Ölservice-Aktien vor einer mittelfristigen Renaissance?
09.07.2025

Gerd Häcker, geschäftsführender Gesellschafter der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH in München / Foto: © Steinbeis & Häcker
Die Ölservice-Branche spielt eine zentrale Rolle in der globalen Energieversorgung, da sie die Exploration, Förderung, Wartung und Weiterverarbeitung von Öl- und Gasquellen ermöglicht. Unternehmen in dieser Branche stellen essenzielle Dienstleistungen wie Bohrungen, technische Wartung, Reservoir-Management und Spezialausrüstung bereit, die für den Betrieb von Öl- und Gasförderanlagen erforderlich sind. Bekannte Unternehmen in diesem Sektor sind beispielsweise Schlumberger, Halliburton, Baker Hughes. Eine Kolumne von Gerd Häcker, geschäftsführender Gesellschafter bei Steinbeis & Häcker.
In den vergangenen Jahren stand die Ölservice-Industrie unter erheblichem Druck durch sinkende Investitionen, eine zunehmende Regulierung und den globalen Trend zu erneuerbaren Energien. Es gibt einige Argumente, warum sich ein Investment in Ölservice- Aktien in den kommenden Jahren lohnen könnte.
Steigende Nachfrage nach Öl und Gas in den nächsten Jahren Obwohl der Trend zur nachhaltigen Energie fortschreitet, bleibt Öl kurzfristig ein essenzieller Bestandteil der Weltwirtschaft. Schwellenländer wie Indien und China, die ein starkes Bevölkerungswachstum und eine zunehmende Industrialisierung erleben, werden weiterhin hohe Mengen an fossilen Brennstoffen benötigen. Selbst in westlichen Industrieländern bleibt die Nachfrage nach Öl in Sektoren wie Luftfahrt, Schwerindustrie und Petrochemie weiterhin hoch. Ein abrupter Wechsel zu erneuerbaren Energien ist kurzfristig nicht möglich, sodass Öl und Gas mittelfristig ein bedeutender Energieträger bleiben werden. Solange Ölkonzerne auf neue Quellen angewiesen sind, wird die Nachfrage nach Ölservice-Dienstleistungen hoch bleiben.
Niedrige Investitionen in den letzten Jahren sorgen für Nachholbedarf
In den vergangenen Jahren haben viele Ölkonzerne aufgrund schwankender Ölpreise und Unsicherheiten im Markt ihre Investitionen in neue Förderprojekte stark reduziert. Dies hat dazu geführt, dass viele Ölquellen nun an Kapazitätsgrenzen stoßen oder aufgrund von mangelnder Wartung ineffizient arbeiten. Ein Mangel an Neuinvestitionen führt oft dazu, dass Ölpreise mittelfristig steigen, weil die Produktion nicht mit der steigenden Nachfrage mithalten kann. Sobald die Preise ein Niveau erreichen, das Investitionen rentabler macht, fließt Kapital wieder verstärkt in neue Projekte. Ölservice-Unternehmen profitieren dabei überproportional, da sie die nötige Infrastruktur für neue Explorations- und Förderprojekte bereitstellen.
Engpässe bei Ausrüstung und Fachkräften treiben die Preise für Ölservice-Leistungen
Die zyklische Natur der Branche hat dazu geführt, dass in wirtschaftlich schlechten Zeiten viele Fachkräfte entlassen wurden und Investitionen in Bohranlagen oder Wartungsdienste zurückgefahren wurden. Sobald jedoch die Nachfrage nach Ölprojekten wieder steigt, entstehen Engpässe – sei es bei spezialisierten Ingenieuren oder bei der Verfügbarkeit von Ölbohrgeräten. Da viele Ölkonzerne kurzfristig auf zusätzliche Förderkapazitäten angewiesen sind, können Ölservice-Unternehmen ihre Preise für Dienstleistungen und Ausrüstungen erhöhen, was ihre Gewinnmargen verbessert. Besonders stark profitieren davon spezialisierte Unternehmen in den Bereichen Tiefseebohrungen, Fracking-Technologie oder hochspezialisierte Wartungsarbeiten für bestehende Ölplattformen.
Geopolitische Spannungen und Energiesicherheit als Treiber für die Branche
Die geopolitische Unsicherheit in vielen Regionen der Welt beeinflusst stark die Öl- und Gasbranche. Der Krieg in der Ukraine hat beispielsweise zu einer Neuordnung der globalen Energieversorgung geführt. Viele westliche Länder haben sich von russischem Öl und Gas abgewandt und suchen nach neuen Förderquellen. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass viele Länder ihre eigenen Energieressourcen stärker nutzen möchten. Die USA investieren massiv in ihre Fracking-Industrie, während Europa neue Offshore-Projekte in der Nordsee vorantreibt. Auch der Nahe Osten setzt weiterhin auf eine Expansion der Ölproduktion. Dies führt zu einer steigenden Nachfrage nach den Dienstleistungen von Ölservice-Unternehmen, da sie für den Aufbau und die Wartung dieser neuen Förderquellen unerlässlich sind. Die Ölreserven der großen Ölkonzerne (wie ExxonMobil, Chevron, Shell, BP, TotalEnergies) haben sich in den letzten Jahrzehnten tendenziell rückläufig entwickelt. Die geschätzte Lebensdauer der Reserven ist bei gleichbleibender Förderung bei vielen Konzernen auf unter 15 Jahre gefallen.
Risiken einer Investition in Ölservice-Aktien
Der Ölpreis ist eine der unberechenbarsten Variablen im Energiemarkt. Er wird von vielen Faktoren beeinflusst, darunter OPEC-Entscheidungen, geopolitische Ereignisse und makroökonomische Entwicklungen. Ein plötzlicher Preisrückgang kann dazu führen, dass Ölkonzerne ihre Investitionen drastisch reduzieren. Investoren in Ölservice-Aktien müssen darauf vorbereitet sein, dass die Branche zyklischen Schwankungen unterliegt und sich nach Boom-Phasen oft wieder Rückgänge einstellen. Der Wandel zu einer post-fossilen Energiezukunft könnte die Investitionstätigkeit dämpfen. In einigen Ländern gibt es bereits Gesetze, die Fracking oder Tiefseebohrungen stark einschränken. Sollten in Zukunft strengere Maßnahmen ergriffen werden, könnte dies die Investitionstätigkeit in der Branche dämpfen und somit die Nachfrage nach Ölservice- Dienstleistungen reduzieren.
Lohnt sich ein Investment in Ölservice-Aktien?
Ölservice-Aktien werden in den nächsten Jahren eine interessante Investmentmöglichkeit bieten, insbesondere für Anleger, die bereit sind, hohe zyklische Schwankungen in Kauf zu nehmen. Die steigende Nachfrage nach Öl, (IEA-Prognose bis ca. 2030) der Investitionsrückstau in der Branche, geopolitische Unsicherheiten und potenzielle Engpässe bei Fachkräften und Ausrüstung sprechen für eine Wachstumsphase in der Ölservice-Branche. Wer in Ölservice-Aktien investiert, sollte sich bewusst sein, dass es sich um eine zyklische Branche handelt, in der es sowohl Boom- als auch Krisenzeiten gibt. Für die nächsten 5 Jahre sehen wir ein gutes Chance-Risikoprofil, da sich viele Aktien auf einem günstigen Kursniveau befinden.

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