ESG-Kriterien werden wichtiger Bestandteil des Risikomanagements

27.05.2021

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Das Thema Nachhaltigkeit lässt sich werblich gut einsetzen. Für die Versicherungen spielen aber eher andere Faktoren eine Rolle. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung hervor, die außerdem zeigt, dass die Unternehmensgröße einen entscheidenden Einfluss auf die Umsetzung von Nachhaltigkeit hat.

Für 60 % der deutschen Versicherer ist das Risikomanagement die Hauptmotivation zur Berücksichtigung von ESG-Faktoren. Das ist ein wesentliches Ergebnis der Studie „Sustainable investment in European insurance“, für die Aberdeen Standard Investments (ASI) gemeinsam mit dem Strategieberatungsunternehmen INDEFI in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Italien und Großbritannien der Frage nachgegangen ist, wie Versicherer bei ihren Investments mit Nachhaltigkeitsfragen umgehen und dafür CIOs von 60 europäischen Versicherungsgesellschaften befragt hat. Die Untersuchung zeigt zudem, dass für lediglich 20 % der deutschen Versicherer die Integration von ESG-Kriterien als Anlagechance oder Marketingthema gesehen wird.

Europaweit ist die Tendenz zu erkennen, dass viele Versicherer ESG-Kriterien in ihre Anlagepolitik stärker integrieren, wobei die größeren Unternehmen dabei tendenziell weiter sind als kleinere. Weil ökologische Aspekte besser messbar und in der Öffentlichkeit eine viel größere Rolle spielen, sind diese im Nachhaltigkeitsdenken der Versicherer deutlich präsenter. Nicht zuletzt aufgrund von Regulierungsvorhaben liegt der größte Fokus der Versicherer auf den Themen Klimawandel, Reduzierung des CO2-Fußabdrucks und Netto-Null-Ziele.

„Wie in anderen europäischen Ländern sind es in Deutschland die größeren Versicherer, die das Thema ESG bisher mit Hochdruck vorangetrieben haben. Seit die europäische Offenlegungsverordnung in Kraft ist, sind aber auch die kleineren und mittelgroßen Gesellschaften zunehmend auf das Thema fokussiert. Die Offenlegungsverordnung ist momentan auch der wichtigste Faktor, der die Veränderungen in der Anlagepolitik der Versicherer in Richtung ESG-Kriterien treibt. Auf der anderen Seite spielt die veränderte Wahrnehmung von ESG- und insbesondere Klima-Themen in der Öffentlichkeit auch bei Versicherungsunternehmen eine wichtige Rolle. In dieser Hinsicht nimmt in erster Linie die Lebensversicherungs-Branche eine Vorreiterrolle ein. ESG-Erwägungen sind bereits seit Jahren ein wesentlicher Bestandteil unserer Entscheidungsfindung, und als Vermögensverwalter können wir dazu beitragen, die in dieser Hinsicht nächste Entwicklungsstufe bei deutschen Versicherungsunternehmen voranzutreiben“, so Dr. Hartmut Leser, CEO der Aberdeen Standard Investments Deutschland AG.

Viele europäische Versicherer lagern die Umsetzung ihrer ESG-Ziele auf ihre externen Asset Manager aus, die zunehmend gut positioniert sind, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Die Fähigkeiten und Ressourcen bezüglich ESG werden damit zunehmend zu einem wichtigen Kriterium bei der Managerauswahl. Überdies geht aus der Umfrage hervor, dass die meisten Versicherer immer höhere Erwartungen an Vermögensverwalter richten. 81 % der europäischen Versicherer gaben an, dass sie nachhaltige Anlagepolitik auch auf ausgelagerte Anlagen anwenden, 35 % machen ESG-Kriterien zunehmend zum Bestandteil von Ausschreibungen. (ahu)