Bankenbeben - Konsequenzen für Anleger

22.03.2023

Uwe Wiesner, Vermögensverwalter der Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft / Foto: © H&H AG

Die letzten Wochen zeigten Anlegern erneut die Anfälligkeit des internationalen Finanzsystems. Was mussten die Anleger verarbeiten? Zwei Bankpleiten, die der Silicon Valley Bank und die der Signature Bank, eine Beinahe-Pleite, die der First Republic Bank, in den USA und in Europa die Rettung der Credit Suisse durch die UBS. Die ganze Situation nur Tage nachdem der Chef der US-Notenbank Jerome Powell dem Kongress versichert hatte, dass die finanzielle Situation der Banken solide sei.

Die Auslöser dieser Bankenkrise sind ähnlich den Ursachen in den Jahren 2007/2008. Zu geringes Eigenkapital, zu große Risiken und das alte Problem der Fristentransformation, dabei werden kurzfristige Einlagen langfristig investiert, was in Zeiten steigender Zinsen zu großen Verlusten führt. Bisher konnte ein möglicher Flächenbrand nur durch das konsequente und umfangreiche Handeln der Notenbanken verhindert werden. So wurde die Sicherheit der Einlagen der Silicon Valley Bank garantiert und die Übernahme der Credit Suisse wurde durch die Schweizer Notenbank eng begleitet. Diese Fakten zeigen den Umfang der Hilfen deutlich. Ist die Krise damit gebannt? Davon ist bis auf weiteres nicht auszugehen. Das Vertrauen der Marktteilnehmer ist, zumindest kurzfristig, stark beeinträchtigt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bankenbranche nun die gesamte Weltwirtschaft infiziert, ist weiterhin nicht hoch, auszuschließen ist sie nicht. Die Realwirtschaft ist noch robust, die Gewinne der Unternehmen sind stark. Aber auch hier sind dunkle Wolken am Horizont sichtbar. Die Inflation wird die Produktionskosten steigen lassen. Die Möglichkeit diese Steigerungen an Verbraucher weiterzugeben sinkt. Der Facharbeitermangel löst zusätzlichen Kostendruckdruck aus. Die Kreditaufnahme wird zunehmend erschwert. Einerseits durch die höheren Zinsen, andererseits durch die restriktiveren Banken. Diese werden in ihrer Bereitschaft Kredite zu vergeben durch die Branchenprobleme weiter eingeengt. Neben diesen allgemeinen wirtschaftlichen kommt die schwierige geopolitische Situation hinzu. Insgesamt ein „Cocktail“ von vielen und schwerwiegenden Risiken. Somit sind die Herausforderungen in der Geldanlage groß.

Worauf sollte sich ein Anleger aktuell konzentrieren:

1. In Zeiten von Inflation und Turbulenzen im Finanzsystem bieten Aktien eine gute Sicherheit. Unternehmen wie Siemens, Roche, Coca-Cola haben alle Krisen des letzten Jahrhunderts überstanden. Damit steht die Unternehmensbeteiligung im Gegensatz zum Geldsystem auf einem soliden Fundament.

2. Der Fortschritt und der Umbau der Weltwirtschaft zur Nachhaltigkeit gehen unabhängig vom Finanzsystem weiter. Somit werden Gesundheitsunternehmen, Energieversorger und Technologiefirmen weiter profitieren und wachsen.

3. Gold ist weiterhin die Versicherung gegen Turbulenzen im Finanzsystem und sollte in keinem Portfolio fehlen. Auch Krypto-Währungen können eine Alternative sein. Aktuell sind sie wie jede Innovation sehr spekulativ.

4. Währungsdiversifikation ist notwendiger denn je. Neben dem Euro und dem US-Dollar bieten Schweizer Franken und die norwegische Krone eine gute Möglichkeit zur Risikodiversifikation.

Das Fazit für Anleger lautet also: Die Unsicherheit und die Herausforderungen sind groß. Bei Beachtung der oben genannten Punkte gibt es gute Chancen, als Gewinner die nächsten herausfordernden Monate zu überstehen und das Vermögen zu sichern.

Gastbeitrag von Uwe Wiesner,
Vermögensverwalter der Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft in Berlin