Ascore Analyse: PKVs auf dem Prüfstand

13.10.2023

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Sinkende Bewertungsreserven, stabile Eigenkapitalquoten und verbesserte Solvency-Quoten: Diese Trends zeigt das aktuelle PKV-Unternehmensscoring von Ascore Analyse. Von insgesamt 32 bewerteten Krankenversicherungsunternehmen erhielten vier Versicherer die höchste Bewertung.

Die Bewertung des PKV-Unternehmensscorings umfasst 17 bewertungsrelevante Kriterien aus den Bereichen „Erfahrung“, „Sicherheit“, „Erfolg“ und „Bestand“. Zusätzlich fließen 20 nicht-bewertungsrelevante Kennzahlen sowie sechs ergänzende Info-Kennzahlen in die Analyse ein. Um Schwankungen auszugleichen werden hierbei die meisten Kennzahlen über drei Jahre gemittelt.

Steigende Bestandszahlen

Bei den Bestandszahlen konnte die Anzahl der versicherten Personen wieder gesteigert werden. Insgesamt ist die Anzahl der versicherten Personen von 36,1 Mio. auf 36,7 Mio. gestiegen. Hierbei ist die Anzahl der Vollversicherten mit 8,7 Mio. auf dem Vorjahresniveau geblieben, während im Bereich der Zusatzversicherungen weiterhin eine positive Tendenz zu beobachten ist.

Auswirkungen der steigenden Zinsen: Sinkende Bewertungsreserven

Die seit Mitte 2022 steigenden Zinsen für festverzinsliche Geldanlagen wirkten sich auf die Bewertungsreserven der Kapitalanlagen der Krankenversicherer aus. Insgesamt sind die saldierten Bewertungsreserven der Kapitalanlagen im Verhältnis zum Bestand der Kapitalanlagen von 14,4 % im Geschäftsjahr 2021 auf -6,6 % im Jahr 2022 gesunken, während die stillen Lasten von 0,3 % im Vorjahr auf 10,6 % stark angestiegen sind.

Dadurch lag auch die Sicherheitsmittelquote, welche die Bewertungsreserven mit einbezieht, insgesamt mit -1,1 % im Jahr 2022 weit unter dem Vorjahreswert von 22,2 %. Die Eigenkapitalquote konnte hingegen von 16,0 % auf 16,3 % leicht gesteigert werden. Auch die RfB-Quote (Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen) lag mit 36,5 % um ca. 1,3-Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.

Trotz Zinswende Verbesserung der Solvency-Quoten

Aufgrund rückläufiger Vermögenswerte und weniger rückläufiger Verbindlichkeiten sind die Eigenmittel (ohne Anwendung der Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassungen) im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 1,4 Mrd. Euro auf 31,4 Mrd. Euro gesunken. Demgegenüber lagen die Solvenzkapitalanforderungen mit insgesamt 7,4 Mrd. Euro um 0,6 Mio. Euro unter dem Vorjahreswert von 8,0 Mrd. Euro.

Die Solvency-Quote (netto) aller im Scoring bewerteten Gesellschaften hat sich somit von 409,1 % im Jahr 2021 auf 424,4 % im Jahr 2022 verbessert. Unter Berücksichtigung der Volatilitätsanpassungen sowie der Übergangsmaßnahmen, welche von sieben bzw. zwei Gesellschaften angewandt wurden, lag die Solvency-Quote insgesamt mit 439,2 % auch über dem Vorjahreswert von 427,2 %.

Kennzahlen im Bereich „Erfolg“ rückläufig

Die Entwicklung der Kennzahlen im Bereich „Erfolg“ im Geschäftsjahr 2022 war insgesamt rückläufig. Dies lässt sich unter anderem anhand des starken Rückgangs der Rohergebnisquote von insgesamt 14,7 % im Jahr 2021 auf 9,9 % im Jahr 2022 erkennen. Dazu haben sowohl das versicherungsgeschäftliche Ergebnis als auch das Nettokapitalanlageergebnis beigetragen.

Sowohl die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote als auch die Nettoverzinsung lagen mit 12,9 % bzw. 2,3 % unter dem entsprechenden Vorjahreswert von 15,1 % bzw. 2,9 %. Da jedoch die laufende Durchschnittsverzinsung, die alle laufenden Nettoerträge erfasst, auf dem Vorjahresniveau geblieben ist, ist der Rückgang der Nettoverzinsung auf die höheren Abschreibungen und Verluste aus dem Abgang von Kapitalanlagen zurückzuführen. Als Folgerung konnte für die Versicherten im Jahr 2022 insgesamt weniger der Rückstellung für die Beitragsrückerstattung zugeführt werden.

Zum Ratingverfahren

Im Vergleich zum Vorjahr wurde am Ratingverfahren keine Anpassung vorgenommen. Die Benchmarks der einzelnen Kennzahlen wurden wie jedes Jahr an die Marktentwicklung angepasst. Die Verteilung der Punkte erfolgt weiterhin nach dem „relativen Scoring-Verfahren“. Hierbei werden die einzelnen Kennzahlen in einen Vergleich zum Markt gesetzt und bewertet, wobei eine positive Wertung mit einem halben oder ganzen Punkt erfolgt.

Die letztlich erreichte Gesamtpunktzahl wird dann auf sechs Wertungsklassen umgelegt und in Ascore Kompassen ausgegeben. Auf eine direkte Gewichtung der einzelnen Kriterien wurde von den Analysten nach wie vor verzichtet. Bei der Bewertungssystematik setzt Ascore auf eine umfassende Betrachtung der Krankenversicherer und analysiert aussagekräftige Daten, die jährlich von den Ascore-Kennzahlenexperten überprüft und bei Bedarf entsprechend der Branchenentwicklung erweitert und modifiziert werden. (mho)