Chinas Tech-Riesen im Visier der Regulierungsbehörden

30.08.2021

Hagen Ernst, stellvertretender Leiter Research & Portfoliomanagement bei der DJE Kapital AG / Foto: © DJE

Eine Dekade lang herrschte in China ungebremstes Wachstum, und für die Regierung stand die Bekämpfung von Armut ganz oben auf der Agenda. Jetzt will sich China verstärkt auf nachhaltiges Wachstum und soziale Gerechtigkeit konzentrieren. Dafür setzt die Staatsführung auf eine immer strengere Regulierung von Unternehmen, was derzeit vor allem die mittlerweile sehr dominant gewordenen Technologiekonzerne zu spüren bekommen.

Bereits im November letzten Jahres hatte die Regulierung im chinesischen Fintech-Segment für Aufsehen gesorgt, als eine neue staatliche Maßnahme zur Wahrung der Finanzstabilität in Kraft getreten ist. Diese Vorschrift verlangt höhere Einlagen bei Kreditvergaben – mindestens 30 Prozent Eigenkaptal – auch bei Kleinstkrediten, was generell das Wachstum im Kreditgeschäft bremst. Ant Financial, der Finanzarm des E-Commerce-Riesen Alibaba, hatte bis dato großzügig Kredite vergeben. Deren Risiken trugen jedoch die Partnerbanken. Mit der Regulierung musste der bereits angekündigte Börsengang von Ant kurzfristig abgesagt werden. Daraufhin geriet auch der Mutterkonzern unter Druck und konnte sich seitdem nicht wieder richtig erholen. Das war der Anfang einer mittlerweile breiten Korrektur der zuvor hoch im Kurs stehenden chinesischen Internetwerte.

Alibaba und Tencent: gemeinsame Ökosysteme?

Übermächtig gewordene IT-Konzerne wie Tencent und Alibaba sollen durch Regulierung geschwächt und der Wettbewerb gefördert werden. Dabei scheut die chinesische Regierung auch nicht vor drastischen Maßnahmen zurück. Tencent hält mit seiner Kommunikationsplattform WeChat das Monopol in diesem Segment, und die größte heimische IT-Firmengruppe Alibaba verfügt über einen Marktanteil von über 50 Prozent im Onlinehandel. Im Zuge der Interventionen wurden Alibaba exklusive Partnerschaften mit Einzelhändlern untersagt, und dem Musik-Streaming-Anbieter Tencent Music (60 Prozent Marktanteil) exklusive Musikrechte ohne Kompensation entzogen. Auch die Fusion der Tencent-Beteiligungen Douyu und Huya, die zusammen den Markt für Spiele-Streamingdienste mit einem Marktanteil von 70 Prozent dominiert hätten, wurde untersagt. Die Konzerne Tencent und Alibaba haben jüngst reagiert, indem sie ihre „geschlossenen Ökosysteme“ nun gegenseitig öffnen wollen. So könnte WeChat Pay auf Alibabas E-Commerce-Marktplätzen Taobao und Tmall eingeführt – und im Gegenzug Alibaba-E-Commerce-Listings auf der WeChat-App gezeigt werden.

Welche weiteren Veränderungen es in China gibt, lesen Sie auf Seite 2