Was sind die Folgen von Trumps Zollpolitik?
14.07.2025

Max Wienke. Foto: @ eToro
Die US-Berichtssaison beginnt diese Woche mit den Banken. Ihre Zahlen werden Aufschluss darüber geben, welchen wirtschaftlichen Schaden die Politik von Donald Trump bislang tatsächlich verursacht hat. Der Zickzack-Kurs des US-Präsidenten in der Zollpolitik sorgt weiterhin für Unsicherheit.
Die US-Banken eröffnen in dieser Woche die Berichtssaison. Die Zahlen zum zweiten Quartal sind für Anleger besonders relevant. Nicht nur, weil Banken traditionell als Erste Einblicke in die Wirtschaftslage geben, sondern auch, weil sie einen zentralen Bestandteil der Finanzmarktinfrastruktur darstellen. Dabei wird sich zeigen, welchen wirtschaftlichen Schaden Donald Trumps Politik bislang tatsächlich angerichtet hat.
Der US-Präsident hat in den vergangenen Monaten mehrfach Zölle angekündigt, einige wieder zurückgenommen und andere lediglich verschoben. Dieser Zickzack-Kurs sorgt für große Unsicherheit bei Unternehmen und erschwert die Planbarkeit im internationalen Handel. Die neue Deadline für mögliche EU-Zölle läuft am 1. August ab, was die Hoffnung auf eine Einigung am Leben hält. Doch eine Lösung ist keineswegs sicher. Anleger sollten bei den Banken insbesondere auf die Nettozinsmarge, die Kreditnachfrage, die Kreditqualität, das Gebührengeschäft sowie das Handelsgeschäft achten.
Im Großen und Ganzen zeigen sich die Märkte bislang nicht so besorgt, wie viele es vermutet hätten. Viele Anleger haben die Schwächephase im April als historische Einstiegschance genutzt. Der S&P 500 markiert inzwischen wieder neue Rekordhochs. Dennoch ist vor Beginn der Berichtssaison eine gewisse Zurückhaltung zu spüren, insbesondere bei Finanzwerten. In der vergangenen Woche kam es vermehrt zu Gewinnmitnahmen. Der S&P 500 Financials Index verlor 1,9 Prozent an Wert.
Diese Woche wird sich zeigen, ob die Rally der vergangenen Monate gerechtfertigt war und ob sie sich fortsetzen kann oder ob die bisherigen Zollauswirkungen unterschätzt wurden. Je größer die Abweichung von den erwarteten Ergebnissen, desto stärker könnte die Marktreaktion ausfallen.
Die wichtigste Unterstützungszone für den S&P 500 Financials wurde bereits erreicht, der Bereich zwischen 844 und 868 Punkten (Fair Value Gap, siehe Chart oben). Der Kurs notiert derzeit am oberen Rand dieser Range. Weiter unten liegt noch das Tief bei 827 Punkten. Erst ein Bruch dieser Marke nach unten würde eine Trendwende signalisieren. Bis dahin bleibt die aktuelle Abwärtsbewegung eine moderate Korrektur innerhalb des bestehenden Aufwärtstrends.
Was man nicht vergessen sollte ist, dass die US-Wirtschaftsdaten bislang überraschend wenig vom Handelsstreit beeinträchtigt wurden. Für Anleger, die direkt in Bankaktien investiert sind, sind auch Aussagen zur Dividendenpolitik und zu möglichen Aktienrückkäufen von besonderer Bedeutung. Am Dienstag starten BlackRock, Citigroup, JPMorgan und Wells Fargo in die Berichtssaison. Am Mittwoch folgen Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley. Alle Unternehmen legen ihre Zahlen vor Eröffnung der US-Börsen vor.
Das Gewinnwachstum im Finanzsektor dürfte im zweiten Quartal nur halb so hoch ausfallen wie im Gesamtmarkt. Erwartet werden 2,4 Prozent im Jahresvergleich, während für den gesamten S&P 500 ein Plus von 4,8 Prozent prognostiziert wird. Der Finanzsektor würde damit als Bremse für den Marktdurchschnitt wirken.
Im Fokus stehen erneut die Kommunikationsdienstleister und Technologieunternehmen, die das Gewinnwachstum maßgeblich antreiben dürften. Mit erwarteten Wachstumsraten von 29,6 Prozent bzw. 16,6 Prozent. Beim Umsatz hingegen dürfte der Finanzsektor leicht über dem Marktdurchschnitt liegen. Erwartet werden 4,7 Prozent gegenüber 4,2 Prozent im S&P 500. Allerdings ist der Abstand nicht besonders groß.
Der Finanzsektor im S&P 500 hat in den vergangenen drei Monaten um 14,4 Prozent zugelegt, eine beachtliche Entwicklung in so kurzer Zeit. Dennoch rangiert er damit im Vergleich eher im unteren Mittelfeld. Besonders stark präsentierten sich die Technologie- und Industriesektoren mit Kurszuwächsen von 33,2 Prozent beziehungsweise 22,1 Prozent. In dieser Woche wird sich zeigen, ob der Finanzsektor aufholen kann oder im Vergleich weiter zurückfällt.
Marktkommentar von Maximilian Wienke, Marktanalyst bei eToro.

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