Chefvolkswirt Mayr: Federal Reserve hat Soft Landing weiter im Visier

21.09.2023

Die US-Notenbank hat gestern getagt. Der Leitzins blieb unverändert. „Powell hat erneut betont, weiter „geduldig“ und „vorsichtig“ vorgehen zu wollen, um das Soft Landing zu erreichen. Bislang ist ihm das gut gelungen“, schreibt Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz, in einem aktuellen Marktkommentar.

Der globale Zinszyklus befinde sich in der Spätphase. „Die Fed sieht aber nach wie vor Aufwärtsrisiken für die Inflation, auch weil der Arbeitsmarkt noch eng ist und von Rohstoffpreisseite neues Ungemach droht“, erläutert Mayr. Er geht davon aus, dass weitere Zinsschritte nur dann erfolgen, falls sich das BIP-Wachstum wieder beschleunige oder die Lohndynamik nochmal anziehe. Baldige Zinssenkungen sind nach den neuen Projektionen der Fed aber noch unwahrscheinlicher geworden.

EZB könnte noch vor der Fed Zinsen senken Mayr zufolge ist der Inflationsdruck in Europa kurzfristig noch höher als in den USA. „Hier ging der Inflationsimpuls stärker von der Angebotsseite aus und die Nachfragedämpfung muss dementsprechend stärker ausfallen. Zudem wirken die aktuell wieder gestiegenen Energiepreise stärker auf den zu Grunde liegenden Inflationsdruck.“ Mit Blick auf das Jahresende dürfte der Rückgang der Inflation dann aber schneller ablaufen als in den USA, da die Konjunktur zunehmend unter Druck komme.  Die EZB habe etwas länger als die Fed „falkenhaft“ kommuniziert, aber jüngst auch umgesteuert, und werde wohl nicht mehr als noch einen oder zwei zusätzliche Zinsschritte machen. „Die EZB könnte die Zinsen dann aber rascher wieder senken als die Fed.“

Aussichten für Anleger

Aus Anlegerperspektive würden Durationsrisiken nun wieder zunehmend interessant. Angesichts der noch bestehenden zyklischen Risiken empfiehlt der Ökonom, bei Kreditrisiken selektiv vorzugehen. (ah)