Diversifiziert Ihr ETF-Portfolio wirklich?

09.10.2023

Thomas Freiberger - © Thomas Freiberger Vermögensverwaltung GmbH


Eine breite Diversifikation über sehr viele Aktien - am besten in einem Weltportfolio - verringert das Ausfallrisiko einer einzelnen Aktie. So vermeidet ein Anleger den Einfluss zufälliger Entwicklungen einzelner Wertpapiere auf sein Vermögen.

Viele Anleger legen in globale Indizes - meist durch Exchange Traded Funds, ETFs, - an.
Sie akzeptierten dabei oft unbewusst, dass sie ihr Vermögen in sehr wenige Aktiengesellschaften, die sehr groß und sehr teuer sind, konzentrieren: Eine nützliche Größe, um die Aktienanzahl zu ermitteln, die ein Portfolio beherrscht, ist die effektive Aktienanzahl. Diese Kennzahl leitet sich aus dem Umkehrwert des Herfindahl Index, der die Summe der quadrierten relativen Gewichte der einzelnen Aktien eines Portfolios misst, ab. So verfügt der bekannte MSCI ACWI Index trotz einer auf den ersten Blick beeindruckenden Streuung über 1.700 globale Aktien eine wesentlich bescheidenere effektive Aktienanzahl von 100 Einzeltitel. Der breitere FTSE-All-World Index umfasst über 4.000 Einzeltitel. Die effektive Aktienanzahl liegt jedoch nur bei 180.

Im Ergebnis bestimmen sehr wenige Titel die Wertentwicklung und das Risiko vieler globaler Indices! Was ist jedoch eine gute Diversifikation? Eine effektive Streuung im Rahmen eines Aktienportfolios zeichnet sich einerseits durch Investieren in viele Aktiengesellschaften (notwendige Bedingung), aber auch in verschiedenartige und voneinander unabhängige Risikoeigenschaften dieser Gesellschaften (hinreichende Bedingung) aus. Die empirische Kapitalmarkforschung nennt diese Eigenschaften Risikofaktoren, wie Größe, relativer Preis oder Profitabilität. Das kluge Streuen über diese unterschiedlichen Faktoren macht Diversifikation zum mächtigsten Werkzeug des Risikomanagements.

Eine Vielzahl von Aktien in einem Portfolio ist zwar eine notwendige Bedingung einer Diversifikation, aber keine hinreichende Bedingung: Der MSCI World IMI Index beinhaltet über 5.800 Unternehmen (Der bekannte MSCI World über 1.500 Aktien). Dennoch entfiel im ersten Halbjahr 2023 55 Prozent der Wertentwicklung des MSCI World IMI auf nur sieben Titel dieses Index‘ (Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, Tesla, Meta und Alphabet). Der Index stieg um 11,75 Prozent; die Top 7 alleine um 6,7 Prozent. Diese populären Gesellschaften sind nicht nur die nach der Marktkapitalisierung gemessen größten dieses breiten Index‘, sondern auch sehr teuer bewertete Unternehmen. Zum Stichtag 30. Juni 2023 waren Apple mit dem 49,1 f-fachen, Nividia mit dem 42,6-fachen, Tesla mit dem 17,3-fachen, Microsoft mit dem 13-fachen, Amazon mit dem 8,7-fachen, Alphabet mit dem 5,9-fachen und Meta mit dem 5,9-fachen des Kurs-Buchwert-Verhältnisses bewertet. Der MSCI World IMI Index wies zum gleichen Zeitpunkt eine Bewertung von 2,7 aus.

Trotz einer sehr hohen Zahl von Aktiengesellschaften dominieren sehr wenige Titel die Rendite und das Risiko vieler Aktienportfolios. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Gesellschaften häufig große und teure bewertete Unternehmen sind. Die Geschichte der Kapitalmärkte zeigt, dass das konzentrierte Anlegen in diese einseitigen Eigenschaften – groß und teuer - kein dauerhaft erfolgreicher Investmentansatz ist.

Wir empfehlen, Risiken wirklich über viele Unternehmen mit unterschiedlichen Risikoeigenschaften zu streuen! Ein Blick auf günstigere und kleinere Unternehmen kommt einem erfolgreichen Portfolio zugute!

Kolumne von Thomas Freiberger, Geschäftsführer der Thomas Freiberger Vermögensverwaltung GmbH, Wertpapierinstitut - Unabhängiger Honorar-Anlageberater in München