Nachhaltige Dividende: Cashflows für den grünen Übergang

29.12.2025

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Die globale Dividendenbasis hat 2024 neue Höchststände erreicht, mit rekordverdächtigen 1,75 Billionen Dollar in weltweiten Ausschüttungen. Für das Gesamtjahr 2025 wird weiteres Wachstum von etwa 7,7 Prozent erwartet. Doch nicht alle Dividendenerträge sind gleich. Entscheidend ist weniger die Höhe der Ausschüttung als deren Herkunft, nämlich ob sie aus planbaren, regulierten Cashflows stammt oder aus Projekten, deren Wirtschaftlichkeit an Zinsniveau, Genehmigungen und zunehmend volatilen Hardwarekosten hängt. So rückt die Verbindung von Ausschüttungsfähigkeit und echtem Geschäftsmodell in den Mittelpunkt: Robust ist, was ökologischen Übergang und verlässliche Erträge zugleich trägt.

Europäische Strom- und Netzinfrastrukturen, insbesondere regulierte, stützen die Ausschüttungsqualität. Netzbetreiber planen bis 2035 Investitionen von 1,2 bis 1,4 Billionen Euro in die Modernisierung und den Ausbau der Stromnetze. Diese Investitionen sind weitgehend durch regulierte Tarifmechanismen geschützt, was robuste Ertragsbasis und planbare Dividenden sichert. Jüngste Analysen verweisen insgesamt auf höhere Netz-Capex bis 2027 sowie eine solide Ertragsbasis, die den Sektor für einkommensorientierte Anleger attraktiv erhält.

Das europäische Dividendenwachstum wird für 2025 auf etwa vier Prozent prognostiziert, mit erwarteten Gesamtausschüttungen von rund 459 Milliarden Euro. Offshore-Windkraft andererseits ist zentral für Europas Dekarbonisierungsziele, doch steigende Kosten und Lieferkettenrisiken dämpfen die Perspektiven. Die IEA hat ihre Prognose für globales Offshore-Wachstum bis 2030 deutlich reduziert. Die Kosten sind dabei ein zentraler Treiber des Rückgangs. Europäische Offshore-Windprojekte haben 2024 Kostensteigerungen von 23 Prozent erlebt – mit Levelized Cost of Energy (LCOE) von 0,080 US-Dollar/kWh im Vergleich zu 0,065 US-Dollar/kWh im Vorjahr. Diese Teuerung beeinträchtigt die Projektrentabilität unmittelbar, zumal viele Entwickler fest kalkuliert haben. Parallel haben Lieferkettenfriktionen und neue Zollrisiken – etwa auf stahlintensive Komponenten – die Planungssicherheit verschärft.

Das große Bild bleibt gleichwohl konstruktiv: Global sind Dividenden auf Rekordpfade zurückgekehrt, zugleich verschiebt sich ihre Zusammensetzung systematisch. Denn: Einkommensströme speisen sich stärker aus Bereichen mit belastbarer Nachfrage, regulierten Erlösrahmen und realwirtschaftlichem Nutzen – von Netzen über Speicher bis zu effizienteren Industrieanlagen. Für die Einordnung der Marktlage helfen zwei Blickachsen: erstens die globale Ausschüttungsbasis, die 2024 neue Höchststände erreicht hat und für 2025 weiteres Wachstum erwarten lässt – ein Zeichen von Unternehmensgesundheit trotz makroökonomischer Schwankungen. Zweitens die Investitionsströme in die Transformation, die trotz Gegenwinds zulegen und damit künftige, zunehmend „grüne“ Cashflows vorbereiten.

Ein letzter – und möglicherweise wichtigster – Prüfstein für die „nachhaltige Dividende” ist die Kapitalallokation. Belastbar wird eine Ausschüttung, wenn mehrere Qualitätskriterien erfüllt sind: Die Dividende muss durch freien Cashflow nach Erhaltungsinvestitionen gedeckt sein, nicht durch Schuldenaufnahme oder Vermögensverkäufe. Ein robuster Puffer hier signalisiert langfristige Tragfähigkeit. Die Payout-Ratio sollte unter 70 bis 75 Prozent liegen – ideal sind 40 bis 60 Prozent, um Raum für künftige Steigerungen zu belassen. Verbindliche Leverage-Ziele (etwa Nettoverschuldung zu EBITDA unter 2,5x) schützen die finanzielle Flexibilität. Die Transformation muss aus dem operativen Cashflow und kontrollierten Neuverschuldung finanzierbar sein, nicht durch Ausschüttungskürzungen erzwungen werden. Für Anleger zählt deshalb nicht nur Politik- und Zinssensitivität, sondern auch die Netto-Perspektive: Währungs- und Quellensteuereffekte, Refinanzierungskosten und künftiger Investitionsbedarf entscheiden darüber, was tatsächlich ankommt. Europäische Utilities offerieren dabei deutlich höhere Renditen als ihre US-Pendants – durchschnittlich 5,2 Prozent gegen 3,2 Prozent in den USA. Wer diese Kriterien in Rebalancing- und Nachkaufregeln verankert, erhält laufende Erträge, ohne die Zukunft des Geschäfts zu verzehren.

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Makrtkommentar von Dyrk Vieten, Sprecher der Geschäftsführung der unabhängigen Vermögensverwaltung ficon Vermögensmanagement GmbH