Der Weg ist vorgezeichnet

19.06.2020

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Natürlich hat die einsetzende Corona-Epidemie auch den ETF-Markt erfasst. So ist das ETF-Handelsvolumen beispielsweise im März geradezu explodiert. Insgesamt zogen Anleger in diesem Monat circa 23 Mrd. US-Dollar aus europäischen ETFs ab, wovon Aktien- und Anleihefonds in etwa gleichstark betroffen waren. Seitdem, so die Marktteilnehmer, haben die Mittelabflüsse jedoch abgenommen. Neben institutionellen und privaten Investoren waren es auch sogenannte Robo-Advisor, die für diesen deutlichen Rücksetzer sorgten. Netto-Zuflüsse gab es hingegen bei Geldmarkt-ETFs. Wer im Crash-Abverkauf seine Anteile abgestoßen hat, sitzt allerdings jetzt auf realisierten Verlusten, während die Börsenkurse nach ihrem Tiefpunkt am 16. März wieder angestiegen sind. Dennoch blicken die Emittenten optimistisch in die Zukunft. „Wenn wir uns den Allokationsmix aus aktiven und passiven Investments anschauen, sehen wir, dass dieser immer mehr in Richtung passiv geht. Der passive Anteil wird also größer“, so Dag Rodewald, Head Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich bei UBS. So ist deren Handelbarkeit ein wesentlicher Vorteil. Der passive Indexfonds kann, ähnlich wie ein Direktinvestment, an verschiedenen Börsenplätzen oder auch außerbörslichen Handelsplätzen in rasender Geschwindigkeit gehandelt werden. Die Emittenten sorgen dabei neben den restlichen Marktteilnehmern für die erforderliche Liquidität.

Branche setzt auf Nachhaltigkeit

Die vergleichsweise junge Indexfonds-Branche besticht geradezu durch ihre Innovationsfähigkeit. So wurde das omnipräsente Megathema Nachhaltiges Investieren längst von der ETF-Industrie aufgegriffen. „Gerade auch durch die Marktentwicklungen der vergangenen Wochen erkennen immer mehr Anleger, dass nachhaltige börsennotierte Indexfonds zur Portfoliooptimierung beitragen können. So haben nachhaltige ETFs weltweit betrachtet auch während der Marktturbulenzen im März deutliche Nettomittelzuflüsse verbucht, während Anleger aus den klassischen Pendants unterm Strich Mittel abzogen“, stellt BlackRock-Experte Scharl fest. Und bei der UBS heißt es, Nachhaltigkeit werde langfristig zum neuen Standard. Aber auch weitere thematisch zentrierte ETFs werden laut Marktstimmen bei den Anlegern punkten. Investmentthemen wie Digitalisierung ermöglichen es, die Portfolien nach individuellen Überzeugungen zu gestalten. „Neben Robotics, das schon länger im Fokus steht, bieten auch die veränderte Mobilität und die Digitalisierung von Infrastruktur, auch bekannt unter dem Begriff Smart Cities, Chancen für Anleger“, fügt Meyer zu Drewer an. Im Trend sind auch Produkte unter dem Label Smart Beta. Smart-Beta-ETFs bilden statt der klassischen nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes faktorgewichtete Indizes ab. „Dabei können sich Investoren einzelne Renditefaktoren wie Momentum, Value, Quality oder Volatility rauspicken oder in sogenannte Multifaktor-ETFs investieren. Wie ist nun die Frage „Passives Investieren, aber wie?“ zu beantworten? Zum einen müssen Sie in Ihrem Beratungsalltag die Funktionsweise von passiven Indexfonds kennen. Börsennotierte Indexfonds sind zweifelsfrei Core-Investments, allerdings nicht in jeder Marktphase bedenkenlos empfehlenswert. Auch thematisch zentrierte ETFs laufen gut, insbesondere mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Zu bemerken ist, dass es eine zunehmende Machtkonzentration größerer Anbieter gibt, die sich in einem schier gnadenlosen Verdrängungswettbewerb befinden. (ah)