Baerbock übergibt Kinderschutzpreise

21.06.2019

Annelana Baerbock war in diesem Jahr Schirmherrin des HanseMerkur Kinderschutzpreises / Foto: © HanseMerkur

Drei Anerkennungspreisträger

Neben dem Hauptpreis wurden auch noch drei jeweils mit 10.000 Euro dotierte Anerkennungspreise verliehen. Einer davon ging an die Frankfurt University of Applied Sciences und die Goethe-Universität Frankfurt, die im Jahr 2015 mit der interdisziplinären Vorlesungsreihe im Ehrenamt „Frankfurter Modell: Kinderschutz in der Lehre“ ein bundesweites Pilotprojekt geschaffen haben. In diesem wird eine juristische, medizinische und sozialpädagogische Einführung in Ursachen, Anzeichen, Diagnostik, Verfahren, Folgen sowie Hilfen und Therapien bei verschiedenen Formen der Kinderswohlgefährdung gegeben. Studierende erwerben so Fachkenntnisse für das spätere Berufsleben zum Schutz und Behandeln von jungen Menschen, welche von seelischer und körperlicher Misshandlung oder Vernachlässigung bzw. sexuellem Missbrauch betroffen sind.

Ebenfalls einen Anerkennungspreis erhielt die AETAS Kinderstiftung, die in Oberbayern mit ihrem Projekt „KinderKriseInvervention“ eine Lücke in der Versorgung traumabelasteter Kinder schließt. Die Stiftung wird mit Sozialarbeitern, Psychologen, Medizinern und Traumafachberatern nach dem bundesweit einzigartigen Konzept der „aufsuchenden, psychosozial-systemischen Notfallversorgung“ immer dann tätig, wenn für Kinder und Jugendliche die Welt aus den Fugen gerät. Die Gründe hierfür können vielfältig sein: Tod naher Angehöriger, lebensbedrohliche medizinische Notfälle, Zeugenschaft von Verbrechen oder Unfällen und andere verstörende Anlässe. Mit aufsuchender Arbeit und einem individuellen Angebot für Kinder und deren Familien sowie Regelbegleitungen von bis zu einem Jahr werden Strategien für die Stabilisierung und die Distanzierung vom Unfassbaren erarbeitet.

Den dritten Anerkennungspreis erhielt die Diakonie Düsseldorf, die im Jahr 2017 das Projekt „Kinderschutz in Flüchtlingsunterkünften“ ins Leben gerufen hat und damit darauf reagiert hat, das in Erstaufnahmeeinrichtungen aufgrund des hohen Anteils an traumatisierten Kindern und der prekären räumlichen Situation noch viel Handlungsbedarf besteht. Die Fachberatungsstelle für Familien mit Gewalterfahrung nutzt dabei Vernetzungsstrukturen und nimmt Institutionen in die Pflicht, die räumliche Ausstattung und die personelle Qualifikation in den Unterkünften so zu gestalten, dass das Kindeswohl eine zentrale Rolle spielt. Hierzu werden Beratungs-, Schutz-, Betreuungs- und Informationsangebote entwickelt, über die bereits 32 Familien mit 65 Kindern erreicht wurden. In kultursensiblen Kursen und Dialogen lernen überforderte Eltern kindgerechte Verhaltensweisen. Außerdem werden Mitarbeiter von Kitas im Umgang mit durch Fluchterlebnissen traumatisierten Kindern geschult.

Sonderpreis nach Stuttgart

Auf der gestrigen Preisverleihung wurde zudem ein mit 5.000 Euro dotierter Sonderpreis verliehen. Dieser ging an den Stuttgarter „Verein zur Förderung von Jugendlichen e.V.“, der seit 2017 mit seinem Projekt „Antihelden“ die bundesweit einzige Online-Beratung für 10- bis 27-jährige Jungen und junge Männer zur tabuisierten Thematik der sexualisierten Gewalt bietet.  Das niedrigschwellige Angebot des kostenlosen und anonymisierten Onlinesettings bietet Ratsuchenden in einer Missbrauchssituation einen geschützten Raum über Chatgespräche. Hier reden sie in der Regel erstmals über ihre traumatischen Erlebnisse, was die Chance zu einer frühzeitigen Intervention ermöglicht. (ahu)