Familien stützen

21.04.2020

Azizi, Vertriebskoordinator Gesundheit der Gothaer Krankenversicherung AG / Foto: © Gothaer

finanzwelt: Wie wirkt sich das PSG II auf die Produktgestaltung aus?

Azizi: Die Grundstruktur der Produkte bleibt die gleiche. Die privaten Versicherer bieten Pflegekosten- oder Pflegetagegeldtarife an, welche auf den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung basieren und diese ergänzen. Durch das PSG II wurden viele Leistungen den realen Bedürfnissen der Pflegebedürftigen deutlich lebensnäher angepasst. Trotzdem sind viele Menschen noch unterversichert, da sie nicht mehr in eine private Pflegezusatzversicherung investieren wollten oder konnten. Da ist dann schnell das eigene Vermögen oder Einkommen oder das der Kinder in der Pflegekasse des Staates gelandet. Die gesetzliche Pflegeversicherung bleibt auch nach dem PSG II eine Teilkaskoversicherung, so dass weiterhin eine Pflegezusatzversicherung angebracht ist – umso mehr, wenn man die parallel stark steigenden Kosten der Pflege in Betracht zieht. So schnell kann der Gesetzgeber gar nicht nachziehen, wie sich hier die Kosten entwickeln. In der niedrigsten Pflegestufe musste ein Betroffener 2001 im Bundesdurchschnitt 164 Euro pro Monat zuzahlen – 2015 waren es bereits 428 Euro.

finanzwelt: Ist denn hierdurch der Beratungsprozess komplexer geworden?

Azizi: Natürlich wird der Beratungsprozess immer komplexer, je komplexer auch die Gesetzeslage wird. Die Parameter verändern sich permanent, so dass der Berater hier ständig auf dem Laufenden bleiben muss, um eine adäquate Beratung bieten zu können. Eine Falschberatung hätte hier ja fatale und lebenslange Folgen. Der Beratungsprozess war auch vorher schon sehr komplex, die permanenten Änderungen müssen natürlich laufend eingearbeitet werden. Hier bietet die Gothaer den Beratern kompetente Unterstützung durch aktuelle Unterlagen an. Zudem bieten die privaten Pflegeversicherer über die Compass private Pflegeberatung GmbH eine zentrale, kompetente Beratung an, die sich seit ihrer Gründung am 1. Januar 2009 sehr bewährt hat.

finanzwelt: Wie sollten Makler im Allgemeinen an ein Beratungsgespräch herangehen?

Azizi: Die Herangehensweise entspricht der klassischen Beratung, die eine hohe Kompetenz und Sachkenntnis voraussetzt. Makler müssen zunächst in einem ausführlichen Gespräch und einer genauen Analyse der Unterlagen die gesamte Situation des Kunden erfassen. Dazu gehört auch eine Analyse der ihm zustehenden gesetzlichen Leistungen in den verschiedenen Pflegestufen. Diskutiert werden muss zudem das persönliche Risikoempfinden des Kunden, was auch für die spätere Absicherung von Bedeutung ist. Auf dieser Basis berechnet man für verschiedene Szenarien die Lücke, die zwischen Einkommen, Leistungen und Pflegekosten besteht. Daraufhin kann man dem Kunden die passende Ergänzungsversicherung vorschlagen. Unverzichtbar ist dazu eine detaillierte Sachkenntnis der aktuellen Pflege-Gesetzgebung erforderlich.

Worauf Berater beim Beratungsgespräch bezüglich der Pflegeversicherung achten sollten, lesen Sie auf Seite 3