch gute Chancen, die Armut abzuwenden. Erster Schritt ist es, Unterhaltsansprüche konsequent durchzusetzen, ohne einen Scheidungskrieg anzuzetteln, von dem letztlich nur Anwälte profitieren. „Wer schon in der Ehe offen und auf Augenhöhe über Geld gesprochen hat, kann sich auch besser einigen“, weiß Müller. „Statt eine gemeinsame Immobilie in Zeiten niedriger Preise auf den Markt zu werfen, könnte sich etwa die gemeinsame Vermietung lohnen.

Emanzipation, die sich rechnet

Ist die Scheidung durch, kann es auch ab Mitte 40 noch gelingen, Geld bis zum Ruhestand auf die hohe Kante zu legen. Wer mit 45 Jahren 10.000 Euro in ETFs anlegt und monatlich 150 Euro spart, hat mit 65 selbst bei mittelmäßigen Renditen einen Betrag von rund 82.000 Euro auf dem Konto. Dieser Betrag reicht bei einer monatlichen Entnahme von 500 Euro bei einem gleichbleibenden Zinssatz von 4 Prozent mehr als 19 Jahre, also bis 84. „Das Rechenbeispiel zeigt, dass eine Scheidung nicht zwangsläufig zur Armut führt“, weiß Müller. Wenn Frauen sich noch intensiver mit dem Thema Geld auseinandersetzen, sind nach Ansicht des Börsen-Profis mit Fonds oder Aktien gar noch höhere Renditen möglich. Voraussetzung dafür ist einzig und allein Finanz-Wissen. „Frauen sollten sich Wissen über Geld anlesen, darüber sprechen und Informationen aktiv einfordern. Das ist eine Form der Emanzipation, die sich rechnet“, fordert Müller.