Frauen, kommt in die Finanzbranche!

06.02.2022

Foto: © brain2hands - stock.adobe.com

Neben Vertrauen geht es Chadya Kamal um einen systemischen Blick auf die Situation der Kunden. Diese erleben durch Chadya, was eine Blickwinkelveränderung bei ihren Finanzen möglich macht. Speziell bei Frauen geht es ihr um das Recht auf Umgang mit Geld auf Augenhöhe. Lan Anh Nguyen ist PR-Managerin bei Engel & Völkers und lehrt als Dozentin an der Hochschule in Hannover. Mit großer Leidenschaft engagiert sich die Miss Germany Finalistin für die Finanzbildung, um die Investmentkultur mitzugestalten und insbesondere Frauen für die Börse zu begeistern. Luisa Griwatz ist Geschäftsführende Gesellschafterin bei G&P GmbH und nennt sich „Deine Leadmaschine“. Makler und Vermittler, die keine Lust mehr auf Kaltakquise und gekaufte Leads haben, werden bei ihr glücklich. Daniela Landgraf ist Rednerin, Trainerin, Autorin und IHK-Prüferin. Bereits seit 2006 lehrt sie als Dozentin bei der Going Public! Akademie für Finanzberatung AG. Weiterhin ist sie als Dozentin für die Deutsche Fachakademie der Immobilienwirtschaft tätig. Tra My Cheng hat MA Money gegründet, um Finanzen salonfähig zu machen. In ihrer eigenen Kunstgalerie bietet MA Money ganz unkonventionell Finanzcoaching für Frauen an. Finanzen sollen nicht mehr länger mit negativen Gefühlen wie Unwohlsein und Ängsten verbunden werden, sondern Spaß machen. MA Money steht für selbstbewusste Frauen, die ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen und ihren ganz eigenen finanziellen Weg gehen.

Im ersten Teil unseres Roundtables zum Thema Frauen in der Finanzwelt berichten die Expertinnen, wie sie in die Finanzbranche gekommen sind und welche Herausforderungen dort auf sie warteten. Den zweiten Teil des Interviews finden Sie hier.

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Luisa Griwatz ist Geschäftsführende Gesellschafterin bei G&P GmbH und nennt sich „Deine Leadmaschine“ / Foto: © Sabrina Henkel[/caption]

Lenard von Stockhausen: Wie konnte es denn nur passieren, dass ihr in der Finanzwelt gelandet seid? Luisa Griwatz» Bei mir war es tatsächlich mehr oder weniger Zufall. Nach meinem Abitur wollte ich auf jeden Fall Karriere machen. Da war es für mich die logische Schlussfolgerung, in die wirtschaftliche Richtung zu gehen, und da war dann der Schritt zur Versicherungsbranche nicht mehr so weit. Es hat mir gut gefallen, deswegen bin ich auch dort geblieben. Daniela Landgraf» Bei mir ist es damals sehr ähnlich gewesen. Ich wollte allerdings nach meinem Abitur unbedingt studieren. Ich wollte Journalismus studieren oder Tierärztin werden – zwei sehr naheliegende Fächer (lacht). Dann hieß es: ‚Kind, mach erst mal eine kaufmännische Ausbildung‘. Und so habe ich nach einer Ausbildung geschaut, bei der möglichst viel bezahlt wird und bin bei der Allianz gelandet. Schnell habe ich dort die schönen Seiten kennengelernt, vor allem, wenn man mit Kunden zu tun hat. Chadya Kamal» Als Arbeiterkind aufgewachsen in einer Arbeiterwohngegend, die einen hohen Ausländeranteil hatte, fragte ich mich immer schon, warum haben meist die Deutschen Eigenheim mit Garten und ein schönes Leben und wir drehen immer das Geld mehrfach um, deshalb habe ich für mich entschieden zu verstehen, wie man zu Geld kommt und daher faszinierte mich naheliegend das Finanzwesen und daher meine Ausbildung zur Bankkauffrau. Also ich wusste immer, ich will ganz schnell viel Geld verdienen! Ich bin in einer typischen Arbeiterwohnsiedlung groß geworden und hatte in der Grundschule dann Freunde, die auf der anderen Seite des Sprengels wohnten. Die hatten diese wunderschönen Einfamilienhäuser mit Trampolin im Garten. Warum geht es denen so gut? Meine Eltern haben von ihrem kulturellen Hintergrund heraus sowieso immer gesagt: ‚Du als Frau wirst eher mal heiraten, Kinder kriegen und zu Hause bleiben.‘ Aber mich hat das Thema ‚Geld‘ fasziniert und mein erstes Ziel war dann natürlich eine Ausbildung in der Bank. Danach ging es nur noch tiefer in die Finanzbranche. Der Umgang mit Geld kann ich halt am besten. Und es macht mir Spaß. Anh Nquyen» Bei mir ist das ähnlich, weil ich ebenfalls aus einem konservativen Haushalt komme, wo man Sparen gelernt hatte, aber nie, wie man Geld investiert. Im Corona-Lockdown habe ich die Börse für mich entdeckt. Ich habe mich eingelesen, aber das Thema ist schon irgendwie sperrig. Ich war nie gut in Mathe und mein Mathelehrer würde es niemals glauben, was ich jetzt mache. Aber für jemanden, der lifestyle- und markenaffin ist, gibt es viele Parallelen. Also habe ich angefangen, eigene Aktienartikel zu schreiben und die Finanzaufklärung für mich entdeckt. Im Zuge meiner Teilnahme bei Miss Germany treibe ich meine Mission mit großer Passion voran.

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Lan Anh Nguyen, PR-Managerin bei Engel & Völkers und lehrt als Dozentin an der Hochschule in Hannover / Foto: © Sabrina Henkel[/caption]

lvs: Finanzaufklärung und Miss Germany: Passt das zusammen? Wieso macht das für dich Sinn? Nguyen» Durch das neue Konzept von Miss Germany macht das für mich durchaus Sinn. Denn das lautet ‚Be part of the Movement‘. Es geht nicht mehr nur rein um Schönheit, wie es früher war, sondern jede der Kandidatinnen hat eine gesellschaftsrelevante Mission. Mein Crossover aus Fashion und Finanzen kommt gut an. Durch den offenen Umgang mit meinen Investitionen möchte ich Frauen und Männer für Aktien begeistern und die Investitionskultur hierzulande voranbringen. Denn Deutschland hat viel Aufholpotenzial, wenn es um das Heranwagen an Kapitalmarktinvestitionen geht. Griwatz» Ich glaube, das gibt den Frauen ein bisschen mehr Mut, sich mit dem Thema zu beschäftigen, wenn Finanzen mit Mode leichter zugänglich werden. Tra-My Cheng» Der perfekte Übergang für mich, denn ich komme aus der Modebranche. Ich war lange Zeit Abteilungsleiterin für ein großes Modeunternehmen. Ich habe BWL und Finanzen studiert, aber eigentlich wollte ich Modejournalismus studieren. Aber das ging nur auf einer Privatschule und ich kam auch aus sehr armen Verhältnissen. Meine Mama war alleinerziehend mit drei Kindern. So bin ich später in die Finanzbranche gekommen, weil ich Vermögen für meine Kinder aufbauen wollte. Denn mein Junge geht zum Fußball, geht Musik machen und meine Tochter geht zum Ballett, und sie können alles ausprobieren. Also ganz anders als in meiner Kindheit. Das war eine extreme Passion für mich, für meine Kinder und für ihre Ausbildung Vermögen aufzubauen. Seitdem mache ich das für andere Eltern und alleinstehende Frauen auch.

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