„Es geht um den sportlichen, nicht um den finanziellen Erfolg“
18.08.2025

Jordy Hermanns, Portfoliomanager, Aegon Asset Management / Foto: © Aegon
Fußball vereint Generationen und löst immense Emotionen aus. In ausverkauften Stadien kochen die Emotionen hoch. Jeder kennt bestimmte Fußball-Klassiker, die uns anlocken. Ob in Deutschland, Europa, den USA oder im fernen Asien. Und manche Top-Vereine haben den Schritt an die Börse unternommen. Hierzulande wurde die BVB-Aktie im Oktober 2000 im amtlichen Handel der Frankfurter Wertpapierbörse erstmalig notiert; der Ausgabekurs beläuft sich auf elf Euro. Manchester United, Lazio Rom oder Ajax Amsterdam sind weitere Beispiele. Ist das immer eine Erfolgsgeschichte? Wie schlagen sich diese Clubs am Kapitalmarkt? Fragen, die wir gerne mit Jordy Hermanns, Portfoliomanager Multi-Asset bei Aegon Asset Management, erörterten.
finanzwelt: Beim Fußball geht es um Emotionen. Was ist der Hauptunterschied zwischen börsennotierten Unternehmen und Fußballvereinen, die an die Börse gehen wollen?
Jordy Hermanns: Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass einige der bekanntesten Fußballvereine an der Börse notiert sind. Dabei sind Fußballaktien eine besondere Nische an den Aktienmärkten, nicht nur aus emotionaler Sicht, sondern auch aus finanzieller Sicht.
finanzwelt: Was sind die Gründe für die Underperformance von Fußballaktien wie Manchester United oder Borussia Dortmund?
Hermanns: Unsere Analyse vom letzten Jahr hat gezeigt, dass börsennotierte Fußballvereine in der Vergangenheit deutlich schlechter abgeschnitten haben als der breitere Marktindex. Dies gilt auch für große und bekannte Fußballvereine wie Manchester United und Borussia Dortmund. Die BVB-Aktie wurde im Jahr 2000 mit einem Kurs von elf Euro an der Frankfurter Börse eingeführt. Derzeit notiert die Aktie knapp unter vier Euro, was einer Gesamtrendite von mehr als -50 % entspricht. Im gleichen Zeitraum erzielte der DAX-Index eine Rendite von über 230 %. Wir erklären die starke Underperformance mit einer grundlegenden Fehlanpassung zwischen den Anreizen der Aktionäre (Maximierung des Shareholder Value) und den Prioritäten des Fußballvereins (Gewinn von Spielen).
finanzwelt: Sie haben den Pelé-Index entwickelt. Können Sie ihn erklären?
Hermanns: Der Pelé-Index ist ein Investmentindex, genau wie der DAX-Index oder der S&P 500. Der nach dem legendären Fußballspieler Pelé benannte Index bildet die Wertentwicklung von börsennotierten Fußballvereinen ab. Der Index reicht bis ins Jahr 1998 zurück und bietet eine gute Möglichkeit, die Wertentwicklung von börsennotierten Fußballvereinen zu verfolgen.
finanzwelt: Wie viele Fußballvereine sind im Allgemeinen aufgeführt? Wie viele sind im Pelé-Index aufgeführt?
Hermanns: Der Index umfasst alle öffentlich handelbaren Fußballvereine, d. h. er umfasst derzeit ein Engagement in 21 professionellen Fußballvereinen. Der Index hat ein Engagement in vielen großen europäischen Ligen, darunter die Premier League, die Bundesliga, die Serie A und die Ligue 1. Im Laufe der Zeit sind mehr Vereine in den Index aufgenommen worden als die 21, die es heute gibt. Bei der Gründung des Pelé-Index hatte die Aktie von Tottenham Hotspurs beispielsweise ein Gewicht von 9 %. Tottenham Hotspurs war der erste Fußballverein, dessen Aktien 1983 an der Börse notiert wurden. Die Aktie wurde 2012 von der Börse genommen, was zu einem Ausstieg aus dem Index führte. Das Gleiche gilt für den Celtic FC und Newcastle United. Beide waren ursprünglich im Index enthalten, sind aber aufgrund eines Delistings nicht mehr börsennotiert und nicht mehr Teil des Pelé-Index. Heute beläuft sich die Marktkapitalisierung des Pelé-Index auf insgesamt 6,1 Mrd. Euro, ein winziger Bruchteil des weltweiten Aktienmarktes. Manchester United FC ist mit einer Marktkapitalisierung von knapp über 2 Mrd. Euro der größte Wert im Index, gefolgt von Juventus FC und Borussia Dortmund.
finanzwelt: Gibt es Zeiträume, in denen sich die Aktien von Fußballvereinen genauso gut entwickeln wie der breitere europäische Aktienmarkt?
Hermanns: Seit der Einführung des Pelé-Index im Jahr 1998 hat der Index eine Gesamtrendite von -9 % erzielt. Dies steht in krassem Gegensatz zur Rendite von +270 % des breiteren Marktes im selben Zeitraum. Auch in der Saison 2024/2025 schnitt der Index schlechter ab als der breitere Aktienmarkt: um -17 Prozentpunkte. Aber es gibt tatsächlich Zeiten, in denen bestimmte Vereine gut abschneiden. In dieser Saison schnitten zum Beispiel einige dänische Vereine gut ab, ebenso wie Juventus und Benfica. Auch der BVB hat in dieser Saison eine positive Rendite erzielt. Auf längere Sicht zeigt sich jedoch, dass die meisten Vereine deutlich schlechter abschneiden als der Index.
finanzwelt: Was folgern Sie daraus? Unterscheiden sich die Anreize der Aktionäre von denen der Fußballvereine?
Hermanns: Fußballvereine wollen Spiele, Titel und Pokale gewinnen. Und sie wollen ihre Fans unterhalten. Das ist das wichtigste Ziel. Es geht um den sportlichen Erfolg, nicht um den finanziellen Erfolg. Das Ziel ist nicht die Maximierung des Gewinns und des Shareholder Value. Darin liegt die Diskrepanz.
finanzwelt: Würden Sie abschließend sagen, dass es sich nicht lohnt, in den Fußball zu investieren?
Hermanns: Wie bereits erwähnt, ist das Geschäftsmodell eines Clubs nicht auf die Interessen der Aktionäre ausgerichtet. Vor diesem Hintergrund würde ich sagen, dass dies keine guten Finanzinvestitionen sind. Um es mit den Worten von Johan Cruyff zu sagen: „Ich bin kein Dieb meiner eigenen Brieftasche“. Diesen Satz sollte man sich merken, vor allem, wenn man Investitionen in Fußballaktien in Betracht zieht. (ah)

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